Knochenjob bei McDonald's

Endlich Arbeit!

McDonald´s: kein Traumjob

Die Arbeit bei McDonald´s war, wie man sich vorstellen kann, kein Traumjob. Ich fand es war immerhin besser als nichts. Schon als ich zur "Introduction", der allgemeinen Einführung kam, um die Application Forms und Lückentexte auszufüllen war mir klar, daß ich dort nicht sehr lange aushalten würde. Ich hoffte so sehr, daß sich in der Zwischenzeit noch was anderes ergeben würde. Der Job im Empire zum Beispiel, den hätte ich liebend gerne gemacht. Es ergab sich aber nichts, also rief ich wie vereinbart eine Woche nach dem Introduction Seminar bei McDonald´s, Knightsbridge an, um in Erfahrung zu bringen, wann ich anfangen sollte zu arbeiten. Beim ersten Anruf wurde mir gesagt, der zuständige Manager ist noch nicht da und ich sollte in einer Stunde nochmal anrufen. Ich versuchte es auf dem Weg zur Schule nochmal. Dieses Mal sprach ich mit Wayne, einem der zahlreichen Manager. Er erklärte mir, daß ich eigentlich schon an diesem Montag anfangen sollte, aber da ich noch keine Uniform hatte, sollte ich erst mal um zwei Uhr vorbeikommen um eine Uniform abzuholen.

Ich fuhr direkt nach der Schule nach Knightsbridge, bis zwei Uhr war noch etwas Zeit und ich ging nochmal kurz zu Harrods rein. Ich schlenderte noch durch andere Geschäfte, die auf dem Weg lagen. Um kurz vor zwei meldete ich mich, wie vereinbart im Restaurant beim Manager. Wayne, mit dem ich am Vormittag gesprochen hatte, war nicht mehr da. Es war wieder der Typ da, den ich beim ersten sogenannten Interview kennengelernt hatte. Seinen Namen konnte ich mir nie merken. Er war ungefähr 1,50 m groß und führte sich auf wie ein Colonel in der Armee, deshalb war er für mich der "Kampfzwerg". Nach langem hin und her und nachdem er ein dutzend Mal auf seine Liste geguckt hatte, teilte er mir mit, ich sollte am nächsten Tag um elf Uhr anfangen. Das ging aber nicht, da ich bis mindestens ein Uhr Schule hatte, das hatte ich auch so im Application Formular angegeben. Wir einigten uns dann auf zwei Uhr, aber die Uniform bekam ich doch noch nicht, die bekam ich am nächsten Tag als ich anfing. Dafür wurde ich nun herbeordert, das hätte man mir auch am Telefon mitteilen können. Die Uniform, die je nach Filiale verschieden ausfiel, bestand aus einer schwarzen Hose, die mir viel zu kurz war, einem rot-grau gestreiften Polohemd und einer Mütze mit McDonald´s Abzeichen. Das die Uniform ge-braucht war, hat mich nicht sehr gestört. Ist doch klar, daß sie nicht für jeden neuen Arbeitnehmer eine nagelneue Uniform kaufen können, (vor allem nicht bei dem Verschleiß an Personal den sie haben). Aber das sie mir eine ungereinigte Uniform gaben, fand ich fürchterlich. Wer weiß, wer die vorher getragen hat. Bei dem Introduction Seminar wurde uns lang und breit erklärt, wenn wir mit einer dreckigen Uniform ankommen, würde der diensthabende Manager uns wieder nach Hause schicken, da sehr viel Wert auf´s Aussehen gelegt wurde. Soviel also dazu!

Ich habe mich ein paar Mal nach einer neuen Hose erkundigt, weil meine viel zu kurz war. Ich bekam aber immer dieselbe Ausrede zu hören: "Wir warten gerade auf eine neue Lieferung. Im Augenblick haben wir keine anderen Hosen."

Der witzige Teil war die Arbeit: Ich wurde von Anfang an für die Kasse eingeteilt. Erklärt wurde mir nicht viel. Der zuständige Manager an meinem ersten Tag war wieder der Kampfzwerg. Wie immer lief er hektisch hin und her und genoß es rumzuschreien. Selbst wenn er mir nur etwas erklärte, hatte er einen Kommandoton drauf, daß ich das Gefühl hatte, ich müßte stramm stehen und ständig "Yes Sir" brüllen. So klein er auch war, schreien konnte er wirklich gut. Er zeigte mir nur kurz die Küche. Dann überließ er mich meinem Schicksal. Ein junger Mann, der an der Kasse arbeitete, sollte mir alles weitere zeigen. An seinem Gesichtsausdruck merkte ich schon wie begeistert er war, das er mich nun am Hals hatte. Die weitere Einweisung sah folgendermaßen aus: Er zeigte auf die Burger: "Da sind die Burger". Bei den Getränken hielt er sich schon etwas länger auf: "Es gibt drei Größen regular, medium und large." Das hat er mindestens fünf Minuten immer wiederholt. Ich versuchte ihm zu verdeutlichen, daß es für mich kein Problem war, den großen vom kleinen Becher zu unterscheiden. Ich mußte mir noch anhören, daß es für Kaffee und Orangensaft andere Größen gibt. Das war´s schon, die laut Crew Handbook, gründliche Einweisung.

Ich kam dann sofort an die Kasse, und mußte das Geld kassieren, während Mr. Regular, Medium, Large die Sachen holte die ich eingab. Niemand fragte mich, ob ich mich mit Pence und Pounds auskenne. Gott sei dank war mir das englische Geld inzwischen nicht mehr fremd.

Die Kasse wurde mir auch nur kurz erklärt, ich stand nun da und bemühte mich die richtigen Tasten zu finden. Nach ca. einer Stunde verschwand der Becherfetichist, und ich konnte sehen wie ich klarkomme. Ich sollte gleich bis zum Schluß, d. h. bis elf Uhr bleiben. Es war aber nicht viel los, und ich konnte kurz nach neun Uhr nach Hause gehen. Ich war fix und fertig, am liebsten hätte ich gleich gekündigt.

Während der folgenden zwei Wochen wußte ich nie wann ich arbeiten muß, da ich nie auf dem Plan stand. Ich mußte immer anrufen und nachfragen, das ging mir ganz schön auf die Nerven. Am Anfang hatte ich sehr wenig Stunden, meistens zwei Mal die Woche sechs Stunden.

Man sollte schneller sein

Nach dem dritten Arbeitstag bekam ich gleich meinen ersten Vortrag zu hören. Wayne erzählte mir, ich wäre viel zu langsam, das müßte alles viel schneller gehen. Zu langsam bedeute nach McDonald´s Philosophie die Kunden wären wütend, weil es so lange dauert und würden mich anschreien, und der Manager würde auch wütend und würde mich ebenfalls anschreien. Wenn aber alles schneller gehen würde, wären alle glücklich und zufrieden. Zu meiner Verteidigung sagte ich, daß es doch erst mein dritter Tag war, ich erwähnte nicht was passieren würde, sollte ich wütend werden... Wayne erwiederte nur gerade, weil ich schon drei Mal gearbeitet habe müßte alles schneller und besser gehen. Mir war das ziemlich egal, ob es scheller gehen mußte, ich wollte schließlich keine Lebensaufgabe da-raus machen bei McDonald´s Rekorde in Schnelligkeit aufzustellen.

An das Geschrei der Manager habe ich mich schnell gewöhnt, es gehörte dazu und war bald Routine. Barry, ein anderer Manager brüllte immer von hinten: " Die Schlangen sind viel zu lang, beeilt euch mal ein bißchen da vorne", die Kunden konnten es hören, selbst draußen auf der Straße konnte man es noch hören. Das störrte ihn aber nicht.
Je stressiger es wurde desto lauter schrie Barry. Als er mich das erste Mal grundlos zusammenstauchte, war ich so verdattert, daß ich gar nicht wußte wie mir geschah. Er brüllte so laut rum, daß ich schon gar nicht mehr verstand was er überhaupt von mir wollte. Ich jedenfalls wollte nur eins: Einen anderen Job. Und ich war nicht die Einzigste. Die Angestellten kamen und gingen wie auf einem Bahnhof. Viele sah man nur ein Mal und dann nie wieder, niemand hielt es eine Minute länger als notwendig dort aus.

Nach den ersten Wochen wurde ich meistens abends eingeteilt, von 6 p.m. bis 11 p.m. Um diese Zeit war nie viel los, denn nachdem Harrods um sechs seine Pforten schloß, kamen keine Touristen mehr nach Knightsbridge. Barry war dann ganz friedlich, nur wenn wir ungefragt Essen mitnahmen meckerte er. Das Essen mußte am Ende des Tages wegschmissen werden. Ein Obdachloser, der sich abends immer einen Tee kaufte, fragte mal was mir mit den Resten machen. Als ihm gesagt wurde, daß alles vernichtet wird, fragte er ob er etwas davon haben könnte. Das wurde abgelehnt mit der Begründung, daß das Essen nur eine gewisse Zeit haltbar ist. Wenn sie ihm schlechtes Essen überließen und er davon krank würde, wäre McDonald´s dran. Eine fadenscheinige Ausrede. Wir haben uns auch nicht an die Bestimmungen gehalten, und die restlichen Burger mitgenommen, aber es ist nie jemand krank ge-worden.

Im Nachhinein war die Arbeit bei McDonald´s eine ganz lustige Erfahrung. Manchmal war es auch interessant, die Kunden zu beobachten. Hier mußte natürlich, wie sollte es anderes sein, auch alles schneller gehen. Kaum hatte ein Kunde das Restaurant betreten mußten wir ihn auch schon ansprechen: "Can I help you?" oder "Service on this til". Stand jemand außer Hörweite konnten wir auch brüllen. Sehr viele Kunden fingen erst mal an zu diskutieren, was sie nehmen sollten. Im Durchschnitt wurde fünf Minuten besprochen bevor etwas bestellt wurde. Mir persönlich gefiel am Besten, wenn jemand etwas bestellte und plötzlich mitten im Satz überlegte was er noch nehmen sollte. Das sah so aus: "Can I have a Bic Mac and a aaah....., gefolgt von einem langen Schweigen und der Kunde starrte mit offenem Mund auf die Menü-Tafel, wie ein Schüler auf eine Rechenaufgabe, die er nicht lösen kann. Ich mußte mich oft zusammenreißen, daß ich nicht laut loslache. Aber es sah wirklich furchtbar komisch aus.

Deutsche Touristen erkannte ich auch immer sofort. Die Standart-bestellung eines deutschen Touristen: "One Pommes, please". Da konnte ich mir das Lachen nicht mehr verkneifen. Meine Mutter hatte in Amerika auch mal versucht "Two Pommes frites" zu bestellen. Wir waren in Detroit in einem Shopping Center, und die Kellnerin hat uns ziemlich blöd angesehen. In Engalnd sagt man zu Pommes Frites "Chips", die Kartoffelchips sind "Crisps", da aber McDonald´s eine amerikanische Fast-Food Kette ist benutzt man hier oft den amerikanischen Ausdruck "Fries" (von French Fries).

...und die Pluspunkte

Einmal kamen zwei junge Damen, die sich auch noch nicht einig waren, sie hatten Probleme mit dem Englisch und da ich merkte, daß sie aus Deutschland kommen, sagte ich sie könnten auch in Deutsch bestellen. Sie waren wirklich froh. Zwei Amerikaner haben mal versucht mir eine zehn Dollar Note anzudrehen, und fielen aus allen Wolken als ich sagte, sie müßten in Pfund bezahlen.
Interessant waren außerdem die Aufstiegschancen bei McDonald´s Restaurants Limited. Für mich ist es sowieso schon ein Rätsel, wie man sich dort um eine Managerposition bewerben kann.

Es gibt zwei Bereiche, in denen man als Crew Member anfängt: An der Kasse oder in der Küche (Burger Zubereitung). Die erste Beförderung ist die zum Lobby Host oder zur Lobby Hostess. Die Bezeichnung klingt zwar nicht schlecht, aber die Aufgaben eines Lobby Host´s bestehen darin, den Müll den die Kunden liegen lassen wegzuräumen, Müllsäcke zu leeren und alles zu putzen (inklusive der Toiletten). In diesem Unternehmen muß man erst befördert werden, um den Müll rauszubringen und die Toiletten zu putzen. Aber die Tätigkeiten wie kassieren, Essen zubereiten kann jeder ohne große Erklärungen machen. Ist man Lobby Host kann man zum Trainee Manager und später zum Manager aufsteigen. Das bedeutet aber nicht, daß man keine Toiletten mehr putzen muß.

Als ich wieder in Deutschland war und mir mal einen Cheeseburger bei McDonald´s holen wollte, und Ewigkeiten in der Schlange warten mußte, die Mitarbeiter furchtbar langsam waren, habe ich darauf gewartet, daß ein Manager anfängt zu brüllen: "Schneller, die Schlangen sind viel zu lang." Aber nichts passierte und das war total ungewohnt.