Freiwilliges Jahr der Denkmalpflege
Restaurierung und Konservierung
Als Freiwillige in der Restauration
Nachdem ich das Gymnasium abgeschlossen hatte, war ich in Bezug auf meine berufliche Zukunft relativ desorientiert. Es sollte etwas im restauratorischen Bereich, mit handwerklichen Elementen sein. Aber was?
Als ich mich hier und da über verschiedene Ausbildungen erkundigt hatte, erfuhr ich durch einen Zeitungsausschnitt vom FJD und war sofort begeistert.
Hier konnte man für ein Jahr in einem Betrieb mitarbeiten, der denkmalpflegerisch und / oder restauratorisch in verschiedenen Bereichen arbeitet. Ich bewarb mich beim IJGD und begann im November bei einer Firma in Siegburg, die sich auf die Restaurierung und Konservierung von Stein verlegt hat.
Seitdem ich hier mitarbeite, habe ich vor allem gelernt, flexibel zu sein und mich an den Wechsel von Baustellen in ganz Deutschland zu gewöhnen. Dort kann ich mich handwerklich ausprobieren und lerne dabei die restauratorische „Ideologie" kennen.
Bisher war ich u.a. in einer Kirche in Köln. Sie ist in den 60er Jahren entstanden und besteht aus Beton. Hier habe ich mich hauptsächlich darauf konzentriert, das Mauerwerk mit Kompressen aus Cellulose zu entsalzen und Folgeschäden, wie Absprengungen mit Kalkspachtelmasse zu kitten. Anschließend habe ich die Spachtelungen durch Retuschieren an die Farbe des Originalsteines angeglichen.
Eine weitere interessante Baustelle liegt in Bochum. Hier steht eine alte Kirche aus dem 10. Jahrhundert, deren Maßwerkfenster im gotischen Stil (15. Jh.) von uns freigelegt wurde und im weiteren gereinigt und gefestigt werden soll.
Momentan arbeite ich an einem Bildstock aus dem 19. Jahrhundert. Ursprünglich ist er in Jüchen-Stessem aufgestellt und wurde, um die restauratorische Maßnahme durchzuführen, abgebaut und liegt jetzt in der Werkstatt in Siegburg.
Dort wird er mit Hilfe eines Niederdruck-Sandstrahlgerätes vorsichtig von Krusten und Algen befreit. Bestehende Schäden, wie z.B. durch Witterungen begünstigte Risse und Absprengungen, werden gekittet und retuschiert.
Während des Abbaus des Bildstocks wurden an einigen Stellen Farbreste gefunden. Diese betroffenen Steine befinden sich ebenfalls in der Werkstatt und werden von mir hinsichtlich ihrer Polychromie untersucht.
Aufgrund der Untersuchungen kann man davon ausgehen, dass es sich um eine Farbbeschichtung aus Kalk und künstlichem Ultramarin ab dem 19. Jahrhundert handelt.
Meine Erwartungen an dieses „Orientierungsjahr" sind für mich in soweit erfüllt, als dass ich innerhalb des Betriebes viel Eigenverantwortung erhalten habe und mich so handwerklich relativ frei bewegen kann. Dadurch kann ich mir eine eigene Meinung bilden und feststellen, ob ich in einem handwerklichen Beruf wirklich aufgehoben bin.
Wichtig für meine Orientierung war dabei auch die berufliche Realität, z.B. den Konkurrenzdruck und die harte, zum Teil sehr anstrengende Arbeit kennenzulernen und meine „Traumvorstellungen" vom Restaurierungsberuf abzulegen bzw. als nicht selbstverständlich zu verstehen.
Die über das Jahr verteilten insgesamt sechs Seminare mit praktischen und theoretischen Elementen sind für mich eine interessante Abwechslung zu dem meist praktischen Restaurierungsbereich, in dem ich arbeite.
Dort wird neben dem theoretischen Unterricht auch die Arbeit in verschiedenen Werkstätten (Stein, Holz, Stuck, Lehmbau, Schmiede ...) angeboten, in denen man Hand anlegen und sich an unterschiedlichen Materialien ausprobieren kann.
Abschließend kann ich sagen, dass mir das freiwillige Jahr in der Denkmalpflege einen Bereich geöffnet hat, in den es sich lohnt näher einzudringen. Ich habe bisher viel interessante und für mich wissenswerte Dinge erfahren.
M. Graubner