Als Fremdsprachassistentin in Frankreich

Arbeiten in Frankreich

Lehrerfahrung über den Pädagogischer Austauschdienst

PAD IM ELSASS / C'EST LA VIE, C'EST LA FRANCE, C'EST L'ALSACE

Als Isabel aus schulischer Begeisterung ihr Französischstudium begann, hatte sie sich anfangs noch keine Gedanken über einen Auslandaufenthalt gemacht. Mit dem näherrückenden Examen drängte sich ihr jedoch immer mehr die Frage auf, in welcher Weise sie ihre Sprachkenntnisse vertiefen und ausbauen könnte.
"Zunächst hörte ich über die Uni vom ERASMUS-Programm, das mir aber nicht völlig zusagte. So suchte ich nach einer anderen Möglichkeit und erfuhr durch Zufall vom Programm des PAD, mit dem man für circa sieben Monate, je nach Schulform, als Fremdsprachenassistent an einer ausländischen Schule in Europa oder Amerika arbeiten kann. Die gute Organisation und die angenehmen und entsprechend entlohnten Arbeitsbedingungen (12h / Woche, ca. 750 € / Monat) überzeugten mich. Nach einem langwierigen Auswahlverfahren fuhr ich meinem großen Abenteuer in Mühlhausen (Mulhouse) im Elsass entgegen. Ich sollte dort an zwei Collèges vier Tage die Woche Deutsch unterrichten; andere Assistenten waren an einem Lycée oder an Grundschulen. Von den Schulen und meiner Betreuungslehrerin wurde ich sehr herzlich aufgenommen, so dass mir der Start in den neuen, ungewohnten Alltag etwas leichter fiel. Bereits von Deutschland aus hatte ich ein "Studio" im Studentenwohnheim in Mulhouse gemietet, so dass ich mich vor Ort nicht noch mit einer aufwändigen Wohnungssuche beschäftigen musste.

In diesen sieben Monaten in Frankreich stieß ich natürlich in allen Lebensbereichen auf viel Neues - sei es an meinem Arbeitsplatz, auf Reisen in Frankreich, Süddeutschland und der Schweiz, zu denen ich neben der Schule noch ausreichend Gelegenheit hatte, oder im ganz normalen Alltag, der in einem fremden Land schon zu etwas Besonderem wird."

Obwohl ihre Tagesabläufe sehr unterschiedlich aussahen und oft spontan entwickelt wurden, gibt Isabel eine kleine Kostprobe eines Tages:
"Nach einem kleinen Frühstück aus Brioche und Nutella, mit musikalischer Untermalung des Radiosenders "France Bleu Alsace", mache ich mich per Tram und TER (französische Regionalbahn) auf den Weg zu meinen Schulen, die in dem kleinen Örtchen Saint-Louis an der Schweizer Grenze liegen. Bereits auf dem Flur zum Lehrerzimmer, nachdem mich die obligatorische Hausmeisterin unter wachsamem Blick durch das Schultor passieren lässt, schallt mir das fröhliche "Guten Morrrgen" eines meiner Schüler entgegen. Nachdem ich mit einer der Deutschlehrerinnen schnell noch die Klassenaufteilung besprochen habe, übernehme ich meine Schülergruppe und mache nun für eine halbe Stunde Unterricht, bevor die Gruppe gewechselt wird. Der Unterricht findet halb auf Deutsch, halb auf Französisch statt - je nachdem, wie viel die Schüler verstehen. Heute habe ich deutsche Zeitungen mitgebracht, und die Jugendlichen sollen dazu einen Fragebogen ausfüllen. Mit größter Begeisterung durchwühlen sie das Material und sind völlig erstaunt, bekannte Gesichter aus Politik, Sport und Musik anzutreffen. So geht der Vormittag dahin, und nach dem gemeinsamen Mittagessen in der Schulkantine - Baguette und ein Stück Käse sind bei jedem Hauptgericht obligatorisch - folgt in der zweistündigen Mittagspause mein "Club d'allemand".

Da die Kinder den ganzen Tag in der Schule verbringen, kommen oft nicht viele. Aber die wenigen, meist sehr guten Schüler - hin und wieder auch Deutsche, die sich freuen, ein bisschen muttersprachlichen Kontakt zu haben - sind hoch motiviert und zu allen "Deutschspielchen" bereit. Im Nachmittagsunterricht bin ich bei den 12-Jährigen eingeteilt, die ich an diesem Tag mit der Lehrerin zusammen unterrichte. Wir schreiben einen Brief an den Weihnachtsmann in Deutschland. Nach einer Stunde ist die ganze Tafel über und über mit Vokabeln bedeckt, denn jeder wünscht sich schließlich etwas anderes vom Weihnachtsmann. Für heute ist mein Schultag zu Ende; ich setze mich in den nächsten Bus und fahre noch für eine Stunde an den Rhein nach Basel, das nur 10 Minuten entfernt liegt - nur eben über die Grenze.
Zurück in Mulhouse erwartet mich zunächst ein Rendezvous bei meiner Bank, aber nachdem wieder ein paar Schwierigkeiten aus der Welt geräumt wurden, kann ich ruhigen Gewissens den Gastvortrag eines französischen Professors über die "Littérature française" genießen, der gleich gegenüber von meinem Wohnheim in der Universität stattfindet. Noch schnell zum Einkaufen in den Supermarché Match - Baguette, Käse und französischer Wein stehen auch bei mir ganz oben auf dem Einkaufszettel -, dann geht´s zum Deutsch-Stammtisch im irischen Pub. Die Bedienung spricht zwar kaum ein Wort Englisch, aber das kann man in Frankreich ja auch nicht erwarten. Dort treffe ich mich jede Woche mit einigen Deutschassistenten; oft sind aber auch Assistenten aus Amerika, England und Venezuela dabei. Nach einem schönen Abend, bei dem neue Reise-/ Besichtigungspläne für das Wochenende geschmiedet werden, geht wieder einmal ein aufregender Tag in diesem Land zu Ende.

In meiner Zeit in Frankreich habe ich viele Erkenntnisse gewonnen (die französische Bürokratie ist nur mit sehr viel Geduld zu ertragen!), Erinnerungen gesammelt (zahlreiche Besuche im Restaurant "L'Entrecôte", die bei mir nahezu immer mit einem elsässischen Flammkuchen endeten), Fotos geknipst (malerische Bilder von einem wunderschönen Ausflug in die tief verschneiten Vogesen) und Souvenirs erstanden. So auch den plüschigen Storch, der seinem Status als Wahrzeichen des Elsass alle Ehre macht, denn die Sehnsucht nach Frankreich, die habe ich anscheinend gleich mitgekauft. 

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