Das Desmond Angebot
Pantomime lernen
Desmond bietet insgesamt 4 Terms (Semester) an, jeder Term dauert 3 Monate. Am Ende jedes Terms gibt es eine "End of Term Performance", eine Auführung bei der alles von den Schülern selbst organisiert wird, von der Entwicklung der Ideen, über die Aufführung bis zur Regie und Lichttechnik.
Mein Anfängerkurs im Herbst 2003 hat 645 Pfund gekostet, und der zweite Term hat dann schon 650 Pfund gekostet. Für den Fall, daß jemand nicht in der Lage ist alles auf einmal zu zahlen, gibt es die Möglichkeit der Ratenzahlung, dann wird das Ganze allerdings noch ein wenig teurer.
Der erste Kurs ist der Foundation Course (Anfängerkurs), am Ende des 1. Kurses bekommt man ein Certificate. Der zweite und dritte Kurs gehören zusammen und wenn man den Dritten nicht besucht, so wie ich, bekommt man kein Certificate. Das hat den Grund, daß Desmond nach Möglichkeit seine Schüler nicht verlieren will, so versucht er sie zu halten. Der letzte Term, oder Advanced Course existiert erst seit ein paar Jahren. Dieser Kurs besteht aus einer kleinern Gruppe von Studenten.
Erste Schritte in der Pantomime
In den ersten drei Terms sind jeweils 30 Leute aus den verschiedensten Ländern und mit den unterschiedlichsten Berufen dabei. Viele sind Schauspieler, das ist klar, oder kommen aus einem anderen künstlerischen Beruf. Es sind aber auch immer einige Teilnehmer ohne Theater- oder Schauspielerfahrung dabei.
Desmond selbst hat in Paris Pantomime bei Etienne Decroux studiert, und sein großes Idol ist der französische Pantomime Marcel Marceau. Er legt aber großen Wert darauf, daß jeder Schüler seinen eigenen Stil entwickelt und nicht alle nach dem gleichen Ablaufmuster arbeiten. Desmond hat auch sonst feste Vorstellungen von denen er nicht abweicht. Sehr viel Wert legt er auch auf Pünktlichkeit. Es reichte ihm nicht, daß alle um 9.30 Uhr anwesend waren, wir mußten auch immer fertig sein, damit wir sofort anfangen konnten. Es waren trotzdem immer einige "Spätkommer" dabei. Meistens waren es immer die gleichen Leute. Desmond hat dann die gesamte Klasse ein paar Mal darauf hingewiesen, aber als das nichts nüzte, hat er einen Morgen um 9.30 Uhr die Tür abgeschlossen. Es war November und sehr kalt draußen, und die Latecomers mußten über eine Stunde draußen warten. Im zweiten Tem hat er diese Aktion nochmal wiederholt, diese "Aussperrung" wirkte immer nur für eine gewisse Zeit.
Ich habe mich sehr auf den ersten Term gefreut, Pantomime hatte mich schon eine ganze Weile begeistert. Aus diesem Grund wollte ich es auch lernen. Es war gar nicht leicht eine Schule zu finden, die etwas in dieser Richtung anbietet. Die meisten Schauspielschulen behandeln Pantomime nur kurz zwischendurch, wenn überhaupt. Ich habe mich vor der Zeit in London in Deutschland zweimal zu einem Wochenend-Workshop angemeldet. Beide Male wurde der Workshop wegen mangelendem Interesse abgesagt. Ich war also richtig gespannt, besonders die Illusionen haben mich fastziniert.
Mein Foundation course war ein typischer internationaler Kurs. Es waren Leute aus Australien, Frankreich, Brasilien, England, Deutschland, Japan, Schweden, Kanada, Italien und Spanien dabei. Einige lebten schon länger in London. Andere sind wie ich, nur wegen der Schule nach London gekommen.
Leute und Techniques (kennen)lernen
Am ersten Tag haben wir mit Spielen angefangen um uns erst einmal alle kennenzulernen. Zum größten Teil waren es Spiele bei denen die Namen ein Rolle spielten, und wir erzählten von uns, zum Beispiel warum wir und entschieden hatten, die Schule zu besuchen.
Ab dem zweiten Tag ist alles immer gleich abgelaufen. Wir fingen jeden Tag mit Warm-Ups (Aufwärmübungen) an, für jeden Wochentag gab es festgelegte gymnastische Übungen, die sich jede Woche wiederholten. Eine Übung war jeden Tag dran, das Laufen. Die Laufzeit wurde jeden Tag ein bißchen gesteigert. Am Ende des zweiten Terms waren wir bei zehn Minuten. Die Gesamtdauer der Übungen war immer etwas über eine Stunde, dannach folgten die Techniken.
Wir fingen logischerweise mit einfachen Sachen an, dazu gehören die Illusion-Techniques, wie zum Beispiel heben, ziehen, drücken und das Arbeiten mit den "unsichtbaren" Gegenständen. Die Sachen dürfen für den Schauspieler, den Pantomimen natürlich nicht unsichtbar sein, denn wenn ich schon nicht sehe was ich tue, kann ich es dem Zuschauer niemals vermitteln. Zu den Illusions gehören unter anderem das Entlanggehen an der Mauer, das Aufheben eines schweren Koffers, öffnen und schließen von Türen und Fenstern, der Seiltänzer und der Roboter.
"Benutzt diese Illusionen nur wenn es unbedingt nötig ist" hat Desmond uns von Anfang an eingetrichtert. Er ist kein Freund von Straßenkünstlern die an Mauern entlanggehen, und Leiten hochklettern. Ich war und bin da anderer Meinung. Mir gefallen gearde die Illusions sehr gut und man hat viele Möglichkeiten damit etwas darzustellen.
Trotzdem hat Desmond uns am Anfang, die Techniken vorgeführt und beigebracht (für diese Notfälle bei denen man die Illusionen unbedingt braucht). Wir konnten die Illusionen selbst ausprobieren und damit experimentieren, erst alleine dann mit einem Partner zusammen. Desmond und seine freiwilligen Assistenten gingen rum und verbesserten uns, wenn wir etwas falsch machten. Die Illusionen zu lernen, ist nicht so leicht wie es aussieht. Es gehört viel Kraft und Körperbeherrschung dazu, und es kommt vor allem auf Präzision an. Deshalb auch die täglichen Übungen und das Laufen.
Nach ungefähr einer Stunde Technik war eine Pause, zum Rauchen (war in der Halle verboten), Kaffeetrinken, Quatschen und zum Notizen machen. Wer Kaffee wollte konnte für ein Pfund die Woche jeden Tag einen Kaffee und Kekse bekommen.