Religiöse Speisetabus

Unreinheit: Schwein, Weib und Speisetabus

Muslime und Juden per Chorizos aufspüren

Teil IV. Hier geht´s zu: Teil I.: Schwein mit Socken, Teil II.: Feine Küche, Teil III.: Europäischer Kannibalismus, Teil V.:  Bloody Mary und hier zu Teil VI.: Blutiges Exempel

Zurück zum Hund bzw. Schwein: Auch bei uns zeigt sich ja eine heftige sprachliche Abwehr und Verächtlichmachung bzw. ein ambivalentes Verhältnis, anders als bei Juden und Muslimen, wo es völlig abgewertet und "unrein" ist. Hundsfott, Hundesohn, ein krummer Hund, hündisch, jemanden behandeln wie einen Hund, Sauwetter, Saukerl, Saustall, Judensau, Drecksau, Ferkel, säuisch, schweinisch, schweineteuer, schwein- und saukalt, Saufraß, Schweinekram ... und als Krone der Schöpfung ein ganz tolles Tier, eine Kreuzung: der Schweinehund. Aber wir kennen keine Speisetabus beim Schwein.

Verachtung - Hund, Schwein und Weibsbilder

In der biblischen Legende vom "verlorenen Sohn", muss der sozial Herabgesunkene Schweine hüten, was ihn gesellschaftlich völlig ächtet. Auch Jesus, Jude, verachtet die Schweine. Laut Markus 5 geht das so: "Und die Teufel baten ihn alle und sprachen: Laß uns in die Säue fahren! Und alsbald erlaubte es ihnen Jesus. Da fuhren die unsauberen Geister aus und fuhren in die Säue; und die Herde stürzte sich von dem Abhang ins Meer (ihrer waren aber bei zweitausend) und ersoffen im Meer." Das klingt nach einem Heidenspaß, Jesus! Der unterlag natürlich auch den ganzen jüdischen Speisetabus und freute sich anscheinend über die Beseitigung der Borstentiere. Antonius kennt keine Speisetabus
An sich ist das Schwein ja wie andere Tiere auch relativ reinlich. Mangels Schweißdrüsen und möglicher Überhitzung suhlen sie sich gerne mal (der Hund, auch ohne Schweißdrüsen, hechelt bei Überhitzung), aber wer sie noch noch auf einer Weide erleben kann, sieht saubere Tiere. Es ist die schweinische Haltung, die wir ihnen angedeihen lassen, die sie verdrecken lässt. Wir sind die Schweine. Unsere zwiespältige Haltung zeigt sich z.B. darin, dass es ja auch als Glücksbringer neben dem Schornsteinfeder im Auto baumelt, man ja mal in einer brenzligen Lage Schwein gehabt hat, Glücksschweine aus Marzipan zu Neujahr verteilt werden, im Kinderzimmer ein Sparschwein auf dem Fensterbrett steht. Ja, wie haben es zum Fressen gern, zwei Drittel des bei uns verbrauchtes Fleisches stammen von ihm.

Manche glauben, die Abscheu von Juden und Muslimen gehe auf einen Klimawechsel zurück. Das Schwein sei ungenügend an Klima und Umwelt des Vorderen Orients angepasst, brauche Wasser, Schatten und Wälder, wo es im Boden nach Eicheln, Pilzen, Käfern und weiteren Leckerbissen wühlen könne. Mit dem Schwund des Waldes dann, habe sich das Schwein zum Nahrungskonkurrenten des Menschen entwickelt. Aber das sind andere Tiere viel stärker, Schafe und insbesondere Ziegen sind eine "Pest" in Trockengebieten, zerstören das ganze ökologische Gleichgewicht, bewirken Bodenabschwemmung, lassen Wälder verschwinden, ändern das Klima und unterminieren die wirtschaftliche Grundlage, aber nirgendwo gibt es diese starken Gefühle und diesen Ekel, der doch immer in einer Gesellschaft alles verrät. Überall in der muslimischen Welt herrschen hier Speisetabus. Schweinekopf muslimische Speisetabus

Die vorerwähnte Muslimsekte der Ahmadis macht zur Abwechslung mal einen Ausflug in die Wissenschaft und sieht einen Zusammenhang damit, dass das Schwein ein Allesfresser sei und die Eiweißstruktur seines Fleisches derjenigen des menschlichen ähnlich sei. Laut medizinischer Untersuchungen sei der Verzehr von Schweinefleisch für eine Vielzahl von Erkrankungen mitverantwortlich.
Dabei war die Haltung der frühen Semiten gegenüber dem Schwein durchaus zwiespältig, wie Christopher Hitchens berichtet, denn es wurde teils auch verehrt. Er schreibt: "Der Verzehr von Schweinefleisch galt als etwas Besonderes, ja, als Privileg und Ritual - eine unsinnige Vermengung des Heiligen mit dem Profanen, die sich zu allen Zeiten in allen Religionen findet."
In Goldings „Herr der Fliegen“ ist das Schwein Nahrungsmittel, wird aber auch verachtet und gefoltert.
Zu Ende wandelt es sich zum Kriegsgott, personifiziert durch einen aufgespießten, fliegenumschwirrten, Schweineschädel, dem auch geopfert wird.
Auch im Katholizismus erhielt das Schwein eine Aufwertung und hat es zu einem eigenen Heiligen gebracht. Der Hl. Antonius ist der Patron der Schweinezüchter. Von wegen Speisetabus! Für die kleinen Leute war das Schwein ein Schatz, leicht zu halten, von Abfällen lebend, oder was immer der Wald hergab. Die Jagd war ihnen verboten, aber ihre Schweine durften sie in den Wald treiben oder auf der Allmende weiden lassen. Zahllose Abbildungen zeigen Antonius mit einem Schwein, oft nur im Hintergrund. Manchmal lugt ein Ferkel aus den Falten seines Rocks hervor, wie abgebildet. Er sollte sie beschützen, denn ein Verlust war sehr schmerzlich. Diesem Schatz der kleinen Leute musste die Kirche Respekt zollen.

Frauen, Schweine, Blut und Kot

"Unrein" sind übrigens auch Frauen, wenn sie ihre Tage haben, oder nach Geburten. Gut drauf sind Christen und manche Juden, denn eine "Reinigungsfrist" ist fällig: Vierzig Tage bei bei der Geburt von Knaben, achtzig nach solchen von Mädchen. Zum "Gottesdienst" ließ man sie dann durch eine besondere, unscheinbare Wöchnerinnentür schlüpfen. Wöchnerinnenpforte
Und auch bis in die jüngere Vergangenheit geht das weiter - man sollte es kaum glauben: "Mönche brauchen nur eine Frau zu sehen, dann grunzen sie wie echte Schweine." Pressemitteilung Deutscher Katholikentag 1968 (1), was natürlich ein schönes Urteil über die Mönche ist.
Verfasser dieses verbürgt sich für Folgendes: Ein italienischer Bekannter, Winzer, schickte seine Frau bei der Weinlese immer zur Schwiegermutter ins nächste Dorf, wenn sie ihre Tage hatte. Andernfalls wäre der Wein sauer geworden.
Jesus veranstaltet, wie erwähnt, zur Heilung eines einzigen Menschen ein kleines Massaker, Mk 5,1-20 (EpAp 5,9 f.), bei dem zweitausend Schweine zugrunde gehen: "... und sie ersoffen im Meer" (2). Das 3. Buch Mose stellt die Frau den Haustieren gleich. Für den Kirchenlehrer Augustinus ist sie, wie das Tier, nicht nach Gottes Ebenbild geschaffen. Nach Thomas von Aquin kennt die Frau, das "animal brutum", nur Fraß und Koitus. Auch Luther hat´s mit den Schweinen, wobei es hier mal den "Heiligen" Vater trifft: die "Papstsau" usw. Frauen sind bei ihm "ein Kind", "ein halbes Kind", "ein Toll Thier". Alle Religionen tun das mehr oder weniger. Eine Autorin in Thailand beschreibt das so: "... mussten wir darauf achten, dass keine von uns Frauen direkt neben dem Mönch sitzt." Es handelt sich also offenbar um eine sexuelle Geschichte.

Porca Madonna di Cane - Hündische Schweinemadonna

Und immer wieder die Verbindung zu Tieren, insbesondere Schweinen, Hunden, Dreck, Blut und Kot. Kein Wunder eigentlich bei diesen primitiven Ursprüngen, diesen "Viehzüchterreligionen", wie Karlheinz Deschner sie benennt, relativ beschränkten Nomadenvölker, die unseren Gesellschaften aber bis heute ihren Stempel aufdrücken. Hier mal eine Darstellung wie das Christentum mit Tieren umgeht, auch als pdf zu finden bei Eingabe von "Das schwärzeste aller Verbrechen pdf". Wissenschaftler messen herkömmlicherweise den Entwicklungsstand eines Landes am Energieverbrauch, an Bildungsausgaben usw. Es scheint, als könne die Art und Weise, wie mit Tieren umgegangen wird, genauso gut dazu herhalten.
Abraham a Sancta Clara, wichtigster und berühmter deutscher Prediger im Barock, 1644-1709, erklärte "... daß ein schön aufgeputzes Weib ein Tempel sei, der über einer Kloake aufgebauet ... Wer wird den Koth für einen Gott anbeten wollen?" und wollte - sage und schreibe - "... diesen Weibern auf die entblößten Brüste scheißen."
Im Italienischen wird sie als "Porca Madonna" (porco = Schwein, ma = mein, donna = Frau), das "Madonnenschwein", "Saumaria" oder wie immer man das ausdrücken will, beflucht (3). Zum Sinn des Fluchens hier eine kleine Einführung. Und wie immer: Befluchen ja, aber keine Speisetabus.
Bischof Graber wusste in "Zur Sexualkunde in Schulen", 1980: "Vielleicht wird uns hier klar, warum wir vorhin auf den engen Zusammenhang des Weibes mit dem Tier aufmerksam machten: Sexualität führt zur Bestialität." Das hat im Deutschen die Bedeutung etwas Teuflischen, Hinterhältigen und Grausamen. Aber im Französischen ist "la "bête" schlicht auch das Tier, das "Biest", auch die "Doofe". Als Eigenschaftswort heißt es einfach "dumm", s. den Vorläufer v. Charlie Hebdo.

Teil IV. Hier geht´s zu: Teil I.: Schwein mit Socken, Teil II.: Feine Küche, Teil III.: Europäischer Kannibalismus, Teil V.:  Bloody Mary und hier zu Teil VI.: Blutiges Exempel

Näheres und ergänzend siehe das E-Book Die Sau ist nackt - Das Weib muss weg.

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1.) "Ein männlicher Fötus wird nach 40 Tagen, ein weiblicher nach 80 Tagen ein Mensch. Mädchen entstehen durch schadhaften Samen oder feuchte Winde." Thomas von Aquin, Patron der katholischen Hochschulen und Kirchenlehrer. Anders als geglaubt, stehen nicht die Päpste an der Spitze der Hierarchie im Katholizismus, sondern die Kirchenlehrer. Hier weitere höchst weise und lesenswerte Ergüsse, auch aus dem protestantischen Lager.
2.) Unter Mubarak wurden in Ägypten 250.000 Schweine ohne jede Not getötet. Vordergründiger Anlass: Die Schweinepest, die aber weder im Land aufgetreten war noch auf Menschen übertragen wird. Der wirkliche Grund war, dass man den christlichen Kopten eins auswischen wollte, insbesondere auf Druck der Moslembrüder. Die Kopten sammelten überall die Küchenabfälle ein und verfütterten sie an ihre Schweine. Sie kennen hier keine Speisetabus. Man wollte sie wirtschaftlich treffen und gleichzeitig die verhassten Schweine verschwinden lassen.
3.) Hier eine köstliche Zusammenstellung von ausgesonderten Passagen aus den Moderationen von Germano Mosconi. Man braucht nicht wirklich Italienisch zu verstehen, denn es ist eine einzige köstliche Abfolge von "Porco Dio", "Dio Cane", "Porca Madonna", "Madonna de Dio Cane", "Madonna putana" und "Va fan culo" nebst Beiwerk wie "cazzo" (Schweinegott, Hundegott, Schweinemadonna, Mutter des Hundegotts, Nuttenmadonna und "Treib´s durch den Arsch", "Schwanz"). Unterhaltsame 18 Minuten interkultureller Kommunikation.

Foto Heiliger Antonius mit hervorlugendem Ferkel, unten rechts: Girsbergkapelle, Kirchzarten

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