Ankunft im Studentenwohnheim

Lee Abbey International Students´ Club

Ankunft in London...

Ich war von meinem ersten Tag an nicht sonderlich begeistert vom Lee Abbey International Students´ Club, kurz L.A.I.S.C. oder nur Lee Abbey. Es fing alles mit meiner vermasselten Ankunft am Samstag den 18. September an. Stanton, der gerade Dienst an der Rezeption hatte, war nicht für seine Schnelligkeit bekannt. Ich konnte ihn am Anfang gar nicht leiden, aber später habe ich dann festgestellt, er ist ganz o.k. ist. Er war immer sehr hilfsbereit und freundlich und kannte als einziger Angestellter von Lee Abbey alle Namen der Gäste. Aber zurück zu meiner Ankunft. Nachdem ich eine Viertelstunde gewartet hatte, stellte Stanton fest, daß für mich kein Zimmer frei war. Er hat mich dann mindestens dreimal gefragt ob ich auch wirklich an diesem Tag ankommen sollte. Ich hatte extra geschrieben das ich am Samstag den 18. September ankommen würde, als ich mein Key Deposit bezahlt hatte. Dieses Deposit muß man bei Lee Abbey im voraus bezahlen, als Bestätigung, daß man das angebotene Zimmer bucht. Das Key Deposit wird in England sehr häufig verlangt, als Kaution falls man den Schlüssel verliert. Stanton durchwühlte dann in Ruhe alle Unterlagen und störrte sich nicht daran, daß die Schlangen an der Rezeption immer länger wurden. Nach einer Weile fand er dann eine Notitz das ich mein Key Deposit bezahlt hatte. Dann sagte er mir er könnte jetzt gar nichts machen, denn es war gerade Mittagspause. Er hat mir dann vorgeschlagen ich sollte mein Gepäck reinbringen, und etwas essen gehen. Ich habe dann mein Gepäck reingeschleppt, und mich auf einen Sessel vor der Rezeption fallen lassen. Ich hatte keinen Hunger, der Appetit war mir inzwischen vergangen, und ging deshalb auch nicht in den Speisesaal. Stanton hatte zwar gesagt das ich auf jeden Fall "irgendwo" untergebracht würde, da ich das Key Deposit bezahlt hatte, aber ich war trozdem depremiert. So hatte ich mir meine Ankunft in London eigentlich nicht vorgestellt.

Ich wartete eine ganze Weile, und beoachtete die Ankunft einer anderen Studentin. Sie kam mit ihrer Freundin, und während sie eincheckte, holte die Freundin ihre Sachen rein. Ungefähr eine halbe Stunde ging sie immer wieder zum Auto und kam mit neuen Sachen an. Nachdem ich schon über 45 Minuten gewartet hatte kam Neveen. Sie war auch Community-Member, d.h. sie arbeite auch an der Rezeption. Sie hat dann relativ schnell herausgefunden, daß ich erst am 19. September erwartet wurde. Das spielte aber keine Rolle, denn es war ein Zimmer für mich vorbereitet.

Ich mußte nur noch bezahlen. Es ist üblich im L.A.I.S.C., die Miete für vier Wochen im voraus zu entrichten. Ich hatte mich entschieden die Miete für die gesamten 3 Monate zu zahlen, und die 3% Rabatt in Anspruch zu nehmen, die es für Sofortzahlung gab.

Endlich bekam ich den Schlüssel und konnte in mein neues Zimmer. Ich hatte Zimmer 112, in der ersten Etage. Also schleppte ich meine Sachen zum Fahrstuhl, und fuhr nach oben. Das Zimmer war nichts besonderes. Ich hatte kein tolles Zimmer erwartet, ich wußte das in Großbritannien alles sehr einfach eingerichtet ist, aber dieses Zimmer war noch weniger, als ich erwartete. Ich hatte ein halbes Doppelzimmer mit Bad gebucht. Die Möbel in diesem Zimmer waren mindestens schon 15 Jahre alt, wenn nicht noch älter. Es gab zwei Betten mit Nachttisch, einen Schrank, und zwei Schreibtische mit jeweils einem Stuhl. Am schlimmsten war das Badezimmer. Es gab keine Dusche nur eine alte Badewanne, mit Rändern von den tropfenden Wasserhähnen. Das Bad sah aus, als wäre es ewig nicht mehr sauber gemacht worden.

Das wäre alles aber gar nicht so schlimm gewesen, hätte ich nicht einige Tage später die Zimmer in der 4. und 5. Etage gesehen. Die oberen beiden Stockwerke waren gerade neu renoviert worden, und sehr schön eingerichtet. Die Einrichtung war zwar auch sehr einfach, aber die Möbel waren ganz neu, und die Badezimmer auch. Ich fand es unfair, daß es keine Preisunterschiede gab. Ob das Zimmer nagelneu eingerichtet war oder nicht, die Preise waren gleich.

In jedem Zimmer gab es ein Telefon, mit dem man andere Zimmer im Haus über die jeweilige Zimmernummer erreichen konnte. Man konnte auch Gespäche im Zimmer entgegennehmen, und falls man mal nicht im Zimmer war wenn man einen Anruf erhielt, wurde man ausgerufen. Wenn man selbst nach außerhalb anrufen wollte, konnte man das über die Rezeption. Das war aber sehr teuer, da es über das Keyboard ging, und dafür wurde eine Gebühr erhoben. Ich wollte mal ein R-Gespräch anmelden, ein kostenloses Gespräch, da der Gesprächsemp-fänger die Gebühren übernimmt. Hätte ich das von meinem Zimmer aus gemacht, hätte die Rezeption mir für dieses kostenlose Gespräch noch etwas berechnet. Es war besser und vor allem billiger, die BT- Münztelefone unten im Flur zu benutzen. Noch ein bißchen billiger sind in England die Mer-cury-Kartentelefone.

Einzelzimmer sind bei Lee Abbey nur schwer zu bekommen. Man muß sich bei der Ankunft in eine Warteliste eintragen. Die Wartezeit beträgt dann ca. drei Monate. Ich habe mich gar nicht erst eingetragen, da ich nicht geplant hatte, länger als drei Monate dort zu wohnen.

....und neue Freunde

Meine erste Zimmernachbarin Stacie ist nach vier Tagen umgezogen in ein kostengün-stigeres Dreibettzimmer. Sie hatte Glück und kam in eins der neu eingerichteten Zimmer im 4. Stock.

Ich hatte dann einige Tage das Zimmer für mich alleine, bis Vedna eingezogen ist. Vedna kam mit ihrer ganzen Famile an. Ich war gerade nach Hause gekommen. Ich hatte ursprünglich vorgehabt mir den Film "Sleepless in Seattle" im Kino anzusehen, da der Film aber an diesem Tag angelaufen war, habe ich keine Karten mehr bekommen. Gerade war ich wieder in meinem Zimmer angekommen, als ich einen Anruf von der Rezeption bekam. Es war eine Vorwarnung, daß Vedna mit ihrer gesamten Familie raufkommen würde. Sie kam dann mit Onkel, Tante, Cousine und einem weiteren Freund der Familie. Die Familie in-spizierte erst einmal jede Ecke des Zimmers und das Badezimmer. Der Onkel stellte mir unzählige Fragen über alles mögliche. Nach über einer halben Stunde gingen sie dann endlich wieder, bis auf Vedna´s Cousine Eleeshia. Eleeshia rief gleich nachdem der Rest der Familie weg war, zwei Freunde an. Sie fragte die beiden ob sie nicht rüberkommen wollten. Nachdem sie aufgelegt hatte, fragte sie mich, ob mir das auch Recht ist. Was sollte ich da noch sagen? Sie waren ja nun schon unterwegs, und ich wollte auch kein Spielverderber sein.

Mit der Unterschrift des RESIDENTS AGREEMENTs akzeptiert man alle Bedingungen und Regeln des Lee Abbey International Students´ Club.

Die Freunde, zwei junge Männer, blieben bis nach 1 Uhr, nachts. Vedna war das peinlich, sie kannte die beiden auch kaum, Eleeshia schien es nicht zu stören wie spät es war. Eleeshia blieb die ganze Nacht, obwohl das verboten war, aber vom L.A.I.S.C. merkte niemand etwas, und mir war es egal.

Mir wäre es auf jeden Fall nicht recht gewesen, wenn meine Familie mit mir gekommen wäre und erst mal alles ganz genau unter die Lupe genommen hätte, und meine Zimmernachbarin ausgefragt hätte. Man will schließlich in dem Alter nicht mehr wie ein Kleinkind behandelt werden.