Peruanische Gastfamilie

Freiwilliges soziales Jahr in Peru

Land und Leute kennenlernen

“Ich will die peruanische Kultur kennenlernen”, sagt die 19-jährige Brigitte Schlatt aus Offenburg. Sie verbringt ein Jahr als Freiwillige in einer Sonderschule in Peru. Nach dem bestandenen Abitur flog sie am Donnerstag mit zehn anderen Jugendlichen nach Lima in Peru.

Bereits mit neun Jahren ist Brigitte Schlatt Ministrantin in Lahr geworden, zwischenzeitlich sogar Oberministrantin. Engagiert arbeitet sie zusätzlich im Dekanat der Kirche mit. Schon seit längerem habe sie einen Auslandsaufenthalt nach dem Abitur geplant, erzählt die Konditorentochter. Auf das Programm der Erzdiözese sei sie aber erst bei einer Internet-Recherche zum Thema “Freiwilliges Soziales Jahr im Ausland” (FSJ) gestoßen. Das Angebot der Kirche - bei dem auch Aufenthalte in Nordirland und erstmals auch in Israel angeboten werden - habe ihre Neugierde geweckt.

“Uns ist es wichtig, dass die Personen zu den Tätigkeiten passen”, sagt Regina Weiß, Mitarbeiterin der Erzdiözese Freiburg. Deshalb werde die Eignung der Bewerber in Einzelgesprächen ausgelotet. Unter 430 Bewerbern für 17 Stellen wurde Brigitte Schlatt im Dezember ausgewählt und wird jetzt ein Jahr in der katholischen Gemeinde Timbota leben.

Ein Vorgeschmack auf das Aufeinandertreffen der Kulturen war der Weltjugendtag in Köln, den sie besuchte. “Alle haben sich sofort unterhalten. Es gab eine Kontaktfreudigkeit, die nationenübergreifend war. Das zu erleben, war ein tolles Gefühl”, schwärmt Schlatt.

Wohnen wird sie in Peru in einer Gastfamilie. Den Tag wird sie hauptsächlich in einer Sonderschule für Behinderte verbringen. Dort darf sie die Klasse begleiten, die Schüler betreuen und auch Arbeitsgemeinschaften und den Sportunterricht leiten. “Ich arbeite aber auch in der Gemeinde mit”, sagt die Offenburgerin. Sie helfe zum Beispiel bei Kommunionsvorbereitungen. “Das religiöse Leben in Kirchengemeinden ist in Peru stark ausgeprägt”, erklärt sie. Regina Weiß von der Diözese bestätigt, dass sogar 98 Prozent der Bevölkerung in Peru katholisch seien.

“Die Religion hat mich bei der Entscheidung für das FSJ in Peru unterstützt, war aber nicht entscheidend” , sagt Brigitte Schlatt. Sie wolle vor allem etwas Praktisches zwischen Abitur und Studium machen und sich selbst besser kennen lernen. “Ich möchte mich weiterentwickeln”, meint sie. Schlatt fürchtet sich nur vor Heimweh am Anfang, vor Sprachproblemen und vor Missverständnissen wegen der starken kulturellen Unterschiede. Die Kirche will den Freiwilligen den Einstieg erleichtern. Sie werden drei Wochen lang einen Sprachkurs in Lima besuchen, bevor sie zu ihrer Einsatzstelle reisen. “Bei der Einrichtung gibt es auch Ansprechpersonen für die Jugendlichen” , sagt Regina Weiß. “Außerdem” , ergänzt Brigitte Schlatt, “sind wir ja zu zweit als Freiwillige in der Sonderschule .”

Die Reisen werden von der Kirche und vom Staat finanziell unterstützt, so daß die Abiturientin noch etwa 1800 Euro selbst beisteuern muss. “Die Seelsorge-Einheit Lahr zahlt auch noch einen Teil. Dafür bin ich sehr dankbar”, betont sie.

“Die Teilnehmer sollen lernen, Verantwortung in einem fremden Land zu übernehmen, Christ und Lernender zu sein. Diese Erfahrungen sollen sie dann in ihre Gemeinde tragen” , erläutert Regina Weiß. Die Idee stehe also im Gegensatz zum früheren missionarischen Gedanken der Kirche. “Ich will die fremde Kultur und Mentalität kennen lernen” , sagt Brigitte Schlatt begeistert. “Allerdings weiß ich auch, dass in Südamerika viel Armut herrscht. Das wird mein Denken verändern” , fügt sie nachdenklich hinzu. Nach dem Jahr will sie eventuell Sonderschulpädagogik studieren. Die Arbeit in Peru sei eine Art Prüfung, ob sie dafür geeignet ist: “Es ist eine Zeit, um über Ziele nachzudenken.”

 

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