Psychosomatische Klinik

Freiwilligenarbeit in Deutschland

Sozialarbeit mit Suchtkranken

FSJ in einer psychosomatischen Fachklinik

Ursprünglich hätte ich gerne mit behinderten Kindern gearbeitet, da ich aber spät dran war, konnte ich nur in anderen Bereichen eingesetzt werden. Ich entschied mich für die psychosomatische Fachklinik in Munschwies, wobei ich mir aber nicht so sicher war, ob das das Richtige für mich sei.

Den ersten Monat verbrachte ich auf der „Aufnahmestation", in welcher die Patienten des Suchtbereiches ihre ersten Tage verbringen. Ich kam eigentlich gleich gut mit den Leuten aus, da die meisten sehr freundlich waren und merkte auch, dass viele Vorurteile gegenüber Alkoholikern beispielsweise nicht zutreffen.
Danach kam ich in die Ergotherapie, wo die Patienten lernen können, mal abzuspannen, sich mit kreativen Medien zu beschäftigen und die Möglichkeit haben, sich durch verschiedene Medien wie Speckstein, Ton, Malerei, oder Seidenmalerei auszudrücken.

Das Klima in den Werkstätten ist meist gut, da die Patienten einfach abschalten können und auch große Freude und Eifer an ungeahnten Fähigkeiten entwickeln. Durch den lockeren Rahmen ist es leicht, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, und nicht selten ist jemand froh darüber, wenn ich einfach nur zuhöre.
Ferner habe ich das Gefühl, dass es manche als sehr angenehm empfinden, mit jemandem „Unqualifiziertem" zu quatschen. Da viele Patienten, zumindest die im Abhängigkeitsbereich, bis zu 18 Wochen bleiben, kann ich sie oft besser verstehen und kennenlernen. Mir tut es dann gut, wenn sie Vertrauen zu mir aufbauen, und so freue ich mich oft das ein oder andere Gesicht zu sehen.

Ich habe schon viel dazugelernt, wie ich auf Erwachsene zugehen oder ein Gespräch beginnen kann und ein gewisses Feingefühl entwickelt, wie ich mich auf verschiedene Charaktere einlassen kann. Hinzu kommt, dass ich selbst sehr gerne male und in der Klinik die Möglichkeit habe, eine Menge auszuprobieren und dieses auch von Spezialisten gezeigt zu bekommen.
Ich weiß jetzt aber auch, dass ein Bild zu Beispiel immer dann sehr gelungen ist, wenn man es schafft, seine Gefühle darin zum Ausdruck zu bringen und beim Malen zu entspannen und nicht nur dann, wenn es wie ein Van Gogh aussieht.

Seit drei Monaten begleite ich zusätzlich zweimal die Woche eine „Indikativgruppe" für Glücksspieler. Auch dieses Mal war ich angenehm überrascht, da die Gruppengespräche sehr spannend und ergreifend sind.
Das Beste daran ist, dass manche Spieler auch in derselben Ergowerkstatt wie ich zugange sind und ich somit of zwei Seiten kennenlernen kann. Da gibt es die für Spieler oft typische lockere, lustige und selbstsichere Art zum einen, aber zum anderen erfährt man dann von ihrer tiefen Trauer, Angst und Verzweiflung.

Die Gespräche gehen mir oft sehr nahe, aber im positiven Sinn, denn da kann ich für mich sehr viel mitnehmen, wenn wir zum Beispiel über Themen wie Ängste, Wünsche, Gefühle und menschliches Verhalten reden.
Insgesamt ist die Indikativgruppe sehr vielfaltig. Es gefällt mir einfach, richtig gut mit Menschen zu sprechen, zu lachen und ihnen zuzuhören, aber auch das Interesse der Patienten an meiner Person zu spüren. Manche sind mir sehr ans Herz gewachsen.
Ich weiß nun auch besser, wer ich bin und was ich will. Meiner Meinung nach kann man sich im FSJ sehr gut selbst kennenlernen, Grenzen erfahren, Menschen verstehen, Orientierungshilfe finden und nebenbei noch jede Menge Spaß haben.
V. Koritensky

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