Eingebauter Gerätetod

Geplante Obsoleszenz

Das ist kaputt - Geplante Haltbarkeitsbeschränkung

Vom geheimnisvollen Sterben der Dinge des alltägliches Bedarfs

Was würden jeder sagen, der erführe, dass in seinem tollen Auto schon gleich eine Kilometerbeschränkung eingebaut wäre, die Kaffeemaschine nach einer bestimmenten Zahl von Brühvorgängen den Geist aufgäbe? Wie würde man das nennen? Manipulation, Sabotage, Betrug? Und wie würde er handeln?

Kalkulierter Produktverschleiß

Schon früh wurde bekannt, dass Patente immer wieder von der Industrie aufgekauft wurden, sofern sie langlebige Güter betreffen, um sie vom Markt zu nehmen. So waren z.B. Nylonstrümpfe auf dem Markt, die keine Laufmaschen mehr zogen. Die mussten folglich weg.
Ziel: Die Ankurbelung des Absatzes kurzlebiger Waren, um entsprechend höheren Mehrwert zu erzielen.
Die Strumpf-Geschichte verlief allerdings insofern ein wenig anders, als hier keine Patente aufgekauft wurden, sondern einfach die Rezeptur verändert wurde. Die Nylonstrümpfe, 1940 von Dupont eingeführt, hielten ewig, was die Strumpfwirker ärgerte. Bis dahin war es immer Ziel der Ingenieure gewesen, möglichst langlebige Güter herzustellen. Nun wurde ihnen befohlen, "Fehler" einzubauern. Durch Senkung bzw. Entfall von stabilisierenden Chemikalien, welche die Strümpfe bei Sonnenschein vor Sprödewerden schützten, bekamen sie nun ihre von der Industrie erwünschten Laufmaschen. 

Flottes Glühbirnenkartell

Eine ähnliche Geschichte ist von Glühbirnenherstellern bekannt, die das Phoebus-Kartell gegründet hatten. Mitbegründer Osram und Philipps. Während schon 1924 rund 2500 Brennstunden Norm waren, ja viele Hersteller auf die 5000 Stunden zusteuerten und selbst ein Patent über 100.000 Stunden existierte, setzte das Kartell eine Dauer von tausend Stunden durch, bis zuletzt Usus, so dass viele meinen, das Kartell sei gar nie verschwunden gewesen, sondern existiere weiter. Auch chinesische Birnen brennen heute noch 5000 Stunden. Dieter Binningers Glühbirne war auf 150 000 Stunden ausgelegt. Ein Graus für die Hersteller. Hier ein interessanter TAZ-Artikel, auch zum höchst seltsamen Tod Binningers sowie des Treuhandpräsidenten Detlef Rohwedder, laut Bild " beim Auswechseln einer kaputten Glühbirne" erschossen, nachdem er der geplanten Abwicklung von "Narva", dem DDR-Glühbirnenhersteller - eine Pause verordnet hatte. Näheres zur Narva im nachfolgend beschriebenen Film.

Programmierter Gerätetod - Kaputt nach Plan

Wie auch immer: Mag sei, dass es einfach keiner weiteren Absprache bedarf; die einmal eingeführten Regeln funktionieren auch so, zum Wohle der Hersteller. Dabei kann man sich im Internet per Livermore Webcam eine berühmte Glühbirne angucken, die seit 1901 sage und schreibe mit einer kleinen Unterbrechung wegen des Umzugs in ein neues Feuerwehrhaus geleuchtet hat. Hier mehr dazu.
Folge: Eine Verschleuderung von Ressourcen, Umweltbelastung sowie unnötige Kosten beim Verbraucher, denn alles, unsere ganze Wirtschaft, beruht bekanntlich auf Wachstum. Das Ganze ist ein Riesenschwindel.
Es gibt weitere Beipiele: So existiert in jeder Waschmaschine eine Heizspirale, die seit rund 30 Jahren "zu Ende entwickelt ist", doch die Reparaturhäufigkeit hat sich in derselben Zeit verfünffacht. Dieses Bauelement wurde also so manipuliert, dass es weniger lange hält. So gibt es Computerbildschirme, in denen hitzeempfindliche Bauteile unnötigerweise gleich neben einer Hitzequelle liegen, ein Miele-Staubsauger hat eine Filterhalterung, die schnell bricht, ein Drehstuhl Scharniere aus weichem Plastik statt abriebfestem Eisens usw. Ein weiteres konkretes Beispiel liefert Bosch mit seinem Akku-Rasenmäher "rotak 43 li. Das Wechseln des Akkus kostet 100 Euro. Die Akkuzellen sind fest verlötet, sodass kaum festzustellen ist, welche zu ersetzten sind. Eine Zelle kostet rund 3 Euro, aber Spezialwerkzeug ist nötig, um an das Innenleben heranzukommen. Die Beispiele sind zahllos.

Defekt und Schrott nach Plan

Ein Glücksfall zum Thema "geplanter Gerätetod" ist nacherwähnter Dokumentarfilm, aufgrund dessen sich sich eine Korrespondenz mit Epson entspann.
Sie begann damit, dass der Verfasser erforschen wollte, warum sein Drucker pötzlich seine Arbeit verweigern könnte. Antwort: Das sei vermutlich auf ein volles Tintenvlies zurückzuführen, in dem überschüssige Tinte aufgefangen werde. Sei es voll, so werde der Druck zum Schutz vor Flecken auf Mobilar und Teppich eingestellt. Vliese seien nur zeitlich begrenzt nachkaufbar. Warum, warum bloß? Dazu sei der Drucker einzusenden. Selber einsetzen dürfe man sie nicht, um den Garantieanspruch nicht zu verwirken.
Wer setzt fest, dass er verloren sei und warum? Also ein Riesenaufwand, Paket packen, aufgeben, Reparatur u. Rücktransport bezahlen usw., und das wegen eines "Pfennigartikels". Ein Austausch, den andere Hersteller den Kunden selbst machen lassen, und zwar bei Ersatzteilen, die im Handel vorrätig gehalten werden. Wer wollte seine Kaffeemaschine einsenden, um die Filtertüte, wer sein Auto, um einen Reifen zu wechseln?
Die Korrespondenz endete damit, dass der Verfasser fragte, ob Epson gegen die Aussage der Regisseurin des erwähnten Films vorgehen werde oder ungestraft wiederholen dürfe, dass Epson einen eingebauten Druckerstopp bei ca. 18.000 Seiten in seinen Druckern eingebaut habe.
Antwort: Man nutze jede Gelegenheit, das Verhalten der Produkte offen und frei zu thematisieren und zu diskutieren.
Und auf Nachhaken wegen einer klaren Aussage: Man werde über Beziehungen zu Dritten (wo sind die Zweiten?) nicht öffentlich Stellung nehmen.

Kern der Korrespondenz:

Epson: Eingebauten Gerätetod gibt es nicht

Hier die wesentliche Aussage von Epson:
"Nein, bei EPSON Druckern gibt es keine voreingestellte Seitenzahl, bei deren Erreichung der Drucker eine Wartung erwartet oder auf Fehler geht oder nicht mehr druckt. Irgendwann - und die meisten Nutzer sehen diese Meldung nie - ist einfach das im Drucker verbaute Vlies voll und muss ausgetauscht werden."

Epson in einer anderen Mail:
"Natürlich können Sie, wenn Sie wollen, den Zähler zurücksetzen. Damit lösen Sie aber nicht das Problem des möglicherweise vollen Vlieses. Zudem ist doch gerade die Tatsache, dass ein Zurücksetzen des Zählers so einfach ist, ein Beleg, dass es eben nicht um geplante Obsoleszenz geht. Oder glauben Sie nicht, dass wir uns dann mehr Mühe gegeben hätten, dies zu vermeiden?"

Seltsam, seltsam, welchen Zähler denn? Die Existenz eines Zählers wurde doch immer wieder bestritten!
Also: Was zählt der Zähler denn, der irgendwie gar nicht, aber irgendwie doch vorhanden ist?

Zitat aus dem vorerwähnten Film, im Gesamtfilm bei Min. 42 etwa, hier auch ein Ausschnitt auf YouTube, wo es nur um den Drucker geht.
"Beim Vergleich verschiedener Gebrauchsanleitungen wird Marcos klar, dass die Lebensdauer vieler Drucker von den Ingenieuren vorprogrammiert wird. Sie erreichen das über einen Chip im Schaltkreis des Druckers. "
Marcos Lopez, Informatiker, Spanier, Eigentümer eines scheintoten Druckers: "Der Chip ist ein E-Prom, der die Zahl der Druckvorgänge registriert. Ist die Zahl der voreingestellten Druckvorgänge erreicht, so hängt sich der Drucker auf und druckt nicht mehr."

Zähler in Druckern sind im Internet ein Thema, so hier zu Canon ("Nachteile: !!! ab Werk Selbstabschaltung eingebaut !!!", heißt es dort), und auch hier zu diversen Anbietern. Auch der Spiegel berichtete über diverse Gängeleien.

Ende 2017 berichtetet NTV über Untersuchungen geg. Epson.  Ja, und bei uns? Hierzulande gibt es keinen Schutz. Selbst ausgewiesene Betrüger wie die aus der Autoindustrie "mogeln", "schummeln" usw. Nur eines tun sie nicht: Betrügen!

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Die Wiederauferstehung verstorbener Drucker - Anleitung zur Selbstreparatur von Epson-Druckern

Hier der Link zum kostenlosen Reparaturprogramm, das Epson-Druckern wieder neues Leben einhaucht, oben rechts im Menü: Epson CSIC utility, > English version.
Die Liste ist eindrucksvoll, denn 88 Druckermodelle waren zuletzt zu sehen. 

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Buch: Kaufen für die Müllhalde