Schere zwischen reich und arm

Freiwilligenarbeit in Südamerika

Argentinien, Paraguay ... Hilfe für die Armen

Als Freiwilliger im Ausland

In den ersten beiden Novemberwochen bin ich zum ersten Mal ausgereist: Zuerst nach Asuncion (Paraguay), dann nach Misiones (Argentinien), wo ich einen anderen deutschen Freiwilligen besucht habe. So konnte ich andere Eindrücke sammeln und durch den Austausch auch manche überzogene Erwartungen berichtigen.
Es ist so, dass ich in keinen festen Dienstplan eingespannt, sondern einfach am Ort bin und mir oft meine Beschäftigung selbst suchen muss. Das fällt mir schwer, da ja der Wunsch besteht, richtig anzupacken. Andererseits soll es ja auch gerade nicht so sein, dass sich der Freiwillige aus Deutschland unentbehrlich macht. Und so versuche ich, den Sinn meines Dienstes auch darin zu sehen, einfach dazusein, einen Einblick in die Lebenswelt der Menschen hier zu erhalten und meinerseits etwas von meiner Kultur weiterzugeben.

Zudem begrabe ich gerade die Hoffnung, mich hier in acht Monaten wirklich einzuleben – dafür bin ich zu oft an unterschiedlichen Orten, und auch die Lebens- und Denkgewohnheiten sind zu verschieden – besonders auf dem Land. In der Stadt fühle ich mich sehr viel wohler und angepasster. Der Pfarrer der Gemeinde meinte, er habe drei Jahre gebraucht, um sich einzuleben – so lange werde ich wohl nicht bleiben!
So möchte ich einfach die Gelegenheit nutzen, Eindrücke zu sammeln, z.B. werde ich jetzt eine Woche im Krankenhaus hospitieren.

Im Rahmen meiner Reise habe ich mich, zusammen mit meinem „Kollegen“, viel mit dem Thema Armut beschäftigt, weil der Gegensatz oft sehr groß ist, Reichtum und Armut nah beieinander liegen und dies besonders beim Reisen auffällt. Als ich in die Dörfer kam, war ich schon sehr betroffen über die Armut, die Kinder in schmutzigen und löchrigen Kleidern, die einfachen Häuser z.T. ohne befestigten Boden und mit Plumpsklos. Aber irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, es gehörte einfach dazu, und ich habe es auch nicht mehr als schlimm empfunden.

Nun bestehen natürlich unterschiedliche Formen von Armut: Zum einen gibt es die Menschen, die zwar sehr wenig haben, aber damit einigermaßen zufrieden leben, die einem nicht arm, sondern fröhlich und herzlich vorkommen. Dann aber auch die wirklich schlimmen Elendsviertel, besonders in den Städten, mit Häusern aus Pappe und riesigen Müllfeldern, in denen dann die Kinder nach irgendwas Verwertbarem suchen. Das ist ein sehr schlimmer und trauriger Anblick, der einen wütend und betrübt macht und mich sehr stark meine Ohnmacht hat spüren lassen. Da ist nichts zu beschönigen, das ist schlimm und schreit nach Abhilfe.

In den letzten Wochen haben Zeitungsberichte aus der Nachbarprovinz Tucuman für Aufsehen gesorgt, weil dort innerhalb kürzerer Zeit mehrere Babys und Kleinkinder an Unterernährung gestorben sind. Das passiert hier in Santiago, der drittärmsten Provinz des Landes mit Sicherheit auch, aber das gut organisierte diktatorische Zensursystem der Provinzregierung sorgt dafür, dass die Zeitungen davon nicht berichten, sondern sogar noch die Vorrangstellung der Provinz hervorheben.
Dann gibt es aber auch noch Aspekte, die einen vorsichtig werden lassen, sofort hier alles ändern zu wollen und unseren deutschen Verhältnissen anzupassen: Menschen, die trotz der bescheidenen Zustände freundlich und zufrieden wirken im Gegensatz zu den gestresst und abgekämpft wirkenden Wohlstandsgesichtern in deutschen Großstädten.

Ich bewundere die Kreativität der Menschen, die Dinge, die wir für teures Geld kaufen würden, für geringe Kosten mit ähnlicher Wirksamkeit selber herstellen (Babystühle, Gewichte ...). Sehr gerührt haben mich zwei kleine Brüder, die irgendwelche alten Strümpfe zusammengebunden haben, um damit Fußball zu spielen!
Viele haben keine Arbeit, das ist schlimm und viele verbringen den ganzen Tag matetrinkend vor ihrem Haus, das finde ich auch irgendwie traurig, gerade wenn sehr viele Jugendliche keine Aufgabe haben.
Aber es ist auch so, dass die Menschen sehr viel Zeit füreinander haben, dass man eben einfach spontan vorbeikommen kann.
F. Berberich

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