Missionsarbeit in Brasilien
Missionarin auf Zeit in Lateinamerika
Für Lisa Weber stand schon lange fest: “Wenn ich die Schule abgeschlossen habe und bevor ich Berufsausbildung oder Studium beginne, will ich ganz weit weg” , so die 19-jährige Denzlingerin. Diesen Wunsch hat sie wahr gemacht. Am 7. September, dem brasilianischen Nationalfeiertag, wird sie in Frankfurt den Flieger besteigen, der sie nach Rio de Janeiro bringt, um von dort weiter nach Valença do Piaui zu reisen. Ein Jahr wird sie in der Stadt als “Missionarin auf Zeit” in Brasilien verbringen.
Ursprünglich hatte sie sich vorgestellt, als Aupair irgendwo in Amerika eine Stelle anzutreten. Die Vorstellung, dort dann die Kinder betuchter Menschen zu betreuen und im Haushalt zu helfen, sei aber nicht das, was sie sich wünsche. “Was anderes sehen, eine andere Kultur und eine andere Welt” , wolle sie und gerade deshalb habe sie sich auch für das Leben in einer anderen wirtschaftlichen Umgebung entschieden.
Auch wenn sie damit nicht immer Verständnis bei ihren Freundinnen fand: “Wie kann man nur ein Jahr freiwillig wohin gehen, wo es nichts gibt” , habe sie als Reaktion erfahren. Daneben aber auch die Mitfreude und Begeisterung, dass sie die Chance hat, ein Jahr eine ganz andere Welt zu erleben.
Viel weiß Lisa Weber noch nicht über die Stadt, die für ein Jahr ihr Zuhause sein wird. Valença do Piaui liege im Nordosten Brasiliens und sei etwa 20 000 Einwohner groß. Dort werde sie, gemeinsam mit einer anderen Deutschen, in einer Kinderkrippe arbeiten und Patern des Pallottinerordens, bei denen beide wohnen werden, bei der Arbeit in der Gemeinde zur Seite stehen. Von den insgesamt 20 Jugendlichen, die im Rahmen des Projekts der Pallottiner in unterschiedliche Länder und Kontinente fahren, werden sechs in Brasilien sein.
Vorbereitet hat sich Lisa parallel zu ihrem letzten Schuljahr, das sie an einer Freiburger Schule mit der Fachhochschulreife abschloss, bei regelmäßigen Kursen. In das Projekt aufgenommen worden war sie nach einem Bewerbungs-Wochenende. Auf die Idee, sich bei den Pallottinerinnen zu bewerben, hatte sie die Denzlinger Gemeindereferentin Melanie Geiler gebracht, die ebenfalls als Missionarin auf Zeit in Brasilien gewesen war.
Zur Vorbereitung gehört auch das Lernen der brasilianischen Sprache. Seit zwei Monaten trifft sich Lisa Weber regelmäßig mit einem Studenten aus Brasilien, der ihr Grundkenntnisse vermittelt. “Es ist nicht leicht, aber es geht voran” , erklärt sie.
Gejobbt hat sie, um sich diesen Kurs leisten zu können. Aber auch um einen Teil der Kosten für Impfungen, Flug und Fahrtkosten zu den Vorbereitungsseminaren bezahlen zu können. Außerdem ist der Dienst als Missionarin auf Zeit nur möglich, wenn ein Solidaritätskreis monatlich 210 Euro spendet. Bei Bekannten und Verwandten hat sie um Unterstützung für ihr Vorhaben angefragt und diese erhalten.
Noch ist unklar, wie der Kontakt mit den Eltern aussehen wird. “Aufgeregt” ist Lisa Weber, denn einerseits weiß sie noch wenig konkret, was sie in Valença do Piaui erwarten wird. So auch nicht, wie sie mit Eltern und Freunden Kontakt halten kann. “Ich hoffe es gibt Internet” , so Lisa Weber.
Über das Heimatland für die kommenden zwölf Monate weiß sie etwas mehr, denn die 19-Jährige hatte schon mehrfach Kontakt mit Brasilianern. Von einer Klassenkameradin und von Brasilianern, mit denen ihre Familie einen losen Kontakt pflegt. So war die Entscheidung für einen Dienst in diesem südamerikanischen Land eigentlich folgerichtig.
Ganz konkrete Vorstellungen hat Lisa Weber aber schon, was sie sich von dieser Zeit für sich verspricht. “Ich will mich einbringen, um soziale Ungerechtigkeit zu mindern” , erklärt sie. Und für ihre Persönlichkeit erhofft sie sich viele Erfahrungen, die ihr helfen, “den Horizont zu erweitern und ein anderes Denken zu entwickeln, eine andere Perspektive auf das Leben zu entdecken” .