Charlies Meinungsfreiheit

Ich bin Charlie Hebdo ...

... und wohne bei den Rothschilds

Hier geht´s zu Charlie Teil II und hier zum Teil III

Bal Tragique

Die überraschende Mail aus dem Börsenverein des Buchhandels verheißt nichts Gutes. Überfallartig, ja gradezu hysterisch, wird gedrängt, doch Solidarität durch Einbau eines anhängenden Codes auf den eigenen Webseiten zu beweisen. Auf dem Teller servierte Solidarität per Fertigcode? Abends in der Glotze: "Je-suis-Charlie-Buttons" allenthalten. Gabi Bauer, die ja sonst ganz nett ist, dreht, windet und spreizt sich unter viel Huch und Hach, dass es kaum auszuhalten ist.
In den nächsten Tagen gehen dann bei den Stellen für Markenschutz die entsprechenden Anträge ein: Für Chalie-Hebdo-Soft-Getränke, T-Shirts, Bier ... alle wollen über das Logo verkaufen. Das Heft wird bei Ebay zu 250 € angeboten.
Es wird nachgedruckt, sieben Millionen Mal greifen Gutmenschen zu, wollen unbedingt ein Heft besitzen - was ist in sie gefahren? - während unterdessen in Nigeria bzw. Kamerun Boko Haram wieder zuschlägt. Die Abonnentenzahl steigt von 7000 auf 120.000, die Auflage spült 10 Millionen Euro in die Kasse, dabei auch in die von Philippe de Rothschild, Spross des französischen Zweigs der Frankfurter Bankiersfamilie, der bei Libération, s.u., und darüber indirekt mit einer Beteiligung von 39 %, bei Charlie Hebdo im Dezember letzten Jahres eingestiegen war. Nun braucht allerdings kein Rothschild zehn Millionen. Er hat sie.
Das wird Wasser auf die Mühlen von Juden und Arabern sein.
Erstere werden ein gezieltes Attentat auf die Rothschilds bzw. das Judentum wittern und umgekehrt die Muslime eine gezielte Provokationen und Beleidigung ihres "Propheten" über die Zeichnungen eines Unternehmens in jüdischer Hand, wobei die Rothschilds noch mal mit der Sieben-Millionen Auflage nachgelegt hätten. Das kann problematisch werden ...

Alfred Grosser berichtet bei Maischberger von über vierzig Angriffen auf muslimische Einrichtungen in den Tagen nach dem Attentat. Diese werden nicht von der Polizei geschützt. In den Schulen wird eine Schweigeminute für die Opfer in Paris angeordnet. Das hätte man besser unterlassen sollen, denn viele Muslime bleiben sitzen. Eine ähnlich staatstragende Veranstaltung in Deutschland lief seinerzeit dagegen reibungslos ab.

Der Staat kneift - Hüh und Hott

Ein elsässischer Lehrer in Mühlhausen (Mulhouse), der mit seiner Klasse über Mohamed-Karikaturen und die Pressefreiheit diskutieren will, wird suspendiert, weil die Muslime sich provoziert fühlen.
Das muss man sich vor Augen halten: Eine Zeitschrift, ein privates Unternehmen, erlebt ein Massaker, Tausende gehen zur Verteidigung der Presse- und Meinungsfreiheit auf die Straße, aber die laizistische Schule (1), knickt ein, also der Staat, verbietet einem Lehrer das Wort, bestraft ihn wegen eines allgemeinen gesellschaftlichen Themas, das in aller Munde ist. Paradoxerweise will Hollande einen Werteunterricht einführen, der genau das tun soll, was der erwähnte Lehrer vorhatte.
Andererseits: Wenn er die neue Ausgabe von Charlie in der Hand gehabt hätte, mit dem weinenden, die Hände vor die Augen schlagenden "Propheten", dem Titel "Mohamed überwältigt von Integristen" und der Sprechblase "Es ist schlimm, von Idioten geliebt zu werden", dann wäre die Situation ziemlich schwierig gewesen, denn wie soll man mit Gläubigen reden, die als Idioten bezeichnet werden? Das sollte man besser unterlassen, es würde reichen, die TATEN idiotisch zu nennen.

Fäschungen

Es handelt sich dazu um ein Thema, das in ganz Europa immer virulenter wird, ohne dass irgend jemand wirklich wüsste, wie man sich verhalten könnte. Auf jeden Fall war das Attentat eine Gelegenheit für Politiker - Hollande und Co., Merkel usw., - unter Mithilfe der Presse bzw. für die Presse (und alle Dummen) einen - falschen - Schulterschluss für die Rede- und Meinungsfreiheit zu üben, war das bekannte Foto doch getürkt und in einer leeren Nebenstraße in Szene gesetzt worden. Mit dabei ein Vertreter Saudiarabiens, das grade den Blogger Raif Badawi auspeitschen ließ. So macht man Politik. Nationalismus und Schulterschluss ist immer gut, Hollande paddelt mal kurzfristig obenauf; halten können wird er sich kaum. Mittendrin auch Nicolas Sarkozy, ein kleiner Mann, dessen Vorliebe für selbstdarstellerisches, operettenhaftes Auftreten und erhöhte Absätze ihn oft zur Lachnummer werden lassen. Auch hier, weil er versucht, sich in die erste Reihe zu drängeln. Oh wäre er doch flugs unten durchgefluscht!
Nur einer stört ein wenig, der Franziskus aus Rom, der Verständnis zeigt und mit der Faust droht. Wer seine Mutter beleidigt, müsse mit einem päpstlichen Kinnhaken rechnen, denn Meinungsfreiheit habe Grenzen. Wer sich nun ein paar Gedanken macht, was hinter dem Bilderverbot Allahs bzw. des "Propheten" steckt, der findet hier mehr dazu.

Nach dem Harakiri Charlie

Charlie Hebdo (Hebdomadaire = wöchentlich) hatte zuletzt eine Auflage von 30.000 Exemplaren, insgesamt sehr mickrig bei einem Volk von 66 Millionen. Die Zeitschrift spielt(e) keine wirkliche Rolle, stand immer am Rande der Pleite und rief in letzter Zeit des öfteren zu Spenden auf. Ihre Zeichner arbeiten auch für andere Presseorgane. Der Vorgänger war der Zeitschrift war "Hebdo Hara Kiri", Wahlspruch: "doof und böse". Kurz vor de Gaulles Tod im November 1970, kam es in einer Diskothek zu einem Brand mit 146 Opfern. "Hara Kiri" erscheint mit feierlich-ernstem Titelblatt ohne Zeichnung, nur mit schwarzem Rahmen und der Schlagzeile: »Tragischer Ball in Colombey - ein Toter«, s. oben (2). Das war zuviel Satire. Damit hatte Hara Kiri Harakiri begangen. Das ach so liberale Bürgertum macht den Laden über seine Justiz platt.

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1) Religionen, Kirchen, sind in Frankreich nicht an den Schulen vertreten, Staat und Kirchen sind bis auf Elsass-Lothringen strikt getrennt.
2) Wohnsitz de Gaulles in Lothringen