Pantomime-Abschlussshow

Die End-of-Term-Performance

Die Abschlussshow

Eine besondere Show werde ich bestimmt niemals vergessen, die Abschlussshow der Desmond Jones School of Mime; Foundation Course Winter 2003. Unsere eigene Show.
Es war zwar nicht die erste Show bei der ich mitgemacht habe, aber es war professioneler als die Schulaufführung in der neunten Klasse.
Gleich in der ersten Woche hat Desmond uns auf die Abschlußshow angesprochen. Er er-zählte uns, in den letzten 15 Jahren hat es am Ende jedes Terms eine Show gegeben, aber es war unsere Entscheidung, ob wir eine "End of Term Performance" machen wollten oder nicht. Die meisten wollten gerne eine Show zusammenstellen, ich fand die Idee auch toll.
Mit den Vorbereitungen mußten wir sofort anfangen, die Zeit war knapp. Das Theater hat die fortgeschrittene Klasse für uns mitgebucht, darum mußten wir uns nicht kümmern. Trotzdem gab es noch genug zu tun. Es mußte alles organisiert und vorbereitet werden, nicht nur die einzelnen Stücke, auch alle Aufgaben im Backstage Bereich.

Den zweiten Teil jedes Freitags stellte Desmond für die Proben und Versammlungen zur Verfügung, da fand kein Unterricht statt. In den ersten Versammlungen wurden formelle Dinge geklärt, wie z. B. der Titel der Show (wir einigten uns schließlich auf Heavy Suitcases), oder wer welche Aufgaben im Backstage Bereich übernehmen würde. Wir waren für alles selbst verantwortlich. Nachdem die wichtigsten Sachen geklärt waren, ging es zur Sache. Es waren schon einige Wochen vergangen und wir hatten noch ca. zehn Wochen für die Proben.
Desmond hielt sich aus der Show und den Vorbereitungen ganz raus. Er gab uns am Anfang nur allgemeine Tips und erklärte uns welche Fehler wir auf keinen Fall machen sollten. Desmond sagte, daß Einzige was er tun würde, wäre sich die Aufführung anzusehen und uns hinterher zu sagen, was er davon hält.

Wir teilten uns in kleine Gruppen auf, es stand fest, daß wir möglichst viele kurze Stücke aufführen würden. Es gab "Zufallsgruppen", und "Interessengruppen". Bei den Zufallsgruppen wurden alle Namen in einen Hut geworfen und nach dem Zufallsprinzip gezogen. Bei den Interessen- gruppen hatte jemand eine Idee, und jeder dem die Idee auch gefiel machte einfach mit. Am Anfang hatten wir über 20 Gruppen, einige wurden später aufgelöst. Die einzelnen Stücke sollten alle nur ungefähr fünf Minuten lang sein, einige waren aber länger und es gab auch kürzere.

Ich hatte mich für eine Zufallsgruppe entschieden, und war zusammen mit Ilva, Jack, Anna und Grazia in der "Random Group II". Das Problem bei den vier Zufallsgruppen war, daß wir zuerst ein Thema auftreiben mußten. Die anderen Gruppen hatten zumindest schon mal eine Idee, wir fingen bei null an. Um erst einmal Ideen zu bekommen, entschieden wir uns zu einem "Brainstorming": Alle gingen auf die Bühne und jeder konnte tun was ihm gerade einfiel, wem nichts einfiel oder wer keine Lust hatte konnte sich hinsetzen und einfach zusehen. Bei dieser Methode kamen eine Menge Ideen zusammen, und es hatte den Vorteil, daß immer jemand am Rand saß, um zu sehen wie das aussieht was gemacht wurde. Es war sehr wichtig das sich jemand alles ansah, da wir keinen Regisseur hatten.
Von unseren Ideen waren nicht alle brauchbar, aber einige waren gut. Ein Thema gefiel uns allen ganz gut: bewegliche Schaufensterpuppen. Wir beschloßen daraus ein Stück zu kon-struieren. Da wir aber keine brauchbare Geschichte daraus zaubern konnten, ließen wir diese Idee ziemlich schnell wieder fallen.

Statt dessen entschlossen wir uns die Idee einer Improvisation zu nehmen, die während des Unterrichts vorgeführt wurde. Thema: Im Kino! Die Idee basierte auf unterschiedlichen Charakteren im Kino, einer Verrückten, einem Liebespaar und einer strengen Erzieherin mit Kind. Ursprünglich sollte das ganz ohne Requistiten ablaufen, nicht einmal Stühle waren vorgesehen. Es sollte nur die fünf Personen auf der Bühne sein, und der imaginäre Film sollte laufen, wo das Publikum sitzen würde. Unsere Gesichter sollten die Reaktionen auf den Film wiederspiegeln. Mir gefiel diese Idee nicht so besonders. Wir änderten die Charaktere einige Male, aus der Erzieherin wurde eine alte, klapperige Großmutter und die Verrückte wurde zu einer dreckigen, stinkenden Person. Grazia spielte die Großmutter wirklich gut, aber nach zwei Proben war sie damit nicht mehr zufrieden. Sie erklärte uns die Großmutter das wäre gar nicht sie, sie wollte lieber etwas spielen mit dem sie sich auch identifizieren konnte. Ich war mit meiner Rolle als aufsäßiges Kind, daß durch die Großmutter zu einem braven kleinen Mädchen geworden war, auch nicht zufrieden. Die Rolle war von Anfang an nicht besonders gut. So ging das weiter, und nach vier oder fünf Proben gaben wir schließlich auch diese Idee wieder auf.

Jetzt lief uns die Zeit davon, von den insgesamt zwei Monaten für die Proben waren nur noch drei Wochen übrig. Noch zwei Wochen bis zum Crush Day, der Tag an dem die gesamte Klasse alle Stücke sehen sollte, und wir versuchten sie in eine bestimmte Reihenfolge zu bringen. Alle Gruppen arbeiteten an einer Idee. Wir probierten unsere drei. und letzte Idee aus. Hier ging es um eine Autorin die eine Geschichte schreibt. Sie sollte links auf der Bühne an einer (imaginären) Schreibmaschine sitzen. Alle anderen sollten als Figuren ihrer Handlung die Geschichte, die sie schrieb, zur Realität werden lassen. Wir konnten uns nur bewegen wenn die Autorin etwas schrieb, da wir die Marionetten ihrer Gedanken waren. Wenn sie etwas durchstich oder wegschmiß erstarten wir Charaktere zu leblosen Figuren bis es weiterging. Bei der Geschichte an der die Schriftstellerin arbeitete handelte es sich um eine Arztgeschichte, genauer gesagt es ging um eine Operation. Die Schriftstellerin hatte fünf Ideen für eine Operationsszene, keine gefiel ihr, es sollte alles auch noch lustig werden, und so sah das Ganze aus:

...und das Ergebnis

Erste Szene: Die Charaktere, ein Chirug, eine Schwester und eine Anästhestin, werden zum erstmal lebendig. Ich habe übrigens die Anästhestin dargestellt, Jack war der operierende Arzt, Ilva die Krankenschwester und Grazia die Schriftstellerin. Die Operation beginnt und die Krankenschwester verliebt sich in den Arzt, sie starrt ihn mit großen Augen an und reicht die falschen Instrumente. Stop.
Die Szene gefällt der Autorin nicht, sie streicht alles wieder durch und wir erstarren im selben Augenblick zu Salzsäulen.

Zweite Szene: Die Geschichte geht weiter, wir bewegen uns wieder. Als der Arzt das Skalpell ansetzt ruscht ihm versehentlich die Hand aus und er macht einen viel zu großen Schnitt. Stop.
Auch nicht das Richtige! Dieses Mal schmeißt die Autorin die ganze Seite weg. Wir erstarren nicht nur, sondern lassen auch die Köpfe hängen.

Dritte Szene: Und weil´s so schön war, alles noch einmal von vorne. Wir fangen wieder ganz von vorne an, wie in der ersten Szene. Dieses Mal kommen wir auch bis zur Operation. Der Chirug schneidet das Organ heraus, da wird der Anästhesistin schlecht. Sie gerät in Panik und zieht dem Patienten die Beatmungsmaske vom Gesicht, um sie sich selbst auf-zusetzten. Arzt und Schwester sind entsetzt. Stop.
Viel Action, aber trozdem nicht im Sinne der Schriftstellerin. Sie streicht wieder alles. Die Charaktere erstarren zum dritten Mal.

Vierte Szene: Wir sind wieder mitten in der Operation, da fällt dem Chirug eine Schere aus der Hand, und in den Patienten. Stop.
Aber auch nicht das Richtige.

Fünfte Szene: In der fünften Szene passiert kein Mißgeschick, die Operation ver-läuft planmäßig, als ganz überraschend ein bewaffneter Gangster im OP steht. Er, d. h. sie, Anna spielte diese Rolle, beginnt alle nach Geld zu durchsuchen. Der Höhepunkt auch der Patient wird durchsucht.

So weit so schlecht. Wir hatten nun zwar fünf Szenen aber keine zusammenhängende Handlung und auch keinen Schluß. Und ohne Story-Line machte auch ein kurzes Stück keinen Sinn. Am Morgen des Crush Day´s versuchten wir mittlerweile schon ziemlich verzweifelt, aus dieser eigentlich guten Idee noch etwas zu machen. Wir baten jemanden der nicht in un-serer Gruppe war, sich das Ganze anzusehen, aber ich denke wir wußten alle schon vorher das es zu spät war, noch was draus zu machen. Stewart´s Kritik war sehr ehrlich. In der Pause haben wir die Gruppe aufgelöst.