Änderungen im Kibbuz
Lohn für alle statt Gemeinschaftskasse
Neuerungen in Degania
Kibbuz lockt mit Gleichheit und Gemeinschaft. Gleiches Leben, gleiche Arbeit, gleicher Verdienst …
In Israel wurde diese Idee zum ersten Mal in Degania-Alef am See Genezareth verwirklicht. Russische, deutsche und galizische Zionisten verwandelten die sumpfige Gegend in ein Paradies.
Vor einem Jahrhundert gegründet, macht sich allerdings auch hier allmählich die Welt bemerkbar, denn mittlerweile wurde die Gemeinde privatisiert.
Statt wie bislang sämtliche Ausgaben aus der Gemeinschaftskasse zu begleichen, erhalten die Arbeiter nun Lohn, von dem sie ihre Rechnungen selbst zahlen: Strom, Essen etc.
Dies betrübt alteingesessene Kibbuzniks, denn wenn sogar die Mutter der Gemeinden von ihrer ursprünglichen Idee abweicht - was wird aus den späteren Gruppierungen? Sollte sich tatsächlich auch im Kibbuz der Kapitalismus einschleichen?
Allerdings zog die Privatisierung einen großen Vorteil mit sich, indem nämlich die Ausgaben von Kantine und Dienstleistungen um vierzig Prozent sanken. Seit die Einwohner ihre Ausgaben selbst zu zahlen haben, wirtschaften sie sparsamer.
Eine weitere Neuerung sind Lohnunterschiede. Dennoch lässt man die Schlucht zwischen hohem und geringem Gehalt nicht zu groß werden, denn gut Verdienende geben bis zu dreißig Prozent des Lohnes an die Gemeinschaft, neben den Steuern. Diese Gelder fließen in Renten, eine soziale Absicherung der Behinderten und einen Ausbildungsfonds für Jugendliche.
Die etwas mehr als 250 Kibbuznik entschieden sich übrigens freiwillig für die Neuerungen. Zwei Drittel wünschten einen einjährigen Probelauf, bei der späteren Abstimmung entschieden sich über achtzig Prozent dafür.