Per Geheimfahrstuhl ins Steuerparadies

Illustre Kundschaft auf Schweizer Bällen

Verdammte löchrige EDV

Arme Diamantenhändler, Hoeneß-Banker, Schröder Freund Maschmeyer und Drogeriekönig Müller

Teil III. Hier geht´s zum ersten Teil des Krimis, Schurkenstaat Schweiz, hier zum zweiten, Schweizer Käse, und hier zum vierten, dem Sauladen.

Die Credit Suisse, vormals Schweizerische Kreditanstalt* (SKA), akzeptierte in einem Vergleich eine Strafe von 2,6 Mrd $ (knapp 1,9 Milliarden Euro) und erkannte die Beihilfe zur Steuerhinterziehung an, wobei rund 1800 Mitarbeiter dabei geholfen haben sollen, etwa 10 Milliarden Dollar auf 22.500 Konten vor der US-Steuerbehörde zu verstecken. Ein Rekord, handelt es sich doch bis dato um die höchste je verhängte Strafe in einem Steuerverfahren in den USA sowie auch um die höchste, zu der je eine Schweizer Bank verdonnert wurde. Der Betrag liegt mehr als dreimal höher als die 780 Mio $, welche die UBS 2009 zu berappen hatte. Damit ist klar, dass die Schweiz so nicht weitermachen konnte. Die US-Justiz hätte sie ausbluten lassen. "Too big to jail", gebe es nicht, also: Niemand sei zu groß fürs Gefängnis, niemand stehe über dem Gesetz, erklärte der amerikanische Justizminister.

Per Fahrstuhl zum Privatbankier

Ähnlich wie in Frankreich sprachen die Banker Kunden auf Golfplätzen oder auf einem Schweizer Ball gezielt an, ob sie nicht mit ihrer Hilfe der Steuer entgehen wollten. Am Zürcher Flughafen betreute eine eigene Filiale diese Kunden. Ein verborgener, ferngesteuerten Fahrstuhl führte sie zu ihren Privatbankiers.
Eigentlich war bereits 2009 das Bankgeheimnis gefallen, denn da hatte sich die Großbank UBS im Steuerstreit mit der US-Justiz auf eine Strafzahlung von 780 Millionen Dollar geeinigt, eine milde Strafe, weil sie Hunderte von Kunden unter Bruch des Bankgeheimnisses an die US-Justiz verraten hatte. Etwa 19.000 Amerikanern soll sie bei der Steuerhinterziehung geholfen haben. Eigentlich hätte der ganze Vorstand der Bank nach Schweizer Gesetz eingebuchtet werden müssen, aber da der ganze Laden den Banken gehört, unterblieb das natürlich. Andere, z.B. ein deutscher IT-Mann, der eine Daten CD von seinen Arbeitgeber, der Schweizer Privatbank Julius Bär, an unsere Steuerbehörden lieferte, wurde verurteilt. Das war aber ein klares Zeichen für das internationale Finanzpack: Es gibt faktisch kein Steuergeheimnis mehr, denn andere Banken würden folgen, um ihre existenzwichtigen Lizenzen in Amerika behalten zu dürfen. Was die USA betrifft, so nehmen rund hundert der dreihundert Schweizer Banken an einem "US-Steuerprogramm" teil, d.h. es wird über Strafgelder verhandelt. Strafen werden 2015 ausgesprochen.

Der Bär ist los

Augenblick ist Julius Bär eh in der Klemme. Deutschland klagt auf Herausgabe "verschollenen" - also unterschlagenen - DDR-Vermögens in Höhe von umgerechnet 135 Millionen Euro. Erst 2011 hatte sich die Bank durch eine Zahlung von 50 Millionen Euro von einem Steuerverfahren freigekauft. Dass Banken sich "freikaufen" können, ist eh ein Skandal. Es geht ihnen um Deibel komm raus darum, auf keinen Fall verurteilt zu werden, als kriminell am Pranger zu stehen und schlechte Presse zu kriegen. "Jedes Jahr entgeht den EU-Staaten etwa eine Billion Euro durch Steuerflucht und Steuerhinterziehung", sagte der ehemalige EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy, "hundertmal mehr als der Kredit, den wir Zypern gewährt haben."

Hoeneß-Banker Jürg Hügli von Vontobel heimgeholt?

Dass der Hoeneß-Banker Jürg Hügli, Devisenchef der Schweizer Privatbank Vontobel, den deutschen Behörden durch Flucht entwischte, und "sein Schicksal in die eigenen Hände nehmen wolle", ist ein weiterer Höhepunkt. Vontobel hatte seine Kaution gestellt und sei über den Fluchtplan angeblich erst nachträglich ins Bild gesetzt worden, berichtet die Presse
Finanzjongleur Maschmeyer, der Arme, Schröder-Freund, hat die Schweizer Sarasin Bank am Wickel und will 27 Mill. Euro, die durch faule Ex-Cum-Geschäfte verloren gingen. Das führte zu einer Großrazzia. Ähnlich feine Kundschaft, die alle nur eins im Sinne hatte - Steuern "sparen" (Wie kann man sie "sparen"? Man muss sie doch zahlen!) - sind die Münchener Immobilienunternehmerfamilie Hurler, die Paderborner Lebensmitteldynastie Stute und der Drogerie-Unternehmer Erwin Müller, der Sarasin auf 50 Mill. Euro verklagt hat.

Das Bankgeheimnis fiel im Grunde durch zwei Faktoren: Einmal waren Länder wie die USA entschlossen, dem Spuk ein Ende zu bereiten, und dann war der Datenklau über die berüchtigen Steuer-CDs nicht mehr einzudämmen. Was hier beschrieben wurde, betrifft ja übrigens auch nur wenige Banken, aber es ist anzunehmen, dass fast das ganze Finanzwesen faul ist.

Nicht zu vergessen: Es gibt auch eine Menge Schweizer, welche dieses verbrecherische Geschäftsmodell äußerst kritisch sahen und sehen und immer wieder gewarnt hatten. Einer, der lauthalts seine Meinung kundtut, ist der Soziologe Jean Ziegler oder auch der ex-Bär-Mitarbeiter Rudolf Elmer.

Teil III. Hier geht´s zum ersten Teil des Krimis, Schurkenstaat Schweiz, hier zum zweiten, Schweizer Käse, und hier zum vierten, dem Sauladen.

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* Einen großen Skandal wegen Geldwäsche hatte die SKG 1977 im Chiasso-Skandal, der allen verdeutlichte, wie die Schweizer zum Handlanger Krimineller wurde, so dass die italienische und amerikanische Drogenmafia unbemerkt ein Zentrum zur Geldwäsche errichten konnten. Verlust ca. 1,4 Mrd. Fr. für das Unternehmen.