Freiwilligendienst in Südamerika
Als Freiwillige in Cuenca
Arbeit mit Jugendlichen in Ecuador
Leider liegt der Schatten der Armut auch auf Cuenca, der schönsten Stadt Ecuadors. An allen Straßenecken trifft man auf Menschen, die täglich um ihre Existenz kämpfen müssen, erschreckend viele davon Behinderte und Kinder.
Vor allem die Kinder der sozial Schwächeren haben ein schweres Los zu tragen. Da sie schon ab sechs Jahren wichtige Arbeitskräfte auf dem Markt (Schuheputzen u.ä.) sind, können sie kaum die Schule besuchen. Eine gute Schulausbildung aber ist Voraussetzung für eine Arbeitsstelle, um aus dem Teufelskreis der Armut auszubrechen. Leider ist ein Schulbesuch in Ecuador sehr teuer, da die Kosten für Bücher, Hefte, Schuluniform, etc. von den Eltern selbst zu tragen sind.
Mich erschreckt es immer wieder, wenn ich im Bus sitze und ein kleines, schmutziges Kind sehe, das Bonbons verteilt und verzweifelt versucht, diese für 10 Centavos zu verkaufen. Meistens müssen die Kinder aber alle Bonbons wieder einsammeln und verlassen dann traurig den Bus: Wieder nichts verkauft, wieder kein Geld verdient.
In meinem Projekt „Corazones Fraternos“ arbeite ich mit Straßenkindern, die durch die Leiterin Maria Mercedes V. eine Heimat und Mutter bekommen haben, und denen der Schulbesuch ermöglicht wird. In dem Haus, in dem ich arbeite, wohnt Maria Mercedes V. derzeit mit 11 Kindern und einer 6-köpfigen Familie, bei der Ende November das fünfte Kind zur Welt kommt.
Diese Familie kam vor 10 Monaten wegen der politischen Lage Kolumbiens nach Ecuador und sucht seitdem eine eigene, billige Wohnung, was zur Zeit sehr schwer ist. Die ganze Familie bewohnt ein kleines Zimmer, das gerade Platz für ein Doppelbett und eine zusätzliche Matratze für die Nacht bietet. Alle ihre Habseligkeiten stehen in Taschen verstaut auf dem Flur. Man kann sich das kaum vorstellen, wie sechs Menschen in einem solch winzigen Zimmer wohnen können.
Mein Arbeitstag beginnt um 8.30 Uhr. Bis um 13.30 Uhr betreue ich zwei kleine Kinder im Alter von drei und vier Jahren. Dann kommt der Rest der 15 Kinder bis 16 Jahren von der Schule. Und es geht dann immer sehr chaotisch zu. Alle wollen essen und reden durcheinander, es wird gewaschen, gespielt, gestritten – wie in einer großen Familie eben.
Fürs Kochen und Putzen ist Lucia zuständig. Sie kommt immer morgens und bleibt bis 15 Uhr. Die älteren Kinder müssen selbst ihre Zimmer putzen und die Wäsche waschen. Am Mittag kommt eine weitere Freiwillige und hilft den Kindern bei den Hausaufgaben. Die Schule wird sehr ernst genommen, da sie, wie schon gesagt, Startkapital für eine bessere Zukunft ist. Um 17 Uhr endet dann mein Tag.
V. Hensinger