Wohnmöglichkeiten in London
Preisgünstig Übernachten
Es gibt viele unterschiedliche Möglichkeiten, in London zu leben. Vor meiner Abreise dachte ich, die preisgünstigste Möglichkeit sei ein Hostel. Das ist aber nicht so; ein Hostel ist vielleicht die praktischste Lösung für den Anfang, sonst aber sehr teuer. Entscheidend ist aber auch, in welcher Gegend man wohnt. Belgravia ist die teuerste Gegend in London, dafür aber die exklusivste. Kensington, wo ich wohnte, ist auch nicht ganz billig. Jedes Mal, wenn mich jemand fragte, wo ich wohne, bekam ich zu hören: "Kensington! Bist Du verrückt, warum ziehst Du nicht in eine billigere Gegend?" Ich wollte aber gerne in der Nähe meine Freunde wohnen bleiben. Bayswater ist eine relativ billige Gegend. Viel billiger ist es auch in den Vororten von London, allerdings kommen da wiederum die Fahrkosten und die Fahrzeiten von mindestens einer Stunde hinzu.
Ein Hostel ist für den Anfang eine gute Lösung; man hat sofort Anschluss und kann immer jemanden um Rat fragen, wenn man unsicher ist in der neuen Stadt. Es lässt sich leicht vom Ausland buchen, genau wie ein Hotel. Bei einer Wohnung oder einem Haus ist das schon schwieriger. Man kann ein Hostel mit einem Studentenwohnheim außerhalb des Colleges vergleichen. Lee Abbey liegt zum Beispiel in der Nähe des Holborn Colleges in London, dementsprechend wohnten auch sehr viele Studenten dieses Colleges dort. Viele bleiben sogar die gesamte Dauer ihres (Studien-) Aufenthalts da. Es ist praktisch, man braucht sich um nichts zu kümmern. Die Zimmer werden geputzt (mehr oder weniger), es gibt täglich Frühstück und Abendessen und teilweise zusätzliche Aktivitäten, Aufenthaltsräume, Garten und Study Room.
Es gibt natürlich auch Hostels ohne Mahlzeiten, etc. Eva hat uns mal mitgenommen zu einem Hostel, das sie sich angesehen hat. Es wurde von spanischen Nonnen geleitet, und die Regeln waren sehr streng. Es gab festgesetzte Zeiten, wann man abends in seinem Zimmer zu sein hatte, und Besuch durfte man abends auch nicht bekommen. Wahrscheinlich wurde auch noch kontrolliert, ob um elf Uhr abends das Licht aus war.
Die Hostels sind übrigens nicht zu verwechseln mit den Youth Hostels. Youth Hostels sind Jugendherbergen, also nur für kürzere Aufenthalte gedacht. Es gibt mehrstöckige Betten und keine Einzel- oder Zweibettzimmer. Dann gibt noch die YMCA´s (Young Men´s Christian Association) bzw. für Frauen YWCA´s (Young Women´s Christian Association). Wir wollten uns ein YWCA angesehen, wo eine Bekannte von Yan wohnte. Man hat dort ein abgeschlossenes kleines Appartment für sich. Die Küche teilt man sich mit mehreren Personen, ich glaube mit drei anderen. Das Problem war, dass man sich verpflichten muss, für mindestens sechs Monate dort zu leben, und der Rezeptionist wollte uns nicht mal ein Zimmer zeigen. Ein YMCA ist ja im allgemeinen als billige Unterkunft bekannt, aber nicht jedes der YMCA/YWCA´s ist preiswert. Ich weiß von einem YWCA im Zentrum Londons, das 35 Pfund pro Nacht kostet, und das ohne Frühstück.
Hostel vs. Hotel
Bei einer anderen Wohnmöglichkeit, dem Bedsit, sind die Zimmer meist winzig klein; außer dem Bett, Schrank und einem kleinen Tisch passt nicht mehr viel ins Zimmer. Zum Kochen hat man mit etwas Glück eine Spüle mit Kochplatten und einem Kühlschrank darunter; wenn man Pech hat, steht nur eine Kochplatte auf dem Tisch. Die Bettwäsche muss man eventuell auch selbst organisieren. Das Badezimmer teilt man sich mit den anderen Bewohnern des Gebäudes.
Cirami wohnt jetzt auch in einem Bedsit, zusammen mit ihrem Mann Siva. Die zwei haben ein winziges Zimmer zur Verfügung, in dem nicht mal ein Fenster ist. Beim Kochen muss die Tür auf bleiben, damit der Rauch abziehen kann. Das Ganze ist nicht mal billig, es ist eine Zumutung. Aber als Student mit begrenzten finanziellen Mitteln hat man keine Wahl. Ich habe mir auch einige Bedsits angesehen, aber ich hatte keine Lust, für 70 Pfund die Woche in einem winzigen Loch zu landen.
Vor dem Einzug in das Bedsit wohnten Cirami und Siva bei Privatfamilien. Diese Wohnmöglichkeit kennt man auch als Lodgings. Ich kann hier nur auf die Erfahrungen von Freunden und Bekannten zurückgreifen, da ich es nie selbst ausprobiert habe. Man muss Glück haben mit den Leuten, bei denen man zur Untermiete wohnt. Die Familie, bei der Cirami und Siva zuerst wohnten, war kein Glücksfall. Das Zimmer war nicht schlecht, nicht besonders groß, aber durchaus in Ordnung. Aber die beiden durften die Küche nicht benutzen, sie mussten extra eine Mikrowelle kaufen, da sie schließlich nicht jeden Tag auswärts essen konnten. Weiterhin hatte das Ehepaar, bei dem sie wohnten, nur ein Badezimmer und sieben kleine Kinder, was unweigerlich morgens zu einem Gedränge führte. Siva wohnte erst alleine dort, und als Cirami einzog, haben sie die Miete verdoppelt. Diese Familie hätte das Zimmer doch selbst gut gebrauchen können. Die Kinder mussten stattdessen im Wohnzimmer auf der Couch oder bei den Eltern im Zimmer schlafen. Hätte die Familie das Geld nötig gebraucht, wäre es verständlich gewesen, dass sie vermieten, aber Armut kann es nicht gewesen sein. Cirami erzählte mir, dass die Familie ein Restaurant besitzt, das sie für ein oder zwei Wochen geschlossen haben, nur damit der Vater sich irgendwelche Sportereignisse im Fernsehen ansehen konnte. Merkwürdig fand Cirami auch, dass immer, nachdem sie die Miete bezahlt hatten, die ganze Familie für einen oder zwei Tage verschwand. Als die Mutter auch noch anfing, in ihren Sachen rumzuschnüffeln, wenn sie nicht da waren, sind sie ausgezogen. Sie zogen wieder als Untermieter zu Privatleuten. Die beiden wohnten dann bei einer alleinstehenden Frau mit erwachsenem Sohn. Cirami und Siva durften jetzt sogar die Küche benutzen, vorausgesetzt, die Frau hatte keinen Besuch und belegte selbst den ganzen Tag die Küche. Die Dame störte, wenn Cirami und Siva die ganze Nacht für ihre Prüfungen lernen mussten und das Licht brennen ließen. Sie schaltete mehrmals den Strom ab, weil es sie störte. Da man nachts im Dunklen schlecht lernen kann, war diese Unterkunft auch nicht das Richtige.
Ein Bekannter von Siva gab ihnen die Adresse ihres jetztigen Vermieters, der leider nur das Bedsit ohne Fenster frei hatte. Zumindest haben sie jetzt ihre Ruhe.
Ich fand die Idee mit dem Familienanschluss bisher immer ganz gut. Bei den beiden Sprachreisen, die ich gemacht habe, wohnte ich auch bei Privatfamilien. Aber es ist ein Unterschied, ob man in den Ferien für drei Wochen bei dieser Familie wohnt, oder ob man als Untermieter dort lebt.
Natürlich kann man an eine nette Familie geraten, so wie Todd´s, meine Gastfamilie aus Devon, man kann aber auch bei einer Familie landen, der man dankbar sein muss, wenn man die Toilette benutzen darf.
Einige Bekannte aus meiner Schule wohnten auch bei Privatfamilien. Die Mehrzahl ist nach ein paar Monaten ausgezogen, obwohl am Anfang alle ganz begeistert waren. Auf Dauer ist es oft doch nicht das Richtige.
Es geht eben nichts über eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus. In London kann man sich das aber nur leisten, wenn man entweder Geld hat oder sich mit mehreren eine Wohnung teilt.