Arme Lehrer?

Meinungen über Pädagogen

Gerüchte und Wahrheiten

Vorurteile gegenüber Lehrern - Schlechter Unterricht, geringe Motivation?

"Lehrer sind faul." Sicher geben sich einige Lehrer wenig Mühe bei der Unterrichtsvorbereitung und zeigen z.B. einfach Filme oder erzählen Geschichten aus ihrem Leben. Dagegen gibt es aber auch hochmotivierte Lehrer, die sich für ihre Schüler ganz schön ins Zeug hängen und deutlich mehr tun, als sie müssten. Übrigens sind Angestellte anderer Branchen oft viel fauler.

"Lehrer haben viel mehr Freizeit und Urlaub als normale Erwerbstätige." Ginge man nur nach der Unterrichtszeit, träfe dies zu. Der Job eines Lehrers beinhaltet aber deutlich mehr, als nur vor der Tafel zu stehen. Zum einen will der Unterricht vorbereitet werden, was sich - z.B. durch Materialsuche - oft in die Länge zieht. Zum anderen stehen Gespräche mit Schülern, Eltern und Kollegen an sowie Konferenzen. Dann müssen Klassenarbeiten und Tests entworfen und - weitaus aufwendiger - korrigiert werden. Das gilt nicht nur für die Schulzeit sondern auch für die Ferien! Zudem engagieren sich viele Lehrer z.B. als Leiter einer Theater-AG, als Vertrauenslehrer, als Umweltmentor etc.

"Viele Lehrer sind ungeeignet." Mag sein, dass einige Lehrer mit ihren Schülern nicht klarkommen. Es ist jedoch schwer, eine Eignung festzustellen und untalentierte Lehrer zu erkennen (besonders im Vorfeld). Die Wissenschaft weiß offenbar noch zu wenig von den Eigenschaften, die einen guten Lehrer auszeichnen, als dass Tests stattfinden könnten. Außerdem: Was tut man mit einem Lehrer, der mit der Hälfte seiner Schülerschar blendend klarkommt, mit der anderen Hälfte aber nicht?

"Lehrer entscheiden sich für ihren Beruf, weil er mit viel Freizeit und Urlaub lockt." Ganz im Gegenteil, sie entscheiden sich wegen der Freude am Umgang mit Kindern und Jugendlichen dafür und weil sie das Fach unterrichten möchten, das sie am stärksten interessiert. Viele freuen sich auch darüber, der Gesellschaft nützen zu können. Vorteile wie Gehalt, Beamtenstatus, lange Ferien etc. beeinflussen die Entscheidung für diesen Beruf nicht so stark.

"Nach dem langen Studium ist die Umstellung auf den Unterricht ganz schön heftig." Tatsächlich sprechen viele Referendare von einer "starken Belastung", aber ein richtiger Schock dürfte es nur bei manchen sein. Durch die vielen Praxisphasen sind sie eigentlich recht gut auf den Unterricht vorbereitet.

"Lehrer sind immer am Klagen." Im Gegenteil, zwei Drittel der Lehrer zeigen sich mit ihrer Arbeit zufrieden. Und klagen Erwerbstätige anderer Branchen nicht auch?

"Lehrer hatten selber schlechte Noten." Beim Vergleich der Abiturnoten von Lehramtsstudenten mit Studenten anderer Fächer zeigt sich, dass Gymnasiallehrer mindestens so gute Zensuren hatten wie andere Studenten. Lehramtsanwärter für Grund-, Haupt und Realschule hingegen schnitten beim Abitur schlechter ab als vergleichbare Studenten. Ob aber z.B. die Mathenote für einen Sportlehrer relevant ist, dürfte fraglich sein.

"Gymnasiallehrer wissen zwar viel, können aber schlecht erklären." Das mag auf manche zutreffen, aber im Durchschnitt geben Gymnasiallehrer guten Unterricht. Richtig ist allerdings, dass Viel-Wissen nicht automatisch guten Unterricht bedeutet. Für ihn ist wichtiger, dass die Lehrer wissen, wie sie die Inhalte erklären und wann sie welche Beispiele und Aufgaben anzuwenden haben. Dabei spielt keine Rolle, ob der Lehrer schon lange im Beruf ist oder frisch von der Uni kommt. Obwohl Didaktik bei Grund-, Haupt- und Realschullehrern einen größeren Stellenwert im Studium einnimmt, fällt ihr Unterricht später schlechter aus als der von Gymnasiallehrern. Das mag daran liegen, dass letztere fachlich von Experten ausgebildet werden, während sich bei den anderen Lehramtsanwärtern Didaktiker auch um die fachliche Ausbildung kümmern. Fachwissen ist nach Ansicht einiger Wissenschaftler allerdings Voraussetzung zur guten Didaktik.