Kannibalismus und Schweinefleischverbot
Verspeisen von Mumien und Hostien
Teil II. Hier geht´s zu Teil I.: Schwein mit Socken, Teil III.: Europäischer Kannibalismus, Teil IV.: Religiöse Speisetabus, Teil V: Bloody Mary und Teil VI.: Blutiges Exempel
In Papua-Neuguinea, wo bis vor wenigen Jahrzehnten - nachgewiesen bis mindestens Ende der Fünfziger, immer noch Menschenfresserei (1) betrieben wurde - lautete der Ausdruck für gegrilltes Menschenfleisch »langes Schwein«. Der Ethnologe Wilfred Powell untersuchte das kulinarische Brauchtum wissenschaftlich im Buch "Unter den Kannibalen". Die deutsche Kolonialverwaltung wusste nicht, wie damit umzugehen, ohne einen Aufstand dort oder auch auf Samoa (2), wo dasselbe gängig war, auszulösen und studierte die Rezepte.
Rezepte - Menschlicher Krustenbraten
"Die Leichen bereitet man überall in den Deutschen Schutzgebieten so zu, wie die dort vorkommenden Schweine. Allerdings behaupten die Einheimischen, Menschenfleisch schmecke noch besser als das der Schweine," hieß es in einem Bericht.
Das nebenstehende Buch über Papua-Neuguinea gewährt Einblick in das Leben auf Neuguinea in den Siebzigern. Die Autorin begleitete ihren Mann, der aus der Familie Christian Keyßers stammte, als junge und relativ unbedarfte Frau, in den Regenwald, wo er eine Missionsstation leitete. Die Menschenfresserei hatte sich zu der Zeit wohl seit zwanzig Jahren in der Hauptsache erledigt, aber dennoch erlebte sie einige grausige Geschichten. Blutrache und Zauberei waren noch üblich. Eine Folge des Kannibalismus war eine seltsame Krankheit, "Kuru" genannt, die Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, verwandt mit der Traberkrankheit bei Schafen und BSE bei Rindern. Sie führte zu einer Verschwammung des Hirns und Irrsinn. Man vermutet, dass die Übertragung durch den Verzehr von Innereien, insbesondere des Hirns der Opfer, erfolgte. Die Papua glaubten, sich damit erwünschte Eigenschaften ihrer Feinde aneignen zu können.
Der Rinderwahn wurde dadurch ausgelöst, dass die Engländer die Temperatur in ihren Abdeckereien von einst 140 auf 80 Grad senkten und das so gewonnene „Tiermehl“ als Kraftfutter verfütterten, also Tierkadaver nicht nur allgemein an Pflanzenfresser, sondern auch an Artgenossen, erzwungener Kannibalismus sozusagen. Rinder fraßen Rinder. Es war mal wieder etwas zum Segen der Menschheit und des Kapitals „billiger“ …
Frappante Ähnlichkeiten und religiöse Magie
Hätte die Kolonialverwaltung eingegriffen, so hätten die "Wilden" vielleicht unbequeme Fragen zur Wandlung stellen können, lat. "Transsubstantiation", wo nach katholischer Lehre aus Brot und Wein eine "tatsächliche Substanzveränderung" erfolgt, nämlich Blut und Menschenfleisch, Erzeugnisse, die dann ja auch als solche verzehrt werden, während sie nur dem Anschein nach, als "Akzidentien" (das nicht Wesentliche, Zufällige, engl./franz. accident = Zufall, Unfall), also Brot und Wein, vorhanden sind. Unsere Sinne täuschen uns sozusagen, sie sind unfähig, die Wirklichkeit zu erkennen. Wir sind zu blöd. Wer das leugne, sei mit dem Kirchenbann zu belegen, heißt es. Der, auch Anathema (das Gottgeweihte, Verfluchung), genannt, bedeutet einen Ausschluss aus der kirchlichen Gemeinschaft und ist einer Exkommunikation gleichzusetzen.
Die Eingeborenen hätten also zu Recht fragen dürfen, warum man ihnen etwas verwehren wollte, was die Eroberer doch in kaum verhüllter Form selbst betrieben.
Die Protestanten, deren Geist sich von derartigen katholischen Zaubereien beleidigt fühlt, glauben aber auch an eine sakramentale Einheit von Leib und Blut Jesu Christi mit Brot und Wein, Konsubstantiation genannt.
Die Lutheraner gehen also auch von einem tatsächlichen Vorhandensein (Realpräsenz) des Leibes und Blutes Christi in Brot und Wein aus. Das Ganze ist sozusagen gemischt in einem Plätzchen enthalten. Wann die Zutaten dort hineinfahren, war erst nicht so ganz durchsichtig: Beim Bäcker verbietet sich das wegen Krümelgefahr und damit verbundenem Verlust und "Entweihung" des Leibes. Auf jeden Fall lässt sich eines wieder festhalten: Wenn es um faulen Zauber geht, Dinge verschleiert oder nicht ins Bewusstwein rücken dürfen, so werden sie lateinisiert, so dass der Empfänger an irgendwelche "Wissenschaft" glaubt, die er, der dumme Tropf, halt nicht verstehe.
Abrakadabra - keine Magie ohne Zauberspruch
Im Katholizismus erfolgt die Umwandlung schließlich durch die Einsetzungs- bzw. Wandlungsworte, eine Art Zauberspruch also, und nicht wie angenommen erst im Augenblick des Empfangens, denn dann wäre der Spruch bei jedem einzelnen fällig, was ermüdet. Bei den Protestanten gelangt einfach die Füllung hinein. Leib und Blut seien beide in der Hostie enthalten und - oh Wunder - auch immer der ganze Leib, so dass die Katholiken nur noch selten die sog. Kelchkommunion erleben, vom Priester mal abgesehen. Der kriegt auch den Kelch. Prosit.
Im Protestantismus empfangen die Gläubigen Leib und Blut ihres „Herrn“ in Brot und Wein mit dem Mund zur Vergebung der Sünden. Luther veranschaulichte das so: In einem im Feuer zum Glühen gebrachten Eisen sei beides verbunden, Feuer und Eisen, aber beide seien noch vorhanden, was bedeutet, dass durch die Konsekration Leib und Brot sowie Blut und Wein eine sakramentale Einheit bilden. Falsch wäre es zu glauben, der Christus müsse nun unter den vielen Gläubigen zerteilt worden sein. Tatsächlich sei der ganze Christus in den konsekrierten Gaben wahrhaft gegenwärtig (Konkomitanz).
Interessant ist, dass auch die Gläubigen oft nicht so richtig wissen, was Sache ist. So meinte eine Freundin, Katholikin, der Heilige Geist stecke auch drinne. Sie muss immer Sonderanfertigungen genossen haben. Es gilt wie so oft: Die Gläubigen wissen oft nicht, was sie glauben bzw. zu glauben haben. Der Katholizimus macht bei derartigen Abstrusitäten kurzen Prozess und setzt schlicht ein Dogma, ein Denkverbot.
Man muss diesen Hokuspokus - Katholiken würden das "Mysterium des Glaubens" anführen - wirklich mal nachlesen, also: Also gemeint ist WIRKLICH nachlesen, unter dem Link oben, denn dieses seltsame Verhalten, so alt wie die Steinzeit, dieser irre Glaube und kaum verhüllte Kannibalismus, ist tabu, würde gesellschaftlich NIEMALS thematisiert werden. Keine Tageszeitung mit Massenpublikum würde das aufgreifen.
Von wegen Steinzeit und Muslime ... erstmal an die eigene Nase fassen.
Also: Nicht "symbolisch" werden hier Leib samt Blut konsumiert, nicht in irgendwelcher abstrakten Form, nein: TATSÄCHLICH!
Zwanghafte Geschäftigkeit
Und dann die ganzen Vorkehrungen, auf dass ja nichts vergossen oder verschüttet werde! Andernfalls wäre der Teufel los, was eine Reihe magischer, heilender Handlungen erfordert, um die Sache aus der Welt zu schaffen. Wer tiefer in die Materie gehen will, schlage mal "Partikel", "Korporale", Patene, "Ablutionswein" usw. nach (1). Unklar ist, warum der doch allmächtige Jesus denn nicht auf sich aufpasst, so dass nichts verloren gehen könnte. Will er die Gläubigen prüfen?
Ja, und was um Himmels willen tun, wenn was übrigbliebe? Und was, wenn´s nicht reicht? Ist ein Nachschlag erlaubt? Für alles gibt es Regeln.
Immerhin führt diese für Ungläubige lächerlich geringe unterschiedliche Auffassung der Protestanten, die bei der Geschichte die Ration vermissen - wo ist die ihre? - dazu, dass unsere beiden Kirchen nicht zusammenfinden, um ihren Jesus bei einem gemeinsamen Abendmahl zu verspeisen.
Also nochmals der Unterschied:
Die einen - Katholiken - verzehren ihren Jesus aus Fleisch und Blut, der nur aussieht wie eine Hostie, die anderen eine Hostie, in der er bereits steckt. In allen Hostien immer zur Gänze. Bei den Katholiken fährt der Jesus durch einen Zauberspruch ins Gebäck und steckt nach dem Abendmahl auch weiterhin in der Hostie, so dass Übriggebliebenes nicht entsorgt, sondern z.B. in Krankenhäusern bei der letzten Absolution etc. verfüttert wird. Bei den Protestanten fliegt der Jesus nach dem Abendmahl praktischerweise gleich davon, so dass keine besonderen Vorkehrungen zu treffen sind.
Keine Tageszeitung würde das aufgreifen, denn sofort gäbe es mächtigen Ärger seitens der Abonnenten. Gleich käme die Keule: Intoleranz. Nur in Fachzeitschriften fände man etwas. Der Katholizismus muss natürlich bei Strafe des Untergangs solche spitzfindigen Unterschiede aufrechterhalten, denn im Falle des Verwischens solcher Feinheiten würde sich die Frage nach seiner Berechtigung stellen.
Kannibalismus kommt heute nur in zwei Fällen vor:
- Bei schwer Perversen wie dem "Kannibalen von Rothenburg", Armin Meiwes, oder dem Serienmörder von Schwalbach, Manfred Seel
- In Notsituationen, gemeinhin akzeptiert, wie bei der Franklin-Expedition (2) oder dem Andenflug Flug 571, verfilmt u.a. in Das Wunder der Anden, der so z.Zt. nicht zu finden ist, aber als "Flugzeugabsturz in den Anden 1972 - Überleben durch Kannibalismus SPIEGEL TV 2010" Aus dem Dargestellten geht hervor, dass eine - unbewusste - Verbindung Schwein-Kannibalismus besteht. Anders als man glauben könnte, war die Menschenfresserei auch in Europa noch gar nicht so lange her.
Zahlreiche Funde legen nahe, dass vor einigen Tausend Jahren in Europa Menschen ihre Mitmenschen entbeint und bei feierlichen Ritualen verzehrt haben.
Geschichte: Spektakulär ist der Knochenfund im pfälzischen Herxheim, wo man in einer Grubenanlage aus der Zeit der frühesten Ackerbauern mehr als 500 Tote fand, denen das Fleisch wie bei Schlachtvieh von den Knochen geschabt worden war. Besonders eigenartig: Diese Toten waren keine Einheimischen, sie stammen aus ganz Europa, von Paris bis zum Elbtal. Wanderten sie eigens nach Herxheim, um sich dort verspeisen zu lassen? Diese Funde stammen aus der Bandkeramikzeit und sind 7000 Jahre alt, also 3000 Jahre nach Ende der letzten Eiszeit.
Ähnlich Funde im Kyffhäuser, wo eindeutig Leichen mit Stein- od. Bronzewerkzeugen entbeint wurden. Die Erinnerungen stiegen spätestens vor 500 Jahren wieder hoch, als die christlichen Seefahrer und Eroberer auf vielen Südseeinseln oder auch in Afrika das Laufen lernten, weil die Eingeborenen Appetit hatten. Allenthalben zirkulierten Berichte und Bücher über Kannibalismus und Menschenopfer. Auch im Dreißigjährigen Krieg kam die Menschenfresserei vor. So berichtet der Historiker Hans Medick in seinem Buch Der Dreißigjährige Krieg: Zeugnisse vom Leben mit Gewalt, von einer Szene in Agawang, einem Dorf bei Augsburg. Dort hatte sich ein Pfarrer bei seinem Vorgesetzten über den Verzehr von Menschenfleisch beklagt. Er fragte die als Kannibalinnen ausgemachten Frauen, ob es geschmeckt habe, was sie bejahten. Das "Beste" seien Hirn, Herz und Nieren gewesen.
Ähnliches kam auch bei der Einkesselung von Stalingrad vor. Ein Soldat berichtete (sein Stabschef Arthur Schmidt ?), wie sich in den letzten Tagen General Paulus samt seinen obersten Chargen im verbunkerten Keller des Kaufhauses Univermag verschanzt hatte. Die Clique betäubte sich bei Brandy, Gänsebraten und Zigarren, während draußen kannibalistische Szenen zu beobachten gewesen seien.
Das christliche Europa entsetzte sich über die "Primitiven", aber dabei war die Geschichte doch nie „weg“ gewesen. Abraham war im Begriff gewesen, Isaak zu schlachten, und mindestens 2000 Jahre lang verzehrten und verzehren die Christen zerimoniell und „tatsächlich“ ihren Jesus, wobei bei jedem "Abendmahl" doch an Erinnerungen gerührt wurde. Diese Bräuche waren auch nicht vom Himmel gefallen, sondern müssen vorher, wohl seit Urzeiten, bestanden haben.
Noch ein nicht unwesentliches Detail: Meiwes schuf eine feierliche Atmosphäre, wie auch beim Abendmahl. Seine Mahlzeiten mit Menschenfleisch zelebrierte am schön gedecktem Tisch bei Kerzenschimmer, wie die FAZ berichtete. Beim Prozess fletschte er den Richter einmal begehrlich an, so dass ihm ganz schwummrig wurde. Sein Gebiss ist weiter oben zu sehen.
Artverwandtschaften
Nach dem Geschilderten dürfte klar sein: Das letzte Geheimnis des Schweinefleischtabus ist enthüllt. Es handelt sich um Reste aus uralten Zeiten: Aussehen, Geschmack, Todesschreie und Intelligenz – das ist zu starker Tobak. Uralt ist dabei ein wenig übertrieben, s. Herxheim. Die Ähnlichkeit von Mensch und Schwein, die Verbindung und Verwandtschaft sowie die verschütteten Erinnerungen über Kannibalismus im kollektiven Gedächtnis, lassen vermuten, dass dies ein Grund ist, um das Schwein zu verteufeln.
Teil II. Hier geht´s zu Teil I.: Schwein mit Socken, Teil III.: Europäischer Kannibalismus, Teil IV.: Religiöse Speisetabus, Teil V: Bloody Mary und Teil VI.: Blutiges Exempel
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1.) Link unter "Patene" oben, Minute 3 im Filmclip, Weihbischof Domenikus Schwaderlapp, Kölner Dom, über den Kelch, den er in Händen hält:
"Und wenn es noch wertvoller wäre, es wäre nichts gegenüber dem, was dann hier drin ist, nach der Wandlung, der Leib und das Blut Christi. Das ist für mich das größte Geschenk unseres Glaubens. Wir glauben an einen Gott, der uns so gern hat, dass er ganz mit uns zusammensein will, dass er sich uns sogar - das ist unbegreiflich - zu essen gibt, zur Speise gibt."
Das also sagt jemand, der bereits älter als zehn Jahre ist, den Führerschein hat und auch noch wählen darf ... Obendrein wird der Verteiler solcher Erkenntnisse sowie sein ganzer Apparat hintendran auch noch staatlicherseits gefördert und diese Lehre an unseren Schulen und Hochschulen verankert.
Unbegreiflich? Nein, offensichtlich ein Fall für den Kopfdoktor; Freud hat´s erklärt.
Seltsam ausgedrückt übrigens: "das Geschenk unseres Glaubens" - der Glaube wird aktiv und beschenkt den Gläubigen? Wie geht das?
2.) Terra X: Drama im ewigen Eis - Die verschollene Expedition des John Franklin
Fotos: Albert Hahl unter den Einheimischen von Ponape und Meiwes. Letzter ist seit Mai 2020 immer wieder inkognito unterwegs, ausgestattet mit vom Land geschenkter Sonnenbrille und Hut. Sinn: Ausgang zu Zwecken der Resozialisation.
Näheres und ergänzend siehe das E-Book Die Sau ist nackt - Das Weib muss weg.