Wwoofen macht Spaß
Reisekosten senken durch Jobs auf Ökohöfen
Interview mit Lena, 20 Jahre, Österreich
Warum sollte es ausgerechnet Australien sein?
Nun, Kanada wäre auch in Frage gekommen. Ich hatte mir sogar schon Euer Kanada-Buch zugelegt, aber Australien hat bei mir Geschichte, denn mit schon als Kind hatte ich mir in den Kopf gesetzt, eines Tages nach Australien zu gehen, weil dort Sommer ist, wenn wir Winter haben und weil ich die Kunst der Aboriginals und die australische Landschaft liebe.
Hast du noch etwas anderes als Wwoofen gemacht?
Eine Woche machte ich einen Surfkurs und dann reiste ich als Backpacker umher.
Wie sah der Ablauf aus, um einen Hof zum Wwoofen zu finden?
Den allerersten Wwoofing-Platz habe ich etwa drei Wochen vor Reisebeginn per E-Mail kontaktiert und einen Platz für mich "reserviert".
Später, als ich dann schon in Australien war, rief ich sehr spontan bei Höfen in der jeweiligen Gegend, in der ich gerade unterwegs war, an (mittels einem australischem Pre-Paid-Handy). Das machte ich etwa 2 bis 7 Tage vor meiner Ankunft. Die Adressen der Höfe erfuhr ich aus den Einträgen im Wwoof-Buch, das eigentlich eine Mitgliederliste von Höfen ist.
Wichtig ist es, sich genau kundig zu machen, was einen bei den jeweiligen Farmen erwartet, bevor man hingeht (z.B. wieviel Stunden Arbeit pro Tag, wie viele Wwoofer, welche Voraussetzungen, usw.).
Wieviel Vorbereitungszeit ist einzurechnen, um in Australien anzukommen?
Ich hab zwei Monate davor zu planen begonnen. Das Wichtigste war der Flug.
Welches Visum ist notwendig? Welche Art von Visum und wo ist es anzufordern? Kosten?
Bei der Buchung eines Flugs übernimmt oft ein Reisebüro die Visa-Angelegenheiten. Ansonsten ist es auch übers Internet erhältlich. Kosten je nachdem, ob Touristen-, oder Studentenvisum. Zum Wwoofen genügt ein Touristenvisum. Ich wüsste aber gerne, wo man sich dafür einsetzen kann, damit wir ÖsterreicherInnen endlich auch ein Arbeitsvisum bekommen dürfen!
Reiseversicherung?
Das Übliche: Reiserücktrittsversicherung und Krankenversicherung.
Mit welchen Wünschen bist du ins Ausland gegangen?
Ich wollte einfach weg aus Vorarlberg, weg vom Winter. Ich wollte neue Menschen, Lebensstile und Perspektiven kennenlernen.
Wurden sie erfüllt?
Oh ja! Jede Woche aufs Neue, und wäre ich drei Monate länger geblieben, dann noch mehr! Wenn man reist, kann man jeden Tag aufs Neue überrascht werden.
Was hast du vor Ort gemacht? Wie sah dein Tagesablauf aus?
Je nach Farm hatte ich unterschiedliche Tätigkeiten: Waschen, Putzen, Jäten, Aufräumen, auf Kinder, Häuser oder Katzen aufpassen, einen Betonweg bauen oder einmal musste ich vier Stunden lang Blätter vom Waldboden zusammenkehren, um Feuergefahr zu bannen.
Jedoch war eines bei allen gleich: Früh aufstehen, um vor der großen Hitze möglichst viel Arbeit hinter sich zu bringen.
Mit wem hast du zusammengearbeitet und gewohnt?
Auf den meisten Höfen war ich nicht die einzige Wwooferin, und trotzdem hatte ich meist ein eigenes Zimmer.
Hattest du Glück mit deinen Arbeitsplätzen?
Öfters Glück als Pech. Ich hatte auch immer die Möglichkeit zu gehen, wenn es mir nicht (mehr) gefiel. Aber eigentlich kam es nie vor, dass ich nicht gut mit meinen Arbeitgebern auskam. Alle waren stets bemüht und respektvoll.
Trotzdem kann es vorkommen, dass man sich am Ort oder mit der verlangten Arbeit nicht wohlfühlt - da heißt es eben, diese Tatsache höflich zur Sprache zu bringen.
Hattest du persönlich einen Favoriten unter den Höfen?
Es hängt davon ab, was man selbst bevorzugt, denn man kann sich kaum vorstellen, WIE unterschiedlich die einzelnen Stellen sind. Viele Höfe sind einfach nur Familien, keine Farmen. Manche halten Vieh, andere betreiben Acker- oder Gartenbau. Manche stehen morgens um sechs auf, manche überlassen einem die Arbeitszeit völlig selbstständig. Manche arbeiten mit dir zusammen, manche reden nicht mal mit dir. Ich war an so verschiedenen Orten, auch vom Umfeld her (mitten im Regenwald in einem Häuschen für mich alleine oder am Stadtrand mit fünf anderen Leuten, ...).
Hattest du auch schlechte Erfahrungen während deines Aufenthalts?
Ja, eine Farm gibt es, zu der ich NICHT mehr hingehen würde. So landete ich auf einer, ein ehemaliges Gefängnis, hauste in einer eiskalten Zelle, und lernte nicht einmal meine Arbeitgeber richtig kennen. Es gab nur eine richtige Mahlzeit pro Tag, und ich hatte pausenlos fünf Stunden Knoblauch zu putzen. Obwohl ich jetzt im Nachhinein sagen muss, dass sogar das, und vor allem die Insel mit nur 75 Einwohnern, ein Erlebnis war!
Manchmal klappten auch die Bevörderung und das Reisen mit Bussen zu abgelegenen oder schwer zugänglichen Farmen nicht so ganz - das konnte dann auch ganz schön nerven.
Wenn es Schwierigkeiten gab, wie hast du sie gelöst?
Es gab nie Schwierigkeiten, die ich nicht alleine hätte lösen können. Und immer gab es irgendwo eine Touristenbüro oder eine nützliche Telefonnummer.
Wie sah deine Freizeit aus?
Ich lernte sehr viele besondere und nette Menschen kennen und fand Freunde, mit denen ich unbedingt weiterhin den Kontakt halten möchte. Oft tat es richig weh, weiterzureisen und sich von Menschen und Orten verabschieden zu müssen. Je länger ich an einem Ort blieb, umso schwieriger wurde es zu gehen.
Teilweise reiste ich gemeinsam mit neuen Wwoofern, die ich auf verschiedenen Farmen kennengelernt hatte, weiter. Einmal bin ich mit einem anderen Wwoofer fast drei Wochen gereist, unter anderem zu einem Festival. Von dort aus bin ich dann mit Einheimischen weitergereist. Backpacker lernte ich in Hostels kennen, Wwoofer auf den Höfen, und Einheimische, sobald ich längere Zeit am selben Ort verbrachte. Eines ist natürlich wichtig: Man muss Interesse an Leuten haben!
Auf welcher Sprache hast du dich bevorzugt unterhalten?
Auf Englisch. Das klappte problemlos, nur leider nicht akzentlos !
Wie ging es dir mit den kulturellen oder gesellschaftlichen Unterschieden?
Australier sind sehr unkompliziert, humorvoll, manchmal etwas rauh, aber immer freundlich und eher direkt, was Missverständnissen vorbeugt!
Was mir ein wenig fehlte, war eine historische Kultur. Wirklich beeindruckend und bis weit in die Vergangenheit zurückreichend ist nur die Kultur der Aboriginals, und die wird von den Australiern viel zu wenig respektiert. Sehr gestört hat mich die oft sehr rassistische Haltung der weißen Australier gegenüber den Eingeborenen.
Hattest du einen "Kulturschock"?
Nein, außer durch die Supermärkte, die sehr amerikanisch wirken. Sie sind riesig, und es gibt sehr viel Verpackungsmüll.
Was ist deiner Meinung nach typisch für dieses Land?
Bier, Barbecue, Strand, Surfen und die Einwohner untertreiben, wenn es um gefährliche Tiere geht.
Was hat dich in Australien überrascht?
Die enorme Gastfreundschaft gegenüber Reisenden und das Interesse an allem Europäischen.
Hast du Tipps für andere Jugendliche, die ins Ausland oder gerade auch nach Australien gehen möchten (Tipps zu Übernachtungen, Transport, Lokalitäten,…)?
Bevor man sich bestimmte Staaten oder Landesteile aussucht, die man bereisen will, sollte man sich über das Klima bzw. Wetter der jeweiligen Regionen schlau machen. Das Wetter in Südaustralien ist ganz anders als z. B. an der Ostküste.
Zum Transport: Auf keinen Fall schon in Europa Buspässe kaufen, denn alles ist billiger vor Ort! Die billigste Variante ist noch immer, Nachrichten an die schwarzen Bretter in Jugendherbergen zu hängen, z. B. um Mitreisende zu finden, damit man sich Benzin teilen und sich somit ein Auto leisten kann.
Zur Unterkunft: Das schönste Hostel in ganz Australien ist vermutlich in Robe, eine alte Villa gleich am Meer.
Wie sieht es mit den ungefähren Kosten aus?
Das hängt natürlich von den eigenen Bedürfnissen ab. Als ich nach Australien geflogen bin, hatte ich nur 1.800 Euro auf meinem Konto. Das Geld reichte für drei Monate. Allerdings braucht man als Wwoofer oft wochenlang kein Geld für Essen und Unterkunft, was das Reisen sehr verbilligt.
Hast du etwas verdient?
Lebenserfahrung ;-)
Was sollte man auf keinen Fall vergessen einzupacken?
Es gibt nichts, was man nicht auch in Städten in Australien bekommen würde. Trotzdem vorteilhaft: gute Schuhe, Sonnencreme, Hut, Stromstecker, eigenes entsperrtes Handy für Pre-Paid-Simkarten.
In wie weit hat dich deine Auslandserfahrung verändert?
Ich hab das Gefühl sofort wieder verreisen zu müssen. Ich habe den Austausch mit völlig neuen Menschen sehr genossen und meinen eigenen Horizont mächtig erweitert.
Was bringt dir die Auslandserfahrung für die Zukunft?
Das Wissen, immer auch eine Chance auf ein ganz anderes Leben zu haben, z. B. in Australien!
Was machst du jetzt?
Ich gehe erst mal nach Frankreich, um Französisch zu lernen. Dann studiere ich weiter.
In Kürze
- Drei Dinge, die du auf jeden Fall mitnehmen würdest: Reiseführer "Lonely Planet", Handwaschmittel, Fotoapparat
- Erstes gelerntes Wort in der Landessprache: "No worries, mate!"
- Typische Speisen/Getränke: Fish and chips, Vegemite (würde ich nicht freiwillig essen), Bier und Chai (Gewürztee)
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