Scharia & Schule II

Christliche Vorbilder

Guter und schlechter Islam - Zwischen Skylla und Charybdis

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Und nun eine "Scharia-Polizei", die auf den Straßen einen islamistischen Verhaltenscodex durchsetzen will? Lau wiegelt ab, es sei eine einmalige Aktion gewesen, um Aufmerksamkeit zu erlangen und eine Diskussion über die islamische Gesetzgebung in Deutschland ins Rollen zu bringen. Das wäre gelungen.
Die Politik ist ziemlich ratlos, denn es gibt noch nicht mal vernünftige Gesetze gegen eine solche "Polizei". Weder konnten die elf Streifengänger verhaftet, noch ihre Westen sichergestellt werden. Diese wurden als unerlaubte Uniformierung gewertet, das war alles. Die Wuppertaler Polizei stellte die Personalien der jungen Männer fest und verzichtete nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft auf weitere Maßnahmen. "Das bloße Empfehlen religiöser Regeln ist nicht strafbar", lautete die Begründung des Wuppertaler Staatsanwalt Wolf Tilmann Baumert. Vermutlich gebe es einen Verstoß gegen das Versammlungsverbot, also eine Ordungswidrigkeit, und eventuell sei im Falle, dass Leute vom Betreten von Diskotheken abgehalten worden seien, eine Nötigung gegeben.
Aber man kann fast sicher sein: Irgendein Richter wird das wieder anders bewerten. Und überhaupt: Gibt es nicht vergleichbare Aktionen der Heilsarmee, die auch uniformiert ist? Bloß sind die Christen. Ferner: Aktionen gegen Glücksspiel, Pornografie oder Prostitution werden viele Nichtmuslime auch gutheißen.
Landesinnenminister Ralf Jäger reagierte mit einem Erlass an alle Polizeidienststellen in NRW, um das Tragen solcher Westen zu verbieten. Ja, und nun?

Sittenpolizei

Eine "Scharia-Polizei" wäre allerdings im Kern nichts Neues, denn auch auch Europa kannte sie in der Neuzeit. So gab es im kalvinistischen Genf eine Sittenpolizei (1), die viel schlimmer war, als das, was die "Scharia-Polizei" treibt, mit aller Schärfe und Strafen nämlich: Durch die Straßen patroullieren und zwanghafte Moralvorstellungen durchsetzen. Nur haben wir in Europa die Aufklärung gehabt, auch die "Sechziger", und sind heute meilenweit von solchen Verhältnissen entfernt, während viele muslimische Länder an ihrem Islam, der das ganze Denken und Leben beherrscht, zu ersticken drohen.

Papstsau und Mastschwein - tolles, christliches Gulasch

Ein bisschen Erinnerung an christliche Scharia

Die "genusssüchtige Sau" (n. Luther) Paul III, Vater von vier Kindern seiner Geliebten und wahrscheinlich Giftmörder von Mutter und Schwester, setzt mit Torquemadas Dominikanern - scherzhaft "domini canes", die "Hunde des Herrn", wahren Höllenhunden, 1542 die Inquisition in Gang und hätte am liebsten auch das fette, fresssüchtige "Wittenberger Mastschwein" (der Papst über Luther) auf den überall in Europa lohdernden Scheiterhaufen gebraten. Vor allem aber - wie immer, auch im Islam - ging es wider die Frauen, die per Verteilung von Äpfeln bekanntlich die Sünde in die Welt gesetzt hatten. Die wurde auch immer wieder in die Nähe der Schweine gerückt. Was Sünde ist, bestimmen Männer. Breiten Raum bei den "peinlichen" Befragungen (franz. la peine, der Schmerz, die Mühe, deut. die Pein) der Hexen nimmt die Frage der christlichen Forscher ein - alle seltsamerweise Rockträger - wie genau sie denn mit dem Teufel gebuhlt hätten, durch welche Körperöffnungen diese in sie eingedrungen seien. Das interessierte die Pfaffen ungemein; da hatten sie Freude. Ab auf den Scheiterhaufen! Oder - mit ca. dreihundertjähriger Versetzung, als hätte sich die Erde nicht ein wenig seither gedreht - auch ein bisschen Steinigung im Islam bei Unkeuschheit - weiblicher natürlich.
Die Nachfolgerin der terroristischen "Heiligen Inquisition", ab 1908 "Sanctum Officium", ist ab 1965 die "Glaubenskongretation", deren längjähriger Chefwauwau von 2005 bis 2013 Joseph Ratzinger hieß, später Papst und seltsamerweise urplötzlich zurückgetreten (2). Sie existiert weiter, mischt auch bei Teufelsaustreibungen mit. Warum Dinge umgetauft werden müssen, steht auf der Vorseite.

Neuere Zeit - ein wenig Relativierung

Bei genauer Betrachtung liegen die christlichen Entsprechungen mancher Scharia-Konventionen nicht so lange zurück, wie man denken möchte. Zu Zeiten von Oma und Opa sah die Gesellschaft ein wenig anders aus. Als die ersten italienischen Gastarbeiter in den frühen Sechzigern kamen, fanden sich immer wieder Berichte über Vendetta, "Ehrenmorde" u.ä. Letze archaische Reste existieren bei der Mafia.
Der Ausruf des Kommentators Herbert Zimmermann beim "Wunder von Bern", 1954, "Turek, du bist ein Fußballgott!", zeitigte Stunk. Robert Pferdmenges, frommer Bankier, Adenauer-Spezi und Bundestagsabgeordneter, intervenierte beim Sender und wollte den Sprecher wegen Gotteslästerung zwar nicht steinigen lassen aber immerhin vor den Kadi zerren. Wer seinen Garten sonntags umgrub, riskierte ähnlich Ärger.
Der "Gotteslästerungsparagraph" § 166 wird bei uns heute kaum noch angewandt, aber es gibt ihn immer noch. Das Menschenrechtskomitee der Vereinten Nationen will allerdings eine Verfolgung nur noch bei „Verfechtung nationalen, rassistischen oder religiösen Hasses, welche zur Diskriminierung, Feindseligkeit oder Gewalt anstiftet“ zulassen. Keine Chance also bei Karikaturen des Christengottes, seiner Propheten oder fremder (oder identischer) Götter. Anders im Islam, wo Aufruhr und Morddrohungen, Fatwas, erfolgen können, sofern Allah oder auch dessen Chefprophet Mohammed "beleidigt" werden, wir aller Welt durch das Attentat auf Charlie Hebdo deutlich vor Augen geführt wurde, eine bemerkenswerte Reaktion, über die wir noch ein paar Zeilen mehr verfassen werden. Schon der Glaube an Götter anderer Religionen oder genereller Unglaube (Atheismus) können geahndet werden. Mit dem Tod, mit Steinigung.

Im Filmklassiker Alexis Sorbas (Originaltitel: Zorba The Greek), Verfilmung des gleichnamigen Romans von Nikos Kazantzakis von 1964, drei Oscars, ist der Kern der Geschichte eine Steinigung. Angesiedelt ist die in Teilen autobiographisch gefärbte Handlung 1915, auf reale Vorbilder fußend. Kazantzakis änderte lediglich den Vornamen seines Helden und den Ort der Handlung. Klar war das zu der Zeit keine gängige Praxis mehr, aber eingedenk der Italiener oben hingen (hängen?) solche Geschichten doch lange nach. Will der Sprössling eines Mafiaclans ein Mädchen einer anderen Familie heiraten, stößt aber auf Widerstand, so bleibt nur die Entführung. Damit ist die Gute "entehrt", völlig wertlos. Repariert werden kann das nur durch Heirat, was alle wissen und akzeptieren.
Sieht man alte Fotos aus den Fünfziger, z.B. vom Wochenmarkt, so tragen alle Bauernfrauen ein Kopftuch. Von wegen offenes "sündiges" Haar ... So eine Hexe wäre als Aussätzige behandelt worden.

Zuschriften über Kontakt

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1) "Wer den kirchen- und sittenpolizeilichen Verordnungen entgegenhandelte, verfiel bürgerlichen Strafen. Und nicht immer glimpflich waren diese. Ein Spieler wurde, nachdem man ihm seine Karten um den Hals gehängt, öffentlich an den Pranger gestellt. Eine Haarkräuslerin musste auf einige Tage ins Gefängniss wandern, weil sie eine junge Frau mit einem unpassenden Haarschmuck versehen; die gleiche Strafe traf drei Damen, die dazu mitgewirkt oder nur ihre Einwilligung gegeben hatten".
- Franz Wilhelm Kampschulte, Johann Calvin, Seine Kirche und sein Staat.

2.) David Berger, Theologe und Bestsellerautor, viele Jahre Professor im Vatikan, Zensor der Glaubenskongregation und damit Kollege von Ratzinger, 2013 im ZDF: Papst Benedikt XVI ist schwul!, Homosexuelle würden besonders von der Kirche angezogen werden.

Lesetipp, zum Kern der Geschichte: Karlheinz Deschner, Das Kreuz mit der Kirche

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