Friends forever

Immer Freunde

Freundschaften fürs Leben

Meine Oma hat mir mal nach London geschrieben: "Es ist schön wenn man Freunde überall in der Welt hat. Vielleicht lernen die Menschen dadurch, sich besser zu verstehen". Das hoffe ich auch.

Meine neuen Freunde in London waren nicht nur Engländer, genau genommen waren nur sehr wenige Engländer dabei. London ist eine Stadt in der die unterschiedlichsten Nationalitäten und Mentalitäten aufeinandertreffen. Die Menschen, die in London leben, kommen von überall aus der Welt. Einige kommen nur zum studieren, aber viele entschließen sich nach ein paar Jahren in London zu bleiben.

Ich fand es faszinierend, viele Menschen aus den verschiedensten Länderen kennenzulernen. Die meisten Freunde habe ich gefunden, als ich noch bei Lee Abbey wohnte, da man dort schnell Kontakte knüpfen konnte. Am Anfang waren wir eine sehr große Clique, dazu gehörten: meine Zimmergenossin Vedna (Mauritius), Cirami (Sri Lanka), Eva (Schweden), Yan (Singapur), Sweetlee (Malaysia), Gloria (Singapur), June (Malaysia), Adaline (Frankreich), Kirsten (Süd Afrika), Viki (Frankreich), Nedu (Singapur), Stacie (Bahamas), Rebecca (England), Joseph (Singapur), Selma (Tunesien). Dazu kamen immer noch eine Mitglieder des House-Teams, und meistens noch einige Jungs außer Nedu und Joseph. In der Schule waren außer mir noch 3 Deutsche, zu denen ich nicht so einen guten Kontakt hatte. Ich weiß eigentlich gar nicht warum. Gut verstanden habe ich mich dort mit Jennifer (Canada) und Stuart (England). Die meiste Zeit habe ich aber mit der Lee Abbey-Clique verbracht.

Gruppenunternehmungen

Am besten verstanden habe ich mich von Anfang an mit Cirami, Vedna und Eva.
Vedna hatte meistens keine Zeit. Sie lernte in jeder freien Minute für eine Prüfung die sie wiederholen mußte, weil sie beim ersten Mal nicht bestanden hatte. Für diese Prüfung mußte sie extra nach Paris fliegen, und was noch erschwerend dazu kam, sie war furchtbar nervös. Sie kam am Anfang nie mit, wenn wir anderen etwas unternommen haben. Trotzdem hatten wir viel Spaß, wenn wir abends noch erzählt haben, da wir keine 5 Minuten ernst waren.

Sight-Seeing gehörte nicht oft zu unseren Unternehmungen. Das haben wir nur einmal gemacht, ziemlich am Anfang im September, als wir alle erst ein paar Wochen in England waren. Wir haben einen Mega-Spaziergang von Kensington Gardens, durch den Hyde-Park bis hin zur Speakers Corner gemacht. Ich war vorher nie für lange Spaziergänge, das war mir immer zu langweilig, aber dieses Mal war es in Ordnung, da wir eine so große Gruppe waren. Wir haben haufenweise Fotos gemacht und uns über die Verrückten amüsiert, die ihre Reden an der Speaker Corner hielten. Speakers Corner ist übrigens immer einen Besuch wert, besonders am Wochenende lohnt es sich. Ich bin auch noch bei ein paar anderen Spaziergängen mitgegangen, Eva zuliebe. Sie konnte im Gegensatz zu mir stundenlang in der Gegend rumlaufen und hat das auch häufig getan, selbst wenn niemnad von uns mitkam.

Wir sind oft essen oder auch mal ins Kino gegangen. Beim Essen gingen wir immer in asiatische Restaurants, denn es waren viele Asiaten in meiner Clique, und auch sonst wohnten viele Asiaten bei Lee Abbey die sich uns gerne angeschlossen haben, um dem fürchterlichen Lee Abbey Essen zu entkommen. Da ich sehr gerne asiatisch esse, war mir das sehr recht.

Ins Musical haben wir es nie alle zusammen geschafft, es war unmöglich alle unter einen Hut zu bringen. Es hieß zwar immer, daß möchte ich auch sehen, aber wenn ich dann gesagt habe, nächste Woche gehen wir, dann hatte natür-lich keiner Zeit.
Ich bin mit Cirami in "Joseph and the amazing technicolor dreamcoat" gegangen, und mit Eva und Cirami in "Starlight Express". "Cats" habe ich mir alleine angesehen, weil niemand Zeit hatte, ich es aber unbedingt sehen wollte.
Die meiste Zeit habe ich mit Cirami verbracht, auch wenn wir nicht weggingen. Mit Cirami konnte ich immer über alles reden, da ich wußte sie versteht mich. Das war mir wichtig, da ich bis jetzt in meinem Leben noch nicht viele Menschen getroffen habe, die versucht haben meine "verrückten" Pläne und Ideen zu verstehen.

An einem Wochenende hat Cirami, Yan und mich mitgenommen zu ihren Verwandten nach Surbiton (ein Vorort von London). Wir sind an einem Samstagmorgen losgefahren, ihre Verwandten waren sehr nett, es machte ihnen nichts aus, daß Cirami noch zwei Freundinnen mitgebracht hat. Wir haben uns morgens erst mal Kingston angesehen, es war eigentlich mehr Shopping, obwohl ich nichts gekauft habe. Aber Yan war ständig auf der Suche nach billigen Schnäppchen. Sie konnte an keinem Secondhandladen vorbeihgehen, ohne etwas zu kaufen.

Yan und ich haben Cirami´s Tante Blumen gekauft, zum Dank für ihre Gastfreundschaft. Am selben Nachmittag haben wir dann noch einen anderen Onkel von Cirami besucht. Das war gar nicht leicht, da Cirami nicht genau den Namen der Straße wußte, wo Onkel und Tante wohnten. Der Busfahrer muß gedacht haben wir haben sie nicht mehr alle, weil wir lauter Straßen aufzählten die es nicht gab. Schließlich haben wir das Haus doch noch gefunden, und der andere Onkel und seine Frau waren auch sehr nett. Und nachdem sie uns mit Kuchen, Chips und Saft gefüttert hatten, haben wir einen Spaziergang mit dem Hund der Nachbarn, Mark und Mandy (die US-Serie "Mork vom Ork" heißt im Orginal "Mork and Mindy"), gemacht. Als der Park geschlossen wurde, haben uns Cirami´s Onkel und Tante gezeigt, durch welche demolierten Zäune man gehen kann wenn alle Tore abgeschlossen sind. Wir sind bis zum Abend dort geblieben, und weil es schon dunkel war, brachten die beiden uns mit dem Auto wieder zurück. Bei der Tante wo wir auch übernachteten gab es zum Abendessen kleine gebratene Hähnchenstücke und dazu diverse Gemüsebeilagen. Endlich mal wieder eine Awechselung zum eintönigen Essen im L.A.I.S.C. Am Abend sind wir dann nicht mehr weg gegangen, wir haben Cirami´s Tante noch beim Abwasch geholfen.

Wir Drei haben auf dem Dachboden geschlafen, die Decke dort war so niedrig, daß man teilweise auf allen vieren krabbeln mußte. Yan ist ziemlich schnell eingeschlafen, aber Cirami und ich waren fast die ganze Nacht auf. Wir haben noch mit ihrem Cousin Azlan erzählt, und uns blöde Witze aus einem Witzbuch vorgelesen. Azlan hatte in der darauffolgenden Woche Geburtstag. Es war sein 16. Geburtstag aber sein Vater erlaubte ihm keine Party. Er war ver-ständlicherweise sehr enttäuscht, und wir haben überlegt ob uns einfällt was er sonst noch unternehmen könnte. Es ist uns aber auch nichts passendes eingefallen.

Am Sonntagmorgen gab es zum Frühstück etwas was ich vorher noch nie gegessen hatte. Es war ein Suppe, auf die verschiedene Gewürze kamen. Cirami´s Tante wollte mir Eier und Speck machen, da sie meinte, daß ich als Europäerin nicht an so etwas gewöhnt war, aber ich habe mich entschloßen, dieses Gericht zu probieren. Man soll ja neuen Dingen gegenüber immer aufgeschlossen sein, und ich wollte auch keine Umstände machen. Es hat sich gelohnt, diese Suppe hat toll geschmeckt, es war eine Art Reissuppe mit sehr viel Reis. Nur auf das ganz scharfe Gewürz habe ich verzichtet. Nach dem Frühstück haben wir mit Cirami´s kleinem Cousin Imran den Film "Super Mario Brothers" gesehen. Der Film war zwar fürchterlich, aber dem Kleinen schien er sehr zu gefallen.

Vom Freund zum Feind

Auf dem Heimweg sind wir bei dem Schloß vorbeigefahren wo Henry VIII gelebt hatte. Das war der mit den vielen Ehefrauen, von denen er einige umbringen ließ. Ich bin nicht unbedingt ein Museeums- und Besichtigungs-Fan im Gegensatz zu Yan die sich alles angesehen hat. Als ich feststellte, daß der Eintritt 5 Pfund kostet habe ich gestreikt. Das war mir zuviel für ein altes Schloß. Ich habe den beiden anderen vorgeschlagen alleine reinzugehen, das wollten sie aber auch nicht. Wir haben uns dann nur den Souvenirshop angesehen, bevor wir zurückkehrten zum Lee Abbey Alltag.

Kurz nach diesem Wochenend Trip hat Yan sich verändert, von einer guten Freundin in eine flüchtige Bekannte. Manchmal war sie freundlich und nett, und am nächsten Tag ging sie an einem vorbei als hätten wir uns nie zuvor gesehen.

Jedesmal wenn wir alle zusammen ins Kino gegangen sind, gab es meistens Probleme weil wir uns nicht auf den Film einigen konnten. "In the line of fire" hatte ich eigentlich nicht sehen wollen. Ich habe mich dann doch den anderen angeschlossen und es hat sich auch gelohnt. Wir waren zu sechst. Nedu, Yan, Sweetlee, Eva, Cirami und ich, die meisten anderen hatten den Film schon gesehen. Sweetlee nahm ein Buch mit ins Kino. Sie erzählte mir, falls ihr der Film nicht gefallen würde wollte sie lesen. Der Film gefiel ihr aber dann doch, er gefiel uns allen. Nur bei einer Szene, einer Schießerei, viel plötzlich jemand nach vorne und spukte Blut. Eva hat sich furchtbar erschrocken, und sich schnell umgedreht um nicht hinsehen zu müssen. Nedu der neben ihr saß, hat sich total darüber amüsiert. Nach dem Film sagte er, daß er befürchtet hat sie würde ohmächtig werden.

Mich hat etwas anderes fastsiniert, nämlich das Wort "f-word" das mindestens in jeden zweiten Satz eingebaut wurde: "I´m going to assassinate the fucking president", "He´s going home in a fucking box", "You fucking asshole" (Britishes English: arsehole, aber es war ein amerikanischer Film). Dieses Wort, ein Hauptbestandteil amerikanischen Actionfilme, wurde zum Teil an den unmöglichsten Stellen gebraucht, ob es passte oder nicht. Nach dem Film habe ich das dann persönlich auch mal ausprobiert, es kam nicht so gut an wie im Film. Obwohl es sehr lustig war, sagte Nedu zu mir ich dürfte in Zukunft nur noch Disney-Filme sehen.

Mit Nedu ins Kino zu gehen, war sowieso immer kompliziert aber auch lustig. An einem Samstagabend, wollte er mich und Cirami überreden mit ihm "Demolitian Man" zu sehen. 20 Minuten wollte er uns überzeugen, diesen Film zu sehen. Ich wollte aber gerne "The Real McCoy", und zwei andere die auch mitwollten "The Piano" sehen. Cirami war es egal. Die Vier haben sich dann schließlich auf "Piano" geeinigt, und sind zum Kino gefahren. Umsonst wie sich rausstellte, denn alles war ausverkauft. Ich war froh, daß ich nicht mitgefahren bin. Ein paar Tage später hat Nedu sich "Demoltion Man", den Film für den er alle begeistern wollte angesehen, und war plötzlich nicht mehr so begeistert: "Seht euch bloß nicht "Demolitian Man" an, das ist der schlechteste Film, den ich je gesehen habe.", sagte er als wir uns beim Dinner getroffen haben. Vorher hatte er steif und fest behauptet, es wäre der beste Film aller Zeiten.