Mit Nutten in die Weltbank
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Mitte Oktober 2011 wird die Verwicklung DSKs (Dominique Strauss-Kahn) bekannt. Das seriöse "Journal du Dimanche" startet eine Untersuchung über die Reisen von Prostituierten nach New York, durchgeführt vom Paar Paszkowski-Dufour.
Spurensuche in der Tierwelt
Strauss-Kahn hält sich grade in Sarcelles wegen einer Wahlreise auf, ruft wütend die Presseagentur AFP an, gibt eine Stellungnahme ab und verlangt eine Vernehmung, um sich gegen verleumderische Angriffe zur Wehr setzen zu können.
Er hatte Paszkowski, Deputierter des Departements de Val d´Oise, bzw. Abgeordneter von Lens, 2003 im Departement Pas de Calais kennengelernt, wo beide einen Swingerclub besuchen. Paszkowski: "Ich ging nur hin, wenn DSK dabei war, sonst nicht." Er zieht Roquet 2007 mit hinein; Treffen finden statt in "La Villa" in Lens. DSK lernt Kommissar Lagarde kennen und fragt ihn, ob er ihn in die "Villa" in einem Liller Vorort begleite, was dazu führt, dass Lagarde allmählich das Vertrauen DSKs gewinnt.
Freizügige Abende
Im Februar 2011 zeichnet die Polizei ein Telefongespräch zwischen DSK, Chef des IWF seit 2007, und Paszkowski auf, und stellt fest, dass seit mind. 2009 Mails und SMS über Prostituierte ausgetauscht werden.
DSK erklärt, er habe nie bei "freizügigen Abenden" (soirées libertines) bezahlt. Diese fanden auch in Paris, nahe dem Place Victor Hugo statt, Arrangeur war die zweite Garde, häufig auch Dodo la Saumure. Während DSK sich im Puff austobte, dinierten die andern im Restaurant "L´Aventure". Nach dem Essen Fortsetzung im Hotel Murano, av. d´Iéna, in einem Appartement mit Schwimmbad.
Die käuflichen Fräulein beginnen zu plaudern: Jade, Flo, Kaja sind drei davon. DSK habe eine, Begleiterin Dodos, im Sturm und Drang, sogar bis auf die Toilette verfolgt. Katja ist sauer, erklärt, geleimt worden zu sein, denn für ihre Dienste beim Weltbankchef habe ihr Roquet nur 900 € statt der versprochenen 2500 € ausgehändigt.
Nette Stillleben im Büro
Lagarde fliegt nun mit Jade nach New York zu den "Soirée libertines" mit DSK, wo auch Fotos in seinem Büro des IWF, hochsicherheitsartig abgeschottet, geschossen werden, eine fatale Geschichte, denn jeder konnte sich davon im franz. Fernsehen überzeugen: Der IWF-Chef mit einer Nutte in seinem Dienstbüro. Paszkowski übernimmt 11.000 € Reisekosten, Lobbyist David Roquet zweigt von seiner Fima Eiffage 50.000 € als Werbungskosten ab, weswegen die ihn bei Bekanntwerden wie eine heiße Kartoffel fallen lässt. Voher war die Kontaktpflege in Ordnung gewesen.
An 11. Mai 2011 fliegt die zweite Garde zum Sitz des IWF nach Washington, wo sie sich drei Tage mit mehreren Prostituierten vergnügen. DSK beschwert sich über den amerikanischen Puritanismus betreffs leichter Mädels und erklärt, er freue sich, seine Besucherinnen zu sehen. Zwei Tate später, am 13.5.11 fliegt er nach New York, die anderen heim nach Lille.
Dann kommt es am 14. Mai zu dem bekannten Skandal im Sofitel, der durch die ganze Presse geht. Unmittelbar nach dem Vorfall und vor der Abfahrt zum Flughafen, wo er verhaftet wird, noch ein Frühstück in entspannter Atmosphäre mit seiner Tochter.
Die zweite Garde kriegt nun Muffensausen, dass ihre Mädels plaudern. Lagarde hatte Chef einer Eliteeinheit werden wollen, sieht seine Felle davonschwimmen, seine Karriere zerstört. Er wird fünf Monate später beurlaubt. René Kojfer ruft einen Kumpel an und nennt DSK bei abgehörtem Telefongespräch. Dodo gibt sein Schweigen nach drei Monaten Knast auf. Zehn leichte Mädels werden in die Mangel genommen, und DKS steht im Februar 2015 endlich vor Gericht.
Vorgeschichten - Verdammt zum Mitmachen
Eine wenig bekannte Vorgeschichte hatte die Sache im IWF bereits 2008. Damals ging es um eine Affäre in Washington mit seiner Untergebenen Piroska M. Nagy, einer Volkswirtin. Die hatte er mehrmals zu sich ins Büro zitiert und derartig bedrängt, dass sie schließlich einknickte. Über den Hergang schweigt sie sich aus, erklärt aber, er habe ihr "unangemessene Avancen" gemacht, auf die sie "trotz ihres langen Berufslebens" nicht vorbereitet gewesen sei.
Ferner: "Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte. Ich fühlte mich verdammt, wenn ich mitmachte, und verdammt, wenn nicht." ("I was damned if I did and damned if I didn’t").
Dann fährt sie fort: "Nach einer Zeit beging ich den schweren Fehler, mich zu einem sehr kurzen Abenteuer bewegen zu lassen." Aber es ist außer Frage, dass Herr Strauss-Kahn seine Stellung missbraucht hat, um sich mir zu nähern." Sie beichtete ihrem Mann voller Scham davon als der bemerkte, dass irgendetwas nicht stimmte und verließ schließlich den IWF. Strauss-Kahn hielt sie für “einen Mann mit einem Problem, das ihn zur Leitung einer Institution, wo Frauen als seine Untergebenen arbeiten sollen, untauglich macht. ” DSK, der mit einer Art Verwarnung davonkam: Er schilderte die Affäre als „Vorfall, der in seinem Privatleben angesiedelt war“ und stritt jeglichen Missbrauch seiner Machtposition ab.
Tristiane Banon und ein brünstiger Affe
Ferner gab es mit auf die Schriftstellerin Tristiane Banon 2003 einen Übergriff, die er zu einem Interview in ein quasi leere Einzimmer-Appartement gelockt hatte. Einziges erwähnenswertes Möbelstück: Ein Bett. Als die Sofitel-Geschichte 2008 aufkam, erstattete sie wegen versuchter Vergewaltigung im Nachhinein Anzeige. Die Geschichte verlief im Sande, da es sich um keine "versuchte Vergewaltigung", sondern nur um einen „sexuellen Übergriff“ gehandelt habe, der verjährt sei.
Den Namen DSKs hatte sie allerdings bereits 2007 beiläufig in einem Interview im Fernsehen genannt, aber er war aus Furcht vor juristischen Retourkutschen von den Redakteuren ausgebeebt worden. Es ging in einer Gesprächsrunde um die größten Fehlern, die man begangen hätte. Dort hatte sie ihn einen "brünstigen Schimpansen" (chimpanzé en rut) genannt, beschrieben, wie sie ihn auf dem Fußboden gegen ihm kämpfte und dass er ihr gleich danach eine SMS schickte: "Also, habe ich Ihnen Angst eingejagt?" Allgemeine Heiterkeit bei den anderen Teilnehmern der Runde, darunter auch Claude Askolovitch, der uns noch bei Charlie Hebdo begegnet. Moderator Thierry Ardisson legt nach: "Jeder weiß das, es stimmt, ja, er ist von Weibern besessen!"
Seitdem kursierte die Geschichte in Journalistenkreisen, aber alle hielten aus Furcht vor dem Allmächtigen dicht. Andere Geschichten müssen ja schon länger bekannt gewesen sein, denn andernfalls hätte die Journalistenrunde nicht so viel Freude gehabt.
Sodom und Gomorrah
Im übrigen hatte ihr ihre Mutter, Anne Mansouret, Generalratsmitglied und wie Strauss in der PS, von einer Anzeige abgeraten, als sie seinerzeit unmittelbar nach dem Angriff davon erfahren hatte. Grund: DSKs zweite Frau ist Patin von Banon, seine Tochter eine ihrer Freundinnen. Es ist allerdings unbekannt, ob Mansouret ihr auch ihren fixen, einvernehmlichen Quickie mit DSK gestanden hatte (nur ein paar Minuten), wie sie in einem Interview erkärte. DSK habe ihr erklärt, dass es ihn ungemein gereizt habe, nach der Mutter auch noch die Tochter zu besitzen. DSK erklärte, er habe sie nur umarmen wollen, die Situation falsch eingeschätzt.
Ein chauvinistisches Halbschwein
Im Februar 2013 wurde eine Ex-Geliebte Strauss-Kahns, Marcela Iacubs bzw. ihr Verlag, zu Schadenersatz von 50.000 Euro verdonnert, aber es gab kein Verkaufsverbot. Inhalt des Buches "Belle et Bête" (Wortspiel: "Die Schöne und Biest" oder auch "Schön und Doof") ist eine mehrmonatige Beziehung zu DSK, der schlecht dabei wegkommt: Er sei eine chauvinistische, vulgäre, unsensible Chimäre aus Mensch und Schwein, wobei die Frage erlaubt sei, warum sie eine so lange Beziehung zu einem Teilschwein unterhielt. War sie "Graue-Schatten"-Liebhaberin? Hat er was gezahlt? Aber das ist vielleicht zu harmlos, denn die Untersuchungsrichter beschreiben Strauss-Kahns Sexverlangen als „außerhalb der Norm“, „gewalttätig“, ja „bestialisch“. In der Anklageschrift taucht er auf als Mann "mit einem aussergewöhnlichen sexuellen Appetit", einer "Vorliebe für Sexualkontakte ohne Kondom". Zeuginnen berichten von Orgien und ausschweifenden, teilweise brutalen Sex-Parties, bei denen sich der Weltbanker gleich mehrerer Frauen gleichzeitig annahm. Das tauchte vorher ähnlich ja auch schon auf. Fazit: Der Typ ist schwer krank.
Schimpase im Käfig?
Wie auch immer: Dem Affen droht der Knast wegen organisierter Zuhälterei. Er hatte eingeräumt, an entsprechenden "freizügigen" Treffen teilgenommen zu haben, will allerdings nichts von Bezahlung gewusst haben, womit er auf Straffreiheit hinauswill. Risiko bei bandenmäßiger Zuhälterei: Zehn Jahre Gefängnis. Es wird spannend.
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Die Darstellung folgt im Wesentlichen dem mittlerweile verschwundenen Dokumentarfilm "Dans les Couloirs du Carlton" v. Corinne Péhau et Sandrine Briclot, France Télévisions Lille, L´Affaire du Carlton
Interessant:
Die Strauss-Kahn-Geschichte (AgoraVox.fr, 2008, zwei Teile!). Interview mit Tristane Banon
Extraits du Roman vrai de Dominique Strauss-Kahn, Michel Taubmann
"La presse de gauche a voulu protéger DSK", Tristane Banon
Diverse Filmchen zur Affäre, Leider alle sehr kurz
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