Als Kindermädchen in Frankreich arbeiten

Frankreichratgeber - Au Pair

Auszüge aus dem Buch "Lust auf Frankreich"

AuPair in Frankreich

 

„Mehr als Kinderwagen schieben und Alete-Brei aufwärmen!“

Bei den nachfolgenden Aufzeichnungen handelt es sich um mehrere Gruppengespräche mit jungen Au-Pair-Frauen und einem Au Pair-Mann sowie mit dem Autor als Fragesteller im „Foyer Le Pont“. Das Foyer ist Anlaufstelle und Wohnheim für Au-Pairs in Paris. Die Antworten werden gebündelt wiedergegeben.

„Werden Au-Pairs von französischen Familien als billige Putzfrau ausgenutzt?“

Nein. Zumindest darf die Frage nicht so und nicht allgemein gestellt werden. Die über internationale oder deutsche Organisationen vermittelten Frauen kommen in der überwiegenden Mehrzahl zu Familien, die okay sind. Die Familien sind der Vermittlungsstelle, und damit meistens auch dem Pariser Büro, bekannt; sie werden regelmäßig betreut und bekommen immer wieder im Abstand von einigen Monaten oder einem Jahr neue Au Pairs. Sollte es wider Erwarten zu groben Verstößen kommen, gibt es zunächst ernste Gespräche zwischen der Vermittlungsstelle und den Gasteltern – sowie dem Au Pair -, und schließlich keine weiteren Vermittlungen mehr für die Familie, wenn sich die Anschuldigungen als bewiesen herausstellen und die Familie nichts unternimmt, um eine Verbesserung herzustellen. Die Au-Pair-Frau wird dann in eine neue Familie vermittelt. Anders sieht es bei den Frauen auf dem freien Markt aus, die über kommerzielle Vermittler oder über Zeitungsanzeigen eine sogenannte Stelle als Au-Pair bekommen. Hier existieren kaum Kontrollen.
Wenn ein Au-Pair seine Rechte nicht kennt und auch keine Anlauf- oder Informationsstelle für deren Einklagung kennt, hat es schon böse Überraschungen gegeben. Allerdings handelt es sich in solchen Fällen recht oft um junge Frauen, die im Urlaub oder nach einem Wochenendtrip hier in Frankreich hängen geblieben sind oder sonstwie durch die Gegend zockeln, und sich dann ohne Information in Abhängigkeit begeben, weil sie froh sind, irgendeine Arbeit und Unterkunft gefunden zu haben. Nicht nur in Frankreich, überall auf der Welt wird es dann Familien geben, die solche Abhängigkeiten ausnutzen, und die Mädchen als billige Putzfrau ohne soziale Absicherung arbeiten lassen, wobei es in Ausnahmefällen auch schon zu Schlimmeren gekommen ist.
Es sind Fälle in ganz Europa bekannt, wo den Mädchen (viele stammen aus osteuropäischen Ländern) erst der Ausweis abgenommen und sie dann in die Prostitution getrieben en Au-Pair-Regel! Da gibt es ja ganz klare gesetzliche Vorgaben! Einige Mädchen sind allerdings dermaßen naiv und blauäugig, die treten auch in solche Fettnäpfchen, die man eigentlich auf einen Kilometer vorweg riechen müsste!“

„Bedeutet Au-Pair, dass man ein bisschen den Kinderwagen durch einen Park schaukelt, der Hausfrau beim Essen servieren hilft, ansonsten freundlich lächelt und französische Konversation betreibt?“

Allgemeines Lachen und Kopfschütteln in der Gruppe.
„Nein! Im Gegenteil! Wir arbeiten uns zwar nicht tot, aber es sind doch fünf bis sieben Stunden täglich intensive und verantwortungsvolle Arbeit. Sicher, bei einer Tasse Kaffee oder einer Zigarettenpause zwischendurch steht niemand mit der Stoppuhr dabei. Und je nachdem, wie das persönliche Verhältnis zwischen Madame und dem Au-Pair ist, also ob die Chemie stimmt, da wird zwischendurch auch mal Mist gemacht oder gelacht oder einfach bei einer Zigarette auch mal über Privates geklönt...“

Hier wird das Gespräch durch einen Zwischenruf unterbrochen:
„Bei uns gab es noch nie ein privates Gespräch zwischen Madame und mir. Meine Madame ist so abgehoben, eine richtige Vertreterin der französischen Bourgeoisie, nach dem Motto: Wir hier oben und ihr da unten! Hochnäsig und eitel bis zum Gehtnichtmehr. Sie rennt den ganzen Tag im Chanel-Kostüm herum. Sie hat einen Liebhaber während der Abwesenheit ihres Mannes, ich sehe ihn fast täglich nachmittags kommen und gehen, aber meine Madame tut so als sei nichts und übertüncht das alles mit ihrem unpersönlichen Gehabe, iss mir aber auch egal, ich mache meine Arbeit und damit basta! Die beiden Kinder sind ganz anders; die sind Sieben und Neun, nachdem ich die um Vier aus der Schule abhole, hängen die fast nur bei mir oben, ich hab‘ die Mansarde zwei Stockwerke höher. Madame ist das ganz recht, die ist froh dass sie die Gören los hat, obwohl sie dann immer so eine spitze Bemerkung macht, von wegen mangelnde Liebe und fehlender Respekt gegenüber den Eltern, aber der Kleine zeigt ihr den Vogel, wenn sie das Kinderzimmer verlassen hat, und das sagt ja wohl alles, und abends sitzen alle am Tisch und sie spielt mit ihm Turteltäubchen, Chérie hinten und mon amour vorne, dabei hat er bestimmt auch irgendwo in Paris eine Maitresse, so unmissverständlich wie der mich schon angemacht hatte...“

„Apropos Anmache!? Welche Erfahrungen habt ihr da mit den Ehemännern in eueren Gastfamilien gemacht?“
„Wie sieht es bei euch mit der Liebe und mit Freundschaften aus?“
„Wie sieht euer Arbeitsablauf und euere Freizeit aus?“
„Kommt ihr mit dem Geld zurecht?“
„Gibt es auch Versagen und Heimweh?“
„Und was sagen die Gasteltern dazu?“

 

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