Der Untergang Ägyptens

Selbstkannibalisierung der Hochkulturen

Wie frisst man sich am besten auf?

Teil I - Ägypten

Zum Teil II. - Angkor - geht´s hier lang, und hier zu Teil III., Europa.
Die Sendung "Das Erlöschen von Imperien", Das Ende des Pyramidenzeitalters, Das blühende Angkor geht unter, ein Zweiteiler von Fréderic Wilner bzw. Saléha Gherdane auf Arte kürzlich, hat einige Schwächen. Stellvertretend dargestellt werden der Untergang Ägyptens und der Angkors im heutigen Kambodscha.

Bedrohung

In der Beschreibung zum Film heißt es:
"Bisher bestand allgemeiner Konsens darüber, dass nur die schwächsten Zivilisationen scheitern.
Heute wächst jedoch das Bewusstsein, dass Verletzlichkeit auch in ungeheurer Macht oder deren Konzentration begründet liegen kann. Durch das Bestreben, Naturrisiken zu beherrschen und eine globalisierte Wirtschaftsstruktur zu managen, haben die Gesellschaften eine nie dagewesene Komplexität erreicht. Würden jedoch die wichtigsten Ressourcen knapp werden, wären Abstriche auf wirtschaftlichem und sozialem Gebiet unvermeidbar und könnten zum Niedergang auch hochentwickelter Zivilisationen führen."

Erosion der Einzigartigkeit

Der Film setzt beim Alten Reich ein und beschreibt ein späteres Versinken im Chaos, einschließlich der Schändung der Pyramiden und Grabmäler.
Die Frage lautet: Warum hat sich Volk erhoben? Warum zerstörte es seine Heiligtümer?
Die Antwort soll in der Aufweichung der Gottähnlichkeit des Pharaos begründet liegen, der ursprünglich als einziger die Unsterblichkeit hätte erreichen, aber auch andere auf seinem Weg hätte mitnehmen können. Ein offensichtliches, erstrebenswertes Vorrecht für Verwandte bzw. alle Hofschranzen.
Der erste, der damit brach, war Cheops, der drei Pyramiden für seine Frauen errichten ließ. Liebe macht blind, schwächte er doch damit seine Stellung und die seiner Nachfolger, verlor sein Privileg auf Ausschließlichkeit beim Erreichen des "Ewigen Lebens", konnten seine Frauen das doch nun auch. Diese Aufweichung wurde fortgesetzt über die Pyramidentexte, die durch Rezitieren, ursprünglich nur beim Begräbnis selbst durch die Priester, das Aufsteigen der Seele garantierten. Diese "Ba-Seele" verlässt den Körper als Vogel mit Menschenkopf, kehrt dann zurück, um die Gestalt eines neuen Pharao anzunehmen. Später wurden diese Texte an die Wände der Totenkammer gemeißelt, so dass der Pharao sie im Falle des Vergessens praktischerweise hätte aufsagen können (nota bene: Tote können sprechen!) - und noch später und auf viel billigere Art und Weise - auf die Wände gepinselt. Und dies taten dann bald alle wichtigen Personen, die sich ein Pyramidchen leisten konnten. Sie alle erreichten nun alle das Ewige Leben, eine wahre Inflation und fatale Demokratisierung des Himmels. 

Irdische Gründe

Als zweiter Grund wird ein Klimawandel genannt, was plausibel ist. Der Bau jedweder Steinbauten verschlang immer eine Riesenmenge an Holz: Gerüste, Bohlen zum Transport, Hebel, alle Arten von Werkzeugen, Feuerholz - das ist endlos. Die savannenähnlichen Gebiete jenseits des Niltals verwandelten sich in Wüste. Das Holz ging aus. Dabei muss man sich vor Augen halten, dass eine Pyramide nichts weiter ist als eine Grabstätte, aber eine, die unter ungeheurem Aufwand und Einsatz von Menschen und Material erschaffen wurde, und das für einen einzigen Menschen. Das ganze Land blutete unter diesen Grabmälern. Eine ungeheure Menge an Energie, Arbeit, Kraft und letztlich Lebensglück floss in diese aberwitzigen Grabanlagen Einzelner.
Man mag argumentieren, dass diese Arbeiten eine Menge von Leuten in Brot und Arbeit setzten, aber das wäre genauso, als würde man das Hohelied auf Gummibärchenfabriken anstimmen wollen. Die tun das auch, aber niemand braucht sie wirklich. Immerhin kann man sie noch verzehren, Pyramiden nicht.
Auch ein "Synergieeffekt" für das Wirtschaftssystem allgemein ist nicht zu erkennen. Das ist z.B. ein Argument von Apologeten der Raumfahrt, eine Ressourcenverschleuderung ersten Ranges, die in solchen Fällen immer wieder mit Erklärungen kommen, dass dabei auch Erfindungen für die Computerindustrie usw. als Beiwerk angefallen seien.
Ja gut, aber hätte man die Gelder nicht gleich in die Erforschung von "Beiwerk" stecken können und wäre man nicht viel billiger und rascher zum Ziel gekommen?

Zum Teil II. - Angkor - geht´s hier lang, und hier zu Teil III., Europa.