Christlicher Schießprügel G-36
Totsichere Karriere bei der Bundeswehr
Ausbildung beim Bund: Du sollst nicht töten
Schüler mit Ambitionen auf eine Laufbahn bei der Bundeswehr sollten wissen, worauf sie sich einlassen, denn sie können irgendwann mal zahnlos dastehen.
Das Fünfte Gebot, die Forderung zum Nichttöten, erfüllt das G-36 bestens, denn bekanntlich trifft es nicht mehr, wenn einmal richtig warmgelaufen. Es muss sich also um ein christliches Gewehr mit eingebautem Feinschutz handeln, bestellt von einem Minister einer christlichen Partei. So bleibt der Mann sündlos und behält ein reines Gewissen, denn nach bestem Wissen und Gewissen und dem damaligen Kennisstand hat er nichts Böses geahnt. Abweichung beim Schießen: Auf 100 Meter: 3 Meter. Allerdings bräuchte man dazu ja kein G-36 mehr, könnte man die Soldaten doch instruieren, einfach danebenzuzielen, wenn sie den Feind nicht treffen wollten, was ungleich billiger wäre ...
Heißlaufende Läufe
Stand der Dinge 2015:
Thomas de Maizière, damals CDU-Verteidigungsminister, soll bald nach Einführung der Waffe von den Mägeln gewusst haben.
Laut ZEIT-Online meldeten Kampfschwimmer der Bundeswehr, eine Eliteeinheit, vergleichbar mit dem Kommando Spezialkräfte (KSK), schon 2009 „gravierende Sicherheitsmängel“ bei einer Schießausbildung mit dem G36 in Norwegen, was ja nun auch keine heiße Gegend ist, denn es hieß des öfteren, die Probleme träten nur in heißen Gegegenden wie Afghanistan auf.
„Während der erste Schuss bei einer Entfernung von 100 Metern auf der Zieldarstellung lag, wurden folgende abgegebene Schüsse mit einer Abweichung von bis zu drei Metern beobachtet. Dabei war das Trefferbild völlig unwillkürlich und durch den Schützen nicht beeinflussbar".
Spezialisten seines Hauses haben dem Minister nach Recherchen von SWR und BR eine Notiz folgenden Inhalts vorgelegt:
„Alle bisher untersuchten G36 zeigen eine Veränderung des mittleren Treffpunkts und eine Ausweitung des Streukreises derart, dass ein Gegner in einer Entfernung von 200m nicht mehr sicher bekämpft werden kann“.
Minderwertiger Kunststoff
Das liegt vermutlich nicht zuletzt an der Kunststoffmischung der Gehäuse der Seriengewehre, wo sich Zusatzstoff Polyethylen nachweisen ließ, der die Verformung der heißen Waffe befördern könne. Das Vorzeigemodell, der so genannte Abnahmedemonstrator aus dem Jahr 1993, habe dagegen noch kein Polyethylen sondern den teureren Werkstoff Polyamid, aus dem das Gewehr, abgesehen von den Metallteilen, ansonsten bestehe.
Nach Bekanntwerden von Kritik aus der Bundeswehr sollen Führungskräfte der Waffenschmiede Heckler & Koch beraten haben, wie die Mängel am G36 kaschiert werden könnten. So lieferte die Firma schließlich ein getürktes Gewehr zu Vorführzwecken, um die Mängel zu vertuschen.
Ein Mitarbeiter der Firma steckte die Manipulation dem Ministerium 2010 anonym, welches das Schreiben an die Staatsanwalt weiterreichte. Die stellte das Ermittlungsverfahren allerdings wegen Verjährung ein, denn das Ministerium hatte einen Kaufvertrag von 1995 geliefert.
Die Tatsache der Weiterleitung des Hinweises an die Staatsanwaltschaft beweist, dass diese hochbrisante Information auch dem Minister bekannt gewesen sein muss.
Wachsamer Rüstungsgegner
Die Sache mit dem Vertrag wertet der Freiburger Rüstungsgegner Jürgen Grässlin als Strafvereitlung im Amt, weil es im Halbjahresrhythmus Folgeverträge gegeben habe, so dass sie Verjährung gar nicht greife sondern hinfällig sei, und erstattete folglich Anzeige. Warum schickte das Ministerium einen alten Kaufvertrag, oder agierte H&K etwa als Postbote?
Grässlin: "Es ist unglaublich, wie eng die Firma Heckler & Koch kooperiert hat mit dem Bundesverteidigungsministerium. Es sind Zustände, die mich an mafiöse Zustände erinnern, weil wir fast nicht mehr wissen, wenn wir den Briefwechsel lesen: Was ist das Interesse von Heckler & Koch, und was ist das Interesse des Bundesverteidigungsministeriums?"
Anwalt Holger Rothbauer:
"Auf Grund dieser Unterlagen des BR und SWR aus dem Verteidigungsministerium habe ich mich entschlossen, zusammen mit Jürgen Grässlin, Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft in Rottweil zu stellen. Die Strafanzeige lautet auf Betrug in besonders schwerem Fall wegen der Dimension und eine zweite Strafanzeige ist gestellt bei der Staatsanwaltschaft in Bonn wegen des Verdachts der besonders schweren Untreue, denn hier sind mit öffentlichen Geldern Schäden angerichtet worden, die spätestens ab dem Jahr 2011 hätten nicht mehr angerichtet werden dürfen. Nämlich durch die Bestellung, Lieferung und Zahlung von Gewehren G36, die nicht ausreichend funktionsfähig sind."
Maizière stellt die Sache vor dem Verteidigungsausschuss ganz anders dar: Er selbst habe mehrere Untersuchungen zur fehlerhaften Waffe angestoßen. „Diese Ergebnisse führten alle dazu, dass nach meiner damaligen Kenntnis das Gewehr G36 voll einsatztauglich ist, ein gutes Gewehr ist und Einschränkungen im Einsatz nicht geboten sind", so de Maizière. „Das war das Lagebild zum Ende meiner Amtszeit.“
Ratschlag an alle Schüler mit Bundeswehraspiration: Bringt wenigstens ein eigenes Luftgwehr mit. Das wird nicht heiß.