FSJ in Deutschland
Sozialarbeit in einer Kindertagesgruppe
Sozialpädagogik für Kinder
Das Schicksal schickte mich in die Tagesgruppe des Verbundes Sozialpädagogischer Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt in Bexbach, um dort meinen täglichen Dienst zu verrichten. Der Alltag einer solchen Tagesgruppe wai mir nicht unbekannt, denn in einer ebensolchen hatte ich auch meinen Zivildienst abgeleistet.
Eine Einrichtung dieser Art betreut ca. 10 Kinder im Alter von 6 bis etwa 13 Jahren. Die Betreuung umfasst sowohl die schulische Seite (Hausaufgaben, Vorbereitung auf Klassenarbeiten), als auch den Freizeitbereich (Ferienfreizeiten, Ausflüge, Museenbesuche etc., aber auch Arztbesuche, ergo- und logopädische Therapien bei Bedarf von außenstehenden Personen / Ärzten).
In der Gruppe fand ich mich schnell zurecht und hatte auch zu den Kindern einen guten Draht. Aufgrund der Tatsache der erste männliche Freiwillige zu sein übernahm ich einige „Hausmeistertätigkeiten" (Reparaturen der Spielgeräte, Behebung von Schäden durch die Kinder etc.) und kümmerte mich um den EDV-Bereich.
Da ich oft selbständig arbeitete, vertraute man mir auch immer öfter „größere Aufträge" an, oder nahm mich zu den Elterngesprächen mit. So kam mir während der Planung unserer bevorstehenden 15 Jahre Jubiläumsfeier die Ehre zu, einen Breakdance-Auftritt unserer Kinder auf die Beine zu stellen.
Ein Tanzlehrer war schnell gefunden. Über das JUZ in Saarbrücken machte ich einen Breaker aus, der bereits Tanzkurse geleitet hatte und auch bereit war, mit meinen Jungen und Mädchen der Tagesgruppe eine kleine, aber feine Nummer auf die Beine zu stellen.
Aber wie bei allem, war hier das liebe Geld ein Problem. Leider wären die Tanzstunden für unseren Etat zu viel gewesen, woraus sich die Idee entwickelte, diese Maßnahme einrichtungsübergreifend anzubieten. So kam es, dass Kinder aus verschiedenen Tagesgruppen von den Zivis in das AWO Freizeitheim, in dem der Tanzkurs stattfand, gefahren wurden, und ich sie im Anschluss nach Hause brachte.
Also war das Problem der Finanzierung wenigstens gelöst, aber das zweite große Problem warf bereits seinen Schatten voraus - die Motivation.
Die Kinde waren an Anfang Feuer und Flamme. Da Hip Hop, Rap und so´n Zeug gerade wirklich modern sind, wollte jeder so tanzen, wie die Jungs auf MTV und VIVA, aber es ist eben ein langer Weg zum Star. Bereits nach wenigen Stunden merkten viel, dass es gar nicht so einfach war, wie es aussah und die teilweise wirklich akrobatischen Einlagen nahezu unmöglich zu bewerkstelligen waren.
So verließen auch schnell wieder viel die Gruppe, bis sich ein „harter Kern" gebildet hatte, der bis heute noch weitermacht. Ein solches Projekt ist allerdings leider nur für aktive (auch hyperaktive) Kinder zu empfehlen, unsportliche oder in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkte Kinder verlieren schnell die Lust.
Ein Vorteil ist jedoch die steigende Motivation bei Erfolgserlebnissen und die damit verbundene gesteigerte Selbstsicherheit vieler Kids sobald der eingeübte „Trick" klappt. So konnten einige durchaus über ihre bis dato bekannten Grenzen hinauswachsen.
Da zum jetzigen Zeitpunkt unsere Feier leider noch nicht statt gefunden hat, kann ich noch nichts darüber sagen, wie der Auftritt beim Publikum ankommen wird, aber ich sehe die Kinder jeden Donnerstag ihr Bestes geben und hoffe auf ein gutes Ergebnis.
Kurz nach der Feier wird auch meine Zeit in der Tagesgruppe zu Ende gehen, und ich habe wirklich jeden Tag genossen. Man hat mir den Alltag einer solchen Einrichtung gezeigt, mir aber auch neue Eindrücke verschafft, von denen ich sicher viel während meines Studiums verwenden kann. In diesem Sinne
H. Spieß