Körperbehindert für einen Tag

FSJ - Ein Tag im Rollstuhl

Erlebnisbericht einer Seminargruppe

Leben eines Körperbehinderten

Sieben Mädels aus unserer Seminargruppe hatten beschlossen, uns einen Tag lang in einen zu Rollstuhl setzen und eine Großstadt zu besuchen, um zu testen, wie man sich fühlt, und ob man mit einem Rollstuhl überall hinkäme. Denn wenn man von heute auf morgen in einem Rollstuhl landet, hat man ja auch keine Wahl und muss versuchen, damit klarzukommen.
Also fuhren wir auf unserem Seminar in Münstertal einfach in die nächste Großstadt, Freiburg. Wir hatten zwei Rollis und eine Kamera zur Verfügung, um am Ende auch alles dokumentieren zu können.

Am morgen setzten sich zwei von uns in Rollstühle und ab ging es. Die ersten Fragen stellten sich uns schon auf der Fahrt dort hin, werden wir mit den Rollstühlen überhaupt in einen Zug kommen?
Doch auf der Hinfahrt hatten wir großes Glück, denn es kam ein Zug, in den wir ohne Probleme einsteigen konnten. Er hatte nämlich keine Stufen. So mussten wir uns nur mit Hilfe in den Zug ziehen lassen.

In Freiburg dann angekommen, mussten wir erst mal eine Weile nach einem Aufzug suchen, damit wir überhaupt vom Bahngleis / Bahnsteig kommen konnten. Ober angelangt ging es los in die Innenstadt, die leider komplett mit Kopfsteinen bepflastert ist. Dies ist auch keine komfortable Weise sich fortzubewegen, dann man wird stark durchgeschüttelt.
Unser erster Test ging durch eine kleine Einkaufspassage, in der wir mit Erfreuen feststellen mussten, dass es keine Probleme gab, hineinzukommen. Was dann schon etwas schwerer erscheint ist, wenn man einen Laden betreten möchte; denn die Gänge sind oft sehr schmal, so dass man aufpassen muss, nirgends anzustoßen.

Auch die Menschen, die man in der Stadt antrifft, reagieren völlig unterschiedlich.
Die Jugendlichen starren, als beginge man eine Todsünde. Personen zwischen ca. 30 - 50 sind im Großen und Ganzen sehr hilfsbereit und ältere Menschen eher scheu und zurückhaltend. Man hat das Gefühl, sie verurteilten dafür, dass man im Rollstuhl sitzen muss.

Da wir jetzt ein Weile unterwegs waren, hatten wir Hunger. Und wo gehen junge Leute gerne Essen? In McDonalds, doch leider mussten wir dort feststellen, dass Körperbehinderte dort nicht erwünscht sind.
Vom Eingang aus muss man zwei Stufen hinunter, um überhaupt was bestellen zu können. Danach geht es ca. 6 Stufen hoch, um sich einen Sitzplatz zu suchen, was für einen einzelnen Rollstuhlfahrer ganz unmöglich ist.
Wenn dieser jetzt noch zu einer Toilette muss, hat er völlig verspielt, denn dafür müsste man ein ganzes Stockwerk hoch laufen. Und kein Mensch dort war bereit, einem zu helfen - eine traurige Bilanz!

Nach unserer Mittagspause gingen wir in den Kaufhof, in dem alles sehr gut auf Rollstuhlfahrer eingerichtet ist. Er hat sogar Fahrstühle, die Gänge sind breit genug, und auf der Toilette wird einem sogar die Tür aufgehalten, um ohne Probleme sein „Geschäft" erledigen zu können.
Nachdem wir den Kauf hof wieder verlassen hatten, waren wir noch in mehreren Geschäften und stellten fest, dass es auch noch sehr entscheidend war, wie groß die Geschäfte sind. Denn kleinere Läden sind meist nicht so sehr auf Körperbehinderte eingestellt.
Beim Einkaufen trifft man auch noch auf kleine Tücken, denn viele Lebensmittelgeschäfte haben am Eingang Drehtüren, die sich mit einem Rollstuhl nicht passieren lassen.

Schließlich ging´s zurück zum Bahnhof, wo wir dann auf unseren Zug warteten. Plötzlich sprach uns ein Schaffner / Bahnangestellter an, ob wir uns den angemeldet hätten, um mit dem Zug zu fahren?
Natürlich wussten wir das gar nicht, und er müsste uns mitteilen, dass das wichtig sei, damit ein Lifter bereitgestellt werde, um den Rollstuhlfahrer in den Zug zu heben. Denn es gibt ja nicht nur flache Züge, sondern auch immer noch welche mit Stufen. Und wie uns das Glück verließ, hatten wir einen Zug mit Treppen erwischt.
Als nächste Möglichkeit bot er uns an, mit einem anderen Zug zu fahren, wo er genau wusste, dass dieser flach sei. Also warteten wir noch eine halbe Stunde und als der Zug eingefahren kam, waren vier männliche Bahnangestellte sofort zur Stelle, die uns in den Zug halfen. Das war zwar für uns momentane Rollstuhlfahrer sehr komisch und wackelig, aber im Großen und Ganzen ein guter Service von der Bahn.

Zuhause am Bahnhof angekommen, beendeten wir unseren eintägigen Test und waren überrascht, was sich alles so verändert, wenn man nicht mehr laufen kann.
Anne, Susann, Andrea, Manuela, Carolin, Annika und Maria

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