Ausgaben vs. Einnahmen
Lebenshaltungskosten in England
In allen Studienführern, die ich über das Vereinigte Königreich Großbritannien angefordet habe, steht bei Lebenshaltungskosten, es könne keine verbindliche Summe genannt werden. Die Ansprüche seien individuell zu verschieden, und das lasse sich nicht einfach verallgemeinern. Klar macht es einen Unterschied, ob ich bei Harrods in der Delikatessenabteilung einkaufe oder auf dem Markt in Fullham. Es ist auch nicht dasselbe, ob ich mir ein Bedsit in Bayswater miete oder eine Luxuswohnung in Belgravia beziehe. Aber bei Studenten und jüngeren Leuten geht man in der Regel davon aus, dass sie nicht soviel Geld zur Verfügung haben. Also legt man das Billigste zugrunde. 1992 gab der British Council die ungefähren Lebenskosten mit mindestens 500 Pfund im Monat an. Inzwischen müsste man in London schon mit mindestens 600 Pfund monatlich rechnen (nur zum Leben, nicht etwa für die Collegegebühren), das ist dann das Billigste. Ich habe das nachgerechnet und es kommt ungefähr hin.
Für die Miete muss man mit mindestens 65 Pfund die Woche rechnen (für ein Zimmer), besser noch etwas mehr einkalkulieren. Nicht jede Universität hat übrigens Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung. Es gibt zwar auch billigere Zimmer, aber in London besteht ein Wohnungsmangel, und man sollte nicht fest damit rechnen, ein billiges Zimmer zu bekommen. In den Anzeigen im Loot, einer täglich erscheinenden Anzeigenzeitung, werden günstige Zimmer angeboten. Aber die sind meistens schon vergeben noch bevor man die Zeitung in die Hände bekommt. Ich hatte nur einmal Glück, das Zimmer war noch frei, ich sollte um 18 Uhr kommen, um es mir anzusehen. Als ich zur vereinbarten Zeit vor der Tür stand, war das Zimmer plötzlich doch schon weg. That´s life! All die anderen Male, die ich wegen eines Zimmers anrief, war ich zu spät dran. Das Zimmer war immer schon vergeben, obwohl ich gleich morgens anrief. Die Miete ist auch davon abhängig, für wie lange man das Zimmer mietet. Wohnt man für längere Zeit dort, kann man einen günstigeren Mietsatz bekommen. Cirami und Siva zahlen zum Beispiel als permant residents (permanente Mieter) für ihr Doppelzimmer ohne Fenster ungefähr 68 Pfund die Woche. Als ich als Transit (Durchreisender) für zwei Wochen im gleichen Haus wohnte, zahlte ich 90 Pfund für ein Zimmer, allerdings mit Fenster. Verglichen mit Hotelpreisen waren die 90 Pfund aber noch günstig. In der Residence, wo ich zuletzt vor meiner Rückkehr nach Deutschland wohnte, zahlte ich 69 Pfund die Woche, als Transit zahlt man für dasselbe Zimmer ungefähr 100 Pfund. Günstig wird es, wenn man das Glück hat, ein günstiges Zimmer in einer Wohngemeinschaft zu bekommen. Wer selber eine Wohngemeinschaft gründen möchte, sollte bedenken, dass eventuell noch die Möbel angeschafft werden müssen. Nicht alle Wohnungen sind möbliert.
Strom und Heizung werden übrigens in vielen Fällen noch extra berechnet, in Hostels und Privatunterkünften bei Familien ist es meistens schon im Preis mit inbegriffen. In Bedsits wird oft zusätzlich abgerechnet. In verschiedenen Unterkünften muss man immer genügend Kleingeld bereithalten, da die Heizkörper an Münzautomaten angeschlossen sind.
Bei Lebensmitteln ist es sehr schwer, eine Summe der ungefähren monatlichen Ausgaben zu nennen. Nicht nur wegen der unterschiedlichen Ansprüche, auch weil ich fast nie gekocht und deshalb nie regelmäßig Lebensmittel eingekauft habe. Zuerst, bei Lee Abbey, war das Essen mit inbegriffen (auf keinen Fall empfehlenswert!), im Chaos-Hotel gab es dieses sogenannte Frühstück. Später habe ich morgens meist nur ein Erdnussbuttersandwich gegessen, wenn ich überhaupt gefrühstückt habe. Mittags habe ich mir oft auf dem Weg ein Sandwich gekauft oder mal einen Burger. Ansonsten habe ich mir Mikrowellengerichte warm gemacht. In der Residence gab es nur zwei winzig kleine Küchen, und zu den Essenzeiten waren die immer total überfüllt. Da hatte ich nicht die Zeit und Lust, auch noch zu kochen. Es gab, nicht zu vergessen, auch noch die vielen Fast-Food-Restaurants, die zum schnellen Snack einladen. Als ich bei McDonald´s jobbte, gab es kostenlose Mahlzeiten, das sparte mir auch ein bisschen Geld. (Aber dafür lohnt es sich sicher nicht, dort zu arbeiten!) In den Colleges bekommt man in der Mensa günstiges, aber in vielen Fällen ungenießbares Essen. Günstiges Obst, Gemüse, Fleisch und Eier bekommt man auf dem Markt (Portobello, Fullham, etc.) In den Supermärkten gibt es viele Angebote, die zum Großeinkauf einladen "buy 2 get 1 free". Große Supermärkte wie Sainsbury´s oder Tesco sind auch sonntags geöffnet. Sehr grob geschätzt würde ich für Lebensmittel pro Woche mindestens mit 40 Pfund rechnen.
Weitere Kosten
In einer Vielzahl der Unterkünfte gibt es keine Waschmaschinen, aber auch das ist eine "no-prob-situation". Zum Wäschewaschen und -trocknen geht man in eine der vielen Laundrettes. Eine große Ladung Wäsche kostet mit Waschen, Trocknen und Waschpulver um die fünf Pfund. Waschpulver kann man auch im Supermarkt kaufen, das ist billiger.
Wer Fahrtkosten vermeiden möchte, sollte sich um eine Unterkunft in der Nähe seines Colleges bzw. der Arbeitsstätte bemühen. Für den Fall, dass das nicht klappt, kann man sich auch ein billiges Fahrrad anschaffen, auf die Dauer ist das billiger als die Fahrtkosten.
Eine Travelcard, gültig für U-Bahn und Busse, gibt es von der One Day Travelcard, also für den gelösten Tag gültig, über die Seven Day Travelcard, bis zu Monats- und Jahreskarten. Das "Tube System" ist unterteilt in sechs Zonen. In Zone 1 befindet sich das Zentrum, Wimbledon ist in Zone 3 und der Flughafen Heathrow in Zone 6.
Beliebt bei Touristen ist die One-Day Travelcard Zones 1 + 2, damit kommt man zu all den beliebten Sehenswürdigkeiten, die alle im Zentrum liegen. Diese Karte kostet 2,60 Pfund, und ist ab 9.30 Uhr gültig.
Für alles, was darüber hinausgeht, Wochen-, Monats- oder Jahreskarten, braucht man eine Photocard, also ein Lichtbild, da diese Tickets nicht übertragbar sind.
Je mehr Zonen, desto teurer wird das Ticket. Es gibt auch Ergänzungstickets, d. h. man hat eine Travelcard für 1,2 + 3 und möchte aber zum Flughafen in Zone 6. Dann kann man eine Ticket für die fehlenden Zonen 4,5 + 6 kaufen. Günstiger werden die Travelcards, wenn man Zone 2-6 nimmt, denn damit kommt man nicht ins begehrte Zentrum.
Das bunte Netz des Londoner Undergound, oder Tube wie man umgangssprachlich sagt, ist gar nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick aussieht. (In England sagt man zur U-Bahn nicht Subway wie in den Vereinigten Staaten, sondern Ungerground. In England sind Subways Unterführungen, um die Straße zu überqueren). Wenn man aus Versehen mal in den falschen Zug einsteigt, kein Problem: an der nächsten Station wieder austeigen, der Zug in die richtige Richtung kommt nur wenige Minuten später.
Hier noch einmal ein Gesamtüberblick der ungefähren Ausgaben in einem Monat in London.
Miete: 65 Pfund pro Woche = 260 Pfund pro Monat
Lebensmittel: 40 Pfund pro Woche = 160 Pfund pro Monat
Fahrtkosten: 13 Pfund pro Woche = 152 Pfund pro Monat
Kosten für Wäsche: 5 Pfund pro Woche = 10 Pfund pro Monat
Persönliche Kosten: 4,5Pfund pro Woche = 18 Pfund pro Monat
(Die persönlichen Kosten sind für Toilettenartikel, Briefmarken, Papier und Telefonkosten, nicht für Kleidung oder Hobbies.)
Nicht zu vergessen sind auch die Kosten für Freizeitvergnügen wie Kino, Theater, Pubs oder ein Essen im Restaurant, man will schließlich auch das Leben genießen, wenn man in einer aufregenden Stadt wie London lebt. Kosten für Kleidung sind auch nicht enthalten! Bei diesen Ausgaben möchte ich auch keine Vermutungen anstellen.
Man sollte seine finanzielle Situation gründlich durchkalkulieren, um nicht vor Ort plötzlich mit leeren Taschen dazustehen.
Ein winzig kleiner Lichtblick sind die Einnahmen. Die Löhne in Großbritannien liegen niedriger als in Deutschland, selbst wenn die Ausgaben in London höher sind.
Jobs wie Crew Member in einem Fast-Food-Restaurant, sei es McDonald´s, Burger King, Kentucky Fried Chicken, Taco Bell oder was es sonst noch gibt, oder Jobs als Kellner, als Platzanweiser im Kino oder Rezeptionist in einem kleinen Hotel, werden stundenweise bezahlt. Diese Jobs sind bei Studenten sehr begehrt, da man halbtags arbeiten kann. Der durchschnittliche Lohn liegt bei diesen Stellen zwischen 3 und 4 Pfund die Stunde.
Im Vergleich zu den Ausgaben ein wirklich sehr kleiner Lichtblick. McDonald´s Restaurants Ltd. überweist den Lohn alle zwei Wochen.
Höhere Positionen zum Beispiel in Büros oder größeren Hotels werden monatlich bezahlt, bei ausgeschriebenen Stellen wird das Jahresgehalt angegeben (per annum).