Internat in Hinterzarten
Schulzeit im Schwarzwald
Nicht nur pauken, sondern auch künstlerisch werden
Die Geschichte des Birklehofs in Hinterzarten ist mit der des Schlosses Salem (Bodensee) verwoben. Als fünfte Salemer Zweigschule gründete Kurt Hahn sie 1931. Er hielt Ausschau nach einem gesunden Fleck Erde für die zartesten Zöglinge Salems. Keine Stadt, kein Luxus, keine Anpassung, stattdessen Autonomie und Natur. Dazu wählte er einen Schwarzwaldhof nahe Himmelreich und Höllental, wo inzwischen Schüler der fünften bis dreizehnten Klasse vertreten sind. Die meisten als Internatsbewohner, doch auch etliche Externe.
Die Schule hat nicht die Größe Salems, scheint eher familiär. Beweggründe zum Internatsbesuch sind manchmal familiäre Probleme. Viele kommen in der Pubertät, wenn es zu Hause besonders stark kracht. Anderen möchten ihre Eltern einfach nur eine schöne Zeit schenken.
Freilich ist das Schulgeld gesalzen, zweieinhalbtausend Euro monatlich. Doch deshalb treffen sich im Birklehof nicht nur die Kinder Superreicher, im Gegenteil. Viele Eltern kratzen für den Schulbesuch die letzten Cents zusammen; andere Sprösslinge werden als Stipendiaten aufgenommen (immerhin ein Fünftel der Schülerschar). Die müssen dazu nicht nur gute Noten aufweisen, sondern auch Talent und soziale Fähigkeiten.
"Mamas Service" gibt´s im Internat nicht, denn Tisch- und Küchendienst sind an der Tagesordnung. Gegessen wird zu festen Zeiten. Zimmer und Wäsche werden selbstständig saubergehalten. Je zwei Schüler teilen sich einen Raum mit Betten, Tischen, Schränken, Regalen. Die Toiletten befinden sich auf dem Gang; die Duschen sind Gemeinschaftsduschen.
Zuwiderhandlung gegen Regeln büßen die Schüler, je nach Art des Vergehens, durch Hausarrest, frühes Insbettgehen, Müllsammeln oder ähnliches ab. Bei schlimmen Verbrechen, so z.B. Ladendiebstahl, wartet auch schon mal der Rauswurf.
Mit der Zeit ärgern leider viele Verordnungen. Wer möchte denn als baldiger Abiturient abends um zehn "zu Hause" sein? Wer von einer Party in Freiburg, der nächsten Großstadt, um elf Uhr abhauen, um den letzten Zug noch zu erwischen?
Was sich viele daheim erlauben, nächtelang vor Computern zu sitzen, sich an keine Regeln zu halten, ist im Birklehof kaum möglich. Im Internat müssen alle mitspielen, lernen das Leben in einer Gemeinschaft kennen, erfahren Auseinandersetzungen und Versöhnungen. Lernen fürs Leben. Das einsame Pauken am Schreibtisch spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle, wie die Mentorenfunktion der Lehrer zeigt. Sie beschäftigen sich mit ihren Zöglingen, denn erst wenn man sich ganz auf jemanden einlässt, entdeckt man dessen Potenziale. Wer Jugendlichen Algebra beibringt, sollte ihnen auch bei anderen Problemen beistehen können.
Zahlreiche Freizeitaktivitäten lenken von der Schule ab und machen - natürlich - einfach Spaß. Ob Tanzen, Artistik, Musik … Für die Jüngsten ist das Spielen eines Blasinstruments sogar Pflicht. Verantwortung übernehmen die Schüler in der "Schülermitverwaltung". Einmal wöchentlich versammeln sich die Delegierten.