Erschütterter Glaube in der muslimischen Welt
Ende einer Illusion
Entzauberung der "Heiligen" Schriften - Profanes, jämmerliches Menschenwerk
Der Einsturz des Daches der Großen Moschee im jemenitischen Sanaa 1972 erschütterte die muslimische "Gelehrten"-Welt, denn er setzte ein Geheimversteck von Tausenden von Schriftrollen frei. Zufällig war ein europäischer Wissenschaftler, Paolo Costa, ein italienischer Archäologe, zugegen, der glaubte, es könne sich bei einigen Dokumenten um Koranfragmente handeln und die jemenitischen Behörden unterrichtete. Und tatsächlich: Es war der Koran, und zwar in Form eines Palimpsests, als Manuskriptseiten oder -rollen, die durch Schaben oder Waschen gereinigt und danach neu beschrieben wurden. Eine Radiokohlenstoffdatierung bestätigte, dass die Schriften etwa aus dem Jahr 680 stammen mussten, dem ersten Jahrhundert nach islamischer Zeitrechnung. Somit handelt es sich um die ältesten Koranhandschriften der Welt.
Schein und Sein
Bislang galt: Der Koran, "Heilige" Schrift (was ist das?) des Islam, gilt als "unveränderlich" in Raum und Zeit. Eine dogmatische Auffassung, wie man sie ähnlich auch vom Alten Testamen oder von der christlichen Schöpfungsgeschichte kennt. Die ersten Erschütterungen im christlichen Weltbild erfolgten durch Kopernikus, Kepler und Galiliei. Wer aufmuckte, war nicht nur vom Tode bedroht sondern er wurde auch tatsächlich auf dem christlichen Scheiterhaufen in die Hölle befördert. Das christliche Hirngespinst "Gott" hatte die Erde geschaffen und alle Lebewesen "wie sie sind". Sie fielen vom Himmel und waren da; entwickelt hatte sich nichts. Darwin war des Teufels. Basta. Das muss man sich mal vor Augen halten; es ist nur 150 Jahre her.
Erst nach der Mitte des 19. Jh. konnte man wagen, die Bibel auf den Tisch zu legen und sie als historisches Dokument, wie andere Schriften auch, zu sezieren. Das war ein völlig neuer Ansatz - vor hundert Jahren erst - auch erst dadurch ermöglicht, weil die Aufklärung für ein Erlöschen der sündelösenden Scheiterhaufen gesorgt hatte. Erst vor zwanzig Jahren wurde Galilei vatikanseits "rehabilitiert", denn es habe ein gegenseitiges Missverständnis gegeben. "Gegenseitig" ?, Missverständnis ?, rehabilitiert ?, ja wovon?
Folge des Einsturzes für den Koran:
Seitdem er dem Propheten Mohammed im 7. Jh. durch Allah in Mekka und Medina "offenbart" wurde, stand er eisenfest. Da Allah selbst Hüter des Korans sei, ist folglich nur eine einzige Fassung möglich, seit 1400 Jahren unverändert, so der allgemeine Glaube.
Allerdings gab es schon lange Vermutungen, dass unterschiedliche Fassungen im Umlauf gewesen waren, bevor sich die des Kalifen Uthman durchsetzte. So stürzte nun auch das Dogama der muslimimischen Überlieferung ein, nach der es immer nur einen Koran gegeben habe, eine Erkenntnis, die dem gläubigen Fußvolk unbekannt ist und womit sich die muslimischen Schriftgelehrten" nicht so gern befassen möchten.
- So erklärt der deutsche Konvertit Ferid Heider, Berlin, Iman im "Interkulturellen Zentrum für Dialog und Bildung" (Wie wird man "Iman"; was ist mit "Bildung" gemein?):
"Einer der besten Beweise, die wir haben, dass alle Korane auf der Welt miteinander übereinstimmen. Der Koran, den wir in Marokko lesen, ist dem Koran gleich, der in China gelesen wird und der auch in Saudiarabien gelesen wird, den wir hier heute in Europa lesen oder der in Südafrika gilt. Egal wo du hingehst, egal in welche Himmelsrichtung du gehst: Es ist immer derselbe Koran."
- Francois Déroche, Professor an der Grande Ecole EPHE, Paris, stellt dagegen fest, dass es zum ersten Mal offensichtlich eine Handschrift von anderer Reihenfolge der Suren als die kanonisch gültige gebe.
Zudem existierten Fragmente, wo der ursprünglicher Text durch einen neuen ersetzt wurde, darunter solche mit fremden, nichtarabischen Wörtern.
Somit bestehen erhebliche Unterschiede zum Koran, wie heute bekannt, was bedeutet, dass der Koran eine Geschichte haben muss. In den ersten hundert Jahren hat er seine Verschriftung und Anordnung erst entsprechend seiner Ausdehnung, der Eroberung neuer Landstriche, dem Aufkommen konkurrierender Fassungen, den Machtspielen von Religion und Politik, entwickelt.
Fazit: Zwischen islamischer Tradition und Wissenschaft wird nun eine Geschichte der Ursprünge geschrieben werden. Wer verfiel auf den Gedanken, den Koran niederzuschreiben? Wer verwandelte ihn in ein Buch und mit welcher Absicht? Aus rein religiösen oder politischen? Und inwiefern war die Niederschrift des "Wortes Gottes" von Menschen beeinflusst? Die Frage ist eigentlich falsch gestellt, denn sie beschäfigt eh nur solche Zeitgenossen, die an Götter glauben. Richtiger wäre: "War neben den Menschen etwas Übernatürliches im Spiel?" Das gilt natürlich auch bei Bibel oder Thora, die grade auch heute dazu missbraucht wird, um bestimmte Gebietsansprüche auf das Land anderer Völker zu untermauern.
Wie auch immer: Die Folgen, die sich aus den seit seit 40 Jahren bekannen Funden ergeben, sind dem "normalen" Muslim gar nicht bekannt. Er wird behaupten, der Koran sei dadurch entstanden, dass Allahs goldene Worte gleich immer nach Mohameds Höhlenbesuchen aufgezeichnet worden seien. Der gute Mohamed war nämlich nicht firm beim Schreiben und Lesen, genau wie der Mormonengründer Joseph Smith, der nach seinen "Höhlenbesuchen" (hier "in einem Hügel") einem des Schreibens Kundigen hinter einer quer durchs Zimmer gespannten Decke die Worte von seinen gottgegebenen Goldenen Tafeln zur Niederschrift diktierte.
Es sind immer Berge, Höhlen, Goldene Tafeln usw., auch alles bei den Gebrüden Grimm zu finden.
Näheres: So entstand der Koran, gelaufen z.B. auf Arte