Die Busfahrt

Visum für den Freiwilligendienst bei den Missionaren

Visumsverlängerung fürs Soziale Jahr

Meine Visumsangelegenheiten konnte ich im Gegensatz zu manchem anderen Freiwilligen sehr unproblematisch lösen. Im Normalfall erhält man bei der Einreise ein ein- bis dreimonatiges Visum, welches auf umständlichstem Wege und nur mit hohen Kosten auf ein Jahr verlängert werden kann. Dazu benötigt man unter anderem eine Bescheinigung des Bischofs, in dessen Diözese man tätig sein wird, einen gültigen Aidstest, Gelbfieberimpfe, vor allem aber viel Geduld. Bei dem anderen Freiwilligen Rafael hat sich die damit verbundene Behördenhopperei bis zum endgültigen Erhalt des Visums auf vier Monate erstreckt. Um dies zu vermeiden, schlug mir Elsa, eine der Missionarinnen vor, doch erst mal bei der örtlichen „Migración“ (Einwanderungsbehörde) um eine Verlängerung zu bitten. Tatsächlich gelang dies ohne Probleme: Mit den entsprechenden Unterlagen des bolivianischen Honorarkonsulats in Deutschland (welches laut der Beamten in Santa Cruz völlig wertlos sei) muss ich mir jetzt nur alle drei Monate einen neuen Stempel abholen, der mir den Aufenthalt für weitere drei Monate gewährleistet. Zu dieser erheblich einfacheren Lösung hat, so glaube ich, auch wesentlich der Bekanntheitsgrad der Missionarinnen in SIV beigetragen, die hier einfach jeder kennt.

Busreisen in Bolivien

Bereits am 28. Oktober konnte ich daher schon mit einer der „flotas“ , den bolivianischen Überlandsreisebussen, zu meinem Bestimmungsort aufbrechen, zusammen mit der neuen Superiorin Rosario, die einige Tage zuvor aus Ecuador angekommen war und die vorherige Superiorin ablösen sollte. Gereist wird über Nacht, um die kühleren Temperaturen auszunutzen; die Busse sind viel bequemer als Flugzeugsessel und man erhält sogar ein Getränk und eine „empanada“ (mit Käse oder Fleisch gefüllte Teigtaschen).
Im Bus herrschte eine ganz merkwürdige Atmosphäre, da die Reisenden völlig bunt gemischt waren: Großfamilien mit zehn Kindern und riesigen Picknickkörben, Mönche und Nonnen unterschiedlicher Kongregationen in schwarz-weißen, braunen und blauen Kutten, braungebrannte und langhaarige Globetrotter mit wettergegerbtem, stoppelbärtigem Gesicht, in die Dörfer zurückkehrende Marktfrauen mit riesigen, leeren Warenkörben, Touristen mit langen Khakihosen, Tropenhüten mit vorgespannten Moskitonetzen und umgehängter 500-Dollar-Spiegelreflexkamara, fliegende Händler, die in ihren umgehängten Warenkästen von Seife über Heiligenbildchen und Anti-Rheumamittel so ziemlich alles Erdenkliche verkaufen, und nicht zuletzt kleine blonde Freiwillige aus Deutschland.
Nebst den zwei fünfminütigen Toilettenpausen (ich konnte in den zehn Stunden Fahrt nicht ein einziges Mal eines der stillen Örtchen ergattern) gab es nur noch einen weiteren, zweistündigen Zwischenstopp: Eine Gruppe von 20 Soldaten hielt den Bus an und durchsuchte ziemlich gekonnt und zügig das gesamte Gepäck nach Drogen, wozu natürlich alle Koffer geöffnet wurden, um dann ordentlich durchgewühlt zu werden und anschließend mit einem Mehrgewicht von mindestens einem Kilogramm rötlichem, eisenhaltigen Tropenstaub wieder geschlossen zu werden. Dieser Staub reibt sich in die Kleidung, setzt sich in sämtlichen Körperritzen fest und wird schon bald zur zweiten Haut eines jeden, der sich längere Zeit in der „Chiquitania“ aufhält. Meine weiße „gringa“–Haut (die übrigens immer wieder Ursache erstaunter Ahs und Ohs ist) hat die rötliche Farbe schon als festen Bestandteil integriert und lässt sich gar nicht mehr säubern!
Um sechs Uhr morgens, kurz nach Sonnenaufgang, erreichte unsere „flota“ dann San Ignacio und bot mir als Neuankömmling ein unvergessliches Panorama:
Der feuerrote Ball der aufgehenden Sonne am orange gefärbten Horizont, der dem umgebenden Himmel einen gelbgoldenen Schein verlieh und diesen langsam in einen tiefblauen, wolkenlosen Tageshimmel verwandelte; im Kontrast dazu die saftiggrüne Vegetation der „selva seca“ (trockener Dschungel), durchsetzt von zahlreichen Blüten und Früchten in allen erdenklichen Farben, die die Luft mit dem intensiven Duft wilder Zitronen-, Orangen- und Mangobäume erfüllten; dazu mengte sich der rostrote Farbton der Tropenerde, der Sandpisten und Trampelpfade farblich deutlich vom Pflanzenteppich trennte.

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