Im Osten von Bolivien

Der Osten Boliviens

Andere Menschen, andere Sitten im selben Land

Nachbemerkung
Ich bin nach meinem Abschied nicht direkt nach Deutschland zurückgekehrt, sondern habe die zwei verbleibenden Wochen ausgenutzt, um endlich einmal die andere Seite Boliviens, den Westen, kennen zu lernen. Tatsächlich konnte ich bei meiner Ankunft in der andinen Wirtschaftshauptstadt La Paz kaum glauben, dass ich mich immer noch im selben Land befand: Die Menschen kleiden sich anders, sprechen den typischen Dialekt des Hochlandes, haben andere Sitten und Gebräuche, hören andere Musik und führen einen sehr unterschiedlichern Lebensstil im Vergleich zu den Bewohnern des bolivianischen Ostens. Aufgrund des harschen, kalten Andenklimas fällt die Armut der Menschen hier viel mehr ins Auge, da dem Boden nur schwer Nahrung abzugewinnen ist und schon beim ersten Blick deutlich wird, dass vielen Menschen ausreichende Kleidung fehlt, um sich vor der Kälte zu schützen. Die Menschen des Altiplanos haben in der Vergangenheit durch die zum Teil brutale Kolonialisierung viel mehr gelitten; man sagt ihnen eine gewisse misstrauische Verschlossenheit gegenüber Fremden nach. Dazu kommt, dass La Paz modernste Einrichtungen und kümmerlichste Armutshütten miteinander vereint und sich damit durch einen viel schärferen Kontrast zwischen Armut und Reichtum charakterisiert, als dies in San Ignacio der Fall ist.

Ich erhielt außerdem Gelegenheit, die atemberaubende Schönheit des andinen Titicaca – Sees zu bewundern, dem höchstgelegensten See der Welt, dessen gegenüberliegendes Ende man vom Ufer aus nicht erblicken kann. Auch nach Coroico konnte ich fahren, einem verlorenen Dörfchen an den etwas niedriger liegenden und bereits mit tropischer Vegetation bewachsenden Flanken der Anden, die „Yungas“ genannt werden. In diesem verschlafenen Örtchen leben sogar Schwarzafrikaner, die einst als Sklaven verschleppt wurden und inzwischen die bolivianische Lebensweise übernommen haben. Die idyllische Berglandschaft inmitten von Orangen- und Mandarinenplantagen und immerblühenden Blumenmeeren wird nicht zu unrecht als „paraíso“ (Paradies) bezeichnet, auch wenn der Weg dorthin schwer erkämpft sein will: Immer wieder stürzen Busse auf der Fahrt über die gerade autobreiten, unbefestigten Höhenpfade nach Coroico in die Tiefe und werden von der dichten Urwaldvegetation verschlungen.
Abschließend bot sich mir Gelegenheit, ins peruanische Cusco zu fahren, der alten Inkastadt im Süden Perus, deren Mauern auf den jahrhundertealten Inkaruinen errichtet wurden und der gesamten Stadt eine eigentümlich märchenhafte Stimmung verleihen. Auch Machupicchu, jene berühmte, komplett erhaltene Inkastadt im Herzen der Anden, konnte ich besuchen und war sehr beeindruckt von der phänomenalen Bau- und Organisationskunst der alten Inkas.
Beim Überschreiten der bolivianisch-peruanischen Grenze erfuhr ich zum ersten Mal, dass ich seit drei Monaten illegal im Land war, da die Einwanderungsbehörde in der Stadt, in der ich fast 9 Monate verbrachte, keine Befugnis habe, Visa über sechs Monate hinaus zu gewähren. Letztendlich begnügten sich die Grenzbeamten jedoch damit, mich nur einige Stunden an der Grenze festzuhalten und mir mit strenger Miene und angesetztem Maschinengewehr einzubläuen, dass allein ihre Gutmütigkeit mich vor einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe in La Paz gerettet habe. Da konnte ich ihnen ein großzügiges Trinkgeld natürlich nicht verwehren und wurde anschließend sogar recht freundlich verabschiedet.
So konnte ich dann die Rückreise nach Santa Cruz antreten, um von dort aus endgültig nach Deutschland zurückzufliegen.

Hier gibt´s Näheres zu Freiwilligendiensten.

Länder: 

Stichwörter: