Das Museum hopst

Hektik und Mauern im Wissenschaftsbetrieb

Wer war der Verräter? Heikle Recherchen

Während die Zerberusse der Freiburger Knochensammlung, des sogenannten Universeums, sich kooperativ und restitutionswillig zeigen, brachten zwei Filmemacher im Jahr 2010 die Berliner Kollegen diverser Museen, die ebenfalls auf einem Stock von Gebeinen sitzen, zum Hopsen.
Die beiden waren bei Arbeiten zu einem Streifen über Artenvielfalt und die Entwicklung neuer Technologien zufällig auf den Namen Amalie Dietrich gestoßen, eine Botanikerin und Sammlerin, die zehn Jahre lang Australien bereist und auch eine Menge Gebeine, Schädel u.a. Knochen von Ureinwohnern nach Deutschland gesandt hatte.
Dabei kamen ihnen abscheuliche Anschuldigungen zu Ohren: Ein australischer Historiker bekundete bereits 1908, sie habe weiße Farmer und Polizisten anstiften wollen, Aborigines für sie zu töten, um die Gebeine nach Deutschland schicken zu können. Das bedeutet Auftragsmord im Namen der Wissenschaft, ähnlich wie von Felix Ritter von Luschan angedeutet, http://down-under.org/content/sch%C3%A4del-vom-fleisch-befreit-und-versa.... Der ursprüngliche Lind des auf Arte gezeigten Films ist bei Youtube leider verschwunden.
Den Filmleuten wurde gesteckt, dass ihre Nachforschungen im Ethnologischen Museums in Berlin zu außergewöhnlicher Betriebsamkeit geführt hätten.
Es wurde gemauert. E-Mails kursierten und warnten vor den aufdringlichen Frechlingen. Ihnen wurde zugetragen, dass u.a. eine verschwiegene, nur ausgesuchten Museumsmitarbeitern zugängliche Veranstaltung zum Thema "Menschliche Überreste im Museum" abgehalten worden sei. Dazu wurde ihnen auch die Liste der Teilnehmer zugespielt. Diese riefen sie einen nach dem anderen an, wurden beschimpft, barsch aufgefordert, den Informanten zu nennen - wollen sie ihn sezieren? - oder mit hässlichen Worten oder aufgeknallter Telefonhörer abgewiesen. Es hieß, das Thema bedürfe großer Diskretion, gehöre nicht an die Große Glocke gehängt, sondern diskret behandelt zu werden und am besten über diplomatischen Kanäle.

Kratzen am Mythos - Der Engel des Schwarzen Todes

Nun erst recht neugierig geworden, forschten die beiden weiter, mit dem Ergebnis, dass ein ganz anderer Film dabei herauskam: Mordakte Museum zum Thema Grabplünderei, Handel mit Gebeinen und Menschen, die große Leiden zu durchlaufen hatte, nur weil man ihre Knochen wollte.
Auf den Spuren von Amalie Dietrich vor Ort in Nordaustralien, dort bekannt als "Angel of Black Death", hörte das Team auch von anderen Sammlern. Durch kriminelle Machenschaften wurden Schädel und Skelette für wissenschaftliche Untersuchungen beschafft. Dietrich war kein Einzelfall. In der mündlich überlieferten Geschichte der Aborigines wird über Morde an ihren Angehörigen berichtet.
 
In der Staatsbibliothek von Brisbane, größte Stadt in Nordaustraliens, fanden sich dann Dokumente, Nachweise und Belege, auch zu der Frage, ob es Morde im Namen der Wissenschaft gab, http://down-under.org/content/m%C3%B6rderische-heilanstalten.

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