Katholische Jugendgruppe Idente

Ausflug mit der Idente-Jugend

Probleme bei der Organisation

Spontanität im Alltag

Seit meiner Ankunft begleite ich die Schwestertern zwei Mal wöchentlich zu den ein- bis zweistündigen Treffen der Idente-Jugend, die dazu dienen, Neuigkeiten auszutauschen, gemeinsame Aktivitäten zu organisieren, zu singen, über ausgesuchte Themen zu sprechen oder einfach Zeit miteinander zu verbringen.
Leider können einige der circa 50 Jugendlichen im Alter von 15 bis 25 Jahren nur unregelmäßig kommen, da sie bereits arbeiten oder eigene Familien haben, so dass nur selten mehr als die Hälfte anwesend ist.
Deswegen geriet vor allem die Durchführung eines geplanten Jugendcamps etwas ins Schleudern: Viele Jugendliche konnten wegen anderer Verpflichtungen nicht mitfahren und wollten daher auch an der Vorbereitung nicht teilnehmen. So stellte sich beim letzten Gruppentreffen vor dem „campamento“ heraus, dass jeder eine andere einleuchtende Ausrede gefunden hatte, warum er/sie die zugeteilten Aufgaben nicht erledigen konnte. Nach zweistündiger Diskussion entschieden wir uns, innerhalb der verbleibenden drei Tage soviel wie möglich vorzubereiten und im letzten Moment die Entscheidung zu fällen, ob wir fahren oder nicht. Was ich mit meinem deutschen „zwei-Jahre-im-Voraus“ – Planungsdenken für unmöglich gehalten hatte, wurde wahr: Tatsächlich haben es die Jugendlichen geschafft, innerhalb kürzester Zeit sämtliche Lebensmittel einzukaufen, Themen und Spiele vorzubereiten und die nötigen Utensilien für Sport und Lagerfeuer zusammenzusuchen, so dass das Camp mit immerhin 32 Teilnehmern dann doch noch stattfinden konnte. „Qué alegría“ – was für eine Freude! Diesen Vorbereitungsstil habe ich hier inzwischen öfters erlebt: Organisatorische Dinge werden bis zum letzten Moment verschoben („Lo hacemos mañana“ – Lasst es uns morgen machen!), aber irgendwie funktioniert dann doch alles, und der manchmal entstehende Zeitdruck steigert die Kreativität sogar noch!

Das dreitägige Camp hat in einem Jungeninternat, knapp 20 km von der Mission entfernt liegt und sich ausschließlich durch Gartenanbau für den Eigenbedarf sowie den Verkauf von Rindfleisch nach Santa Cruz erhält, stattgefunden. Als Gegenleistung für die sehr anstrengende Arbeit in der Landwirtschaft erhalten die 150 Internatsjungen kostenlose Schulbildung bis hin zum „bachillerato“ (Abitur). Die meisten Jungen kommen aus den umgebenden Dörfern, wo es oft nur Grundschulen gibt und den Familien das Geld fehlt, um ihre Söhne zum weiteren Fortbildung zu schicken, zumal auch dort die vorhandenen Plätze der „secundaria“ (Oberstufe) kaum für die Jugendlichen vor Ort ausreichen.
Das Internat besteht aus dem Haus der Missionare, dem Schulgebäude samt Schlafräumen und Bibliothek und riesigen Kuhweiden, die durch mühsame Baumrodung und anschließende Bepflanzung mit einheimischen, robusten Grassorten dem Urwalddickicht abgerungen worden sind. Haupteinnahmequelle der „hacienda“ (Anwesen) ist, wie gesagt, die Fleischzucht, die allerdings auch den Eigenverzehr an Fleisch deckt. Zusätzlich werden für den Eigenbedarf Milch, Käse und Brot hergestellt, außerdem Yuka, Mais, Mangobäume und Gewürzsträucher angepflanzt. Trinkwasser gewinnen die Missionare mit Hilfe einer Pumpvorrichtung aus dem Grundwasser, für den Notfall wurden außerdem zwei kleine „atajados“ (Stauseen) angelegt, deren schlammiges Wasser mir allerdings nicht so recht trinkbar erscheinen wollte. Zum Baden eignen sich diese Urwaldseen trotz der dort lebenden Piranhas und Kaimane und des dichten Schlingpflanzenbewuchses hervorragend; nach intensiven Vorträgen der Jugendlichen über „europäische Angsthasen“ habe auch ich mich ins Wasser getraut und bis auf ziemlich dramatische Nasensonnenbrände keine weiteren Schäden davongetragen. In solchen Dingen kann man sich wirklich auf die Erfahrung der Einheimischen verlassen, die genau wissen, welche Stellen gefährlich sind und welche nicht.

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