Kakerlaken und Ostereier

Hausarbeit und Spaß

Freizeit und Feiertage

Fernsehen im Studenteheim

Im Keller vom L.A.I.S.C., gab es zwei Fernsehräume, sehr praktisch, da es in England vier Programme gibt (ohne die Kabelprogramme die Lee Abbey nicht hatte) Es lief nach dem Muster, wer zuerst da war konnte das Programm aussuchen. Ich habe nicht oft fern gesehen, nur montags habe ich mir regelmäßig die US-Serie "The wonder years" angeschaut. Es fing damals um 6.30 Uhr an, da waren die meisten noch beim Essen und die Zeit war günstig, einen freien Fernsehraum zu erwischen.

Ein Raum zum Wäschewaschen (Laundry Room) war selbstverständlich auch vorhanden. Dort gab es zwei Waschmaschinen, zwei tumble dryer und einen spin dryer. Waschpulver mußte man sich selber besorgen, und um die Waschmaschinen und Trockner benutzen zu können mußte man sich Münzen an der Rezeption kaufen. Die Preise waren etwas günstiger als die in den Laundrettes, den öffentlichen Waschsalons. Allerdings war der L.A.I.S.C. Waschraum auch nur zu bestimmten Zeiten geöffnet.

Lee Abbey hatte außerdem eine "Coffee Bar", die die unglaubliche Zeit von einer ganzen Stunde pro Tag aufhatte. Die Coffee Bar war ein winziger Raum wo man Süßigkeiten, Eis und Getränke kaufen konnte (aber nur zwischen 7 und 8 Uhr abends), begleitet von lauter Musik. Ich bin mir sicher, daß sie nur eine Cassette zu Verfügung hatten, es lief jeden Tag die gleiche Musik. Mein Zimmer befand sich genau über der Coffee-Bar und ich konnte alles in voller Lautstärke miterleben.

Für diejenigen, die sich das L.A.I.S.C.-Essen nicht antun wollten oder zwischendurch noch etwas kochen wollten gab es noch eine Küche, die Residents´ Kitchen. Ich war nur einmal drin, das hat aber auch gereicht. Jeder stellte dort seine schon halb vergammeltern Lebensmittel ab, und nicht jeder der dort kochte, spülte anschließend das Geschirr ab. Dementsprechend sah es dort aus.

...und die Feiertage

Zu besonderen Anläßen wie Weihnachten, Ostern oder Welcomes Week (wenn die neuen Studenten im September ankommen), wird bei Lee Abbey immer ein "besonderes Programm" angeboten. In der Welcomes Week sind das kurze Spaziergänge oder Tanzabende. Weihnachten und Ostern war ich nie dabei, aber ich weiß von Freunden, daß es dann besonderes Essen gibt. Das heißt das Essen ist dann nicht nur eßbar sondern wirklich gut. Das bedeutet, daß das L.A.I.S.C. Küchenteam entgegen der allgemeinen Erwartungen, doch kochen kann. Ostern wurden im Garten Eier versteckt, und jeder konnte behalten was er fand. Sonst fand nicht viel statt.

Ab und zu wurde in der front lounge mal ein Videofilm gezeigt. War das nicht der Fall, konnte man sich den Videorecorder kostenlos ausleihen, einen Fernseher mußte man sich aber selbst organisieren.

Wer sich sportlich betätigen wollte, konnte Billiard und Tischtennis spielen, oder sich eine Cricket bzw. eine Baseballausrüstung ausleihen. Im Garten waren Ballspiele allerdings verboten. In den Regeln heißt es: "The Garden is designed, constructed and maintained as a place of beauty and rest." Kurz gesagt dort war nichts erlaubt, außer vielleicht still in der Ecke zu sitzen und die Schönheit des englischen Rasens zu bewundern. Man konnte sich schon glücklich schätzen, daß man den Garten über-haupt betreten durfte.

Für Musikstudenten waren im Keller mehrere Übungsräume und zwei Klavierzimmer. Im Keller waren aber außerdem noch reguläre Doppelzimmer, und wer dort unten wohnte, wie einige meiner Freunde, konnte stundenlang dem Klang von Geigen, Flöten, usw. lauschen, selbst wenn er gar nicht wollte. Für diejenigen die das nicht aushalten konnten, oder Leute die in Dreibettzimmern wohnten gab es einen Study Room. Ein Raum in dem ständige absolute Ruhe herrschte.

Zu den unvergeßlichen Erlebnissen bei Lee Abbey zählt für mich der Feuerarlarm. Es war Freitagabend, das Dinner war gearde vobei, es war so kurz nach sieben. Meine Feundin Cirami und ich waren in ihrem Zimmer, und wir hörten Musik als dieser Feuerarlarm losging. Wir mußten alle raus auf die Straße, und dort wurden die Namen notiert um zu überprüfen ob alle anwesend waren. Ich wartete also in der Kälte neben dem Feuerwehrauto mit den an-deren Leuten aus dem 1. Stock. Vedna war noch nicht da. Schließlich kam sie im Nachthemd und barfuß rausgelaufen und das Ende Oktober/Anfang November. Es war zwar erst kurz nach sieben, aber sie mußte für eine wichtige Prüfung lernen und hatte sich schon mal umgezogen. In der Eile hat sie dann ihre Schuhe nicht gefunden, sie hat eigentlich selten gefunden, was sie gerade suchte. Ein netter junger Mann gab ihr seine Zeitung, damit sie sich draufstellen konnte, und nicht auf dem kalten Pflaster stehen mußte. Nachdem endlich alle draußen waren und die Namen alle notiert waren, konnten wir wieder rein. Wir mußten uns alle in der Front Lounge versammeln, die zwei Feuerwehrmänner, die diese Feuerübung durchführten, wollten noch etwas sagen. Auf die erste Frage. "Versteht ihr auch alle Eng-lisch?" erübrigte sich wohl jede Antwort, denn wer es nicht sprach hätte logerischerweise die Frage auch nicht verstanden. "Es hat über drei Minuten gedauert bis alle draußen waren" sagte der eine Feuerwehrmann "das ist viel zu lange, wäre es ein richtiges Feuer gewesen wären jetzt fast alle tot." Na ja, was sollte man zu diesen aufbauenden Worten noch sagen? Wirklich gut amüsiert haben wir uns dann als wir erfahren haben, daß ein Mann zurückgegangen war, um einen neuen Nachtisch zu holen, und das zu einem Zeitpunkt, als er nicht genau wußte ob es ein echtes Feuer oder nur eine Feu-erübung war.

Unglaublich fand ich das der L.A.I.S.C eine Non-profit Organisation sein soll. Das glaube ich bis heute nicht. Denn alle Leute ich ich außerhalb von Lee Abbey kennengelernt habe zahlten weniger die Woche als ich. Jedesmal wenn ich sagte das ich 90 Pfund Miete pro Woche zahle, selbst mit Verpflegung, mußte ich mir anhören: "Bis Du verrückt soviel zu bezahlen, such Dir doch was billigeres."

Den Rest gegeben hat mir die Kakerlake, die ich eines bis dahin schönen Morgens im Badezimmer sah, ein häßliches sechs - sieben cm großes Insekt das über den Fußboden krabbelte. Ich bin von Anfang an nicht gerne in dieses Badezimmer gegangen, aber da hatte ich wirklich die Schnauze voll. Die Kakerlake war danach spurlos verschwunden, aber ich habe einige Tage später im Dunkeln etwas über denn Teppich laufen sehen in etwa der selben Größe. Die Mädchen vom House-Team, die unter anderem für die Reinigung der Zimmer zuständig sind, haben nach der Kakerlake gesucht, sie aber nicht gefunden. Dafür hat Vedna mir erzählt, daß diese Tiere während der Paarungszeit fliegen könnten und das sie sich sehr schnell vermehren. Das hat mich sehr aufgebaut, aber ich habe die Kakerlake gott sei dank nicht mehr gesehen.