Neue Suche, neue Hoffnungen
Notlösung Frittenbude
Nach der Pleite bei den Theatern ist mir endlich klar geworden ( besser spät als nie) dass es nicht klappte, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich war dann - wenn auch nur sehr ungern - bereit, auch eine andere Arbeit anzunehmen.
Ich ging zum nächsten Jobcentre, in der Kensington High Street. Im Londoner Zentrum gibt es 12 Jobcentre. In jedem Centre sind alle offenen Stellen an großen Wandtafeln befestigt. Auf kleinen Karten steht die Berufsbezeichnung, die Arbeitszeit, das Gehalt und eine Kurzbeschreibung der Position, alles ist nach Berufsrichtungen sortiert. Im Gegensatz zu deutschen Arbeitsämtern muss man nicht erst einen Termin mit einem Berufsberater vereinbaren. Wenn man sich für eine Tätigkeit interessiert, notiert man sich die Nummer, die unten rechts auf der Karte steht. Damit keine zu langen Wartezeiten für die nachfolgenden Interssenten entstehen, wird man gebeten sich nicht mehr als zwei Stellen auf einmal auszusuchen. Nachdem man die Nummern aufgeschrieben hat, trägt man seinen Namen in die ausliegende Liste ein, und wartet, bis man von einem Mitarbeiter aufgerufen wird. Der Mitarbeiter sieht sich dann im Computer die näheren Einzelheiten zu den ausgesuchten Jobs an, und wenn der Bewerber die nötigen Voraussetzungen erfüllt, vereinbart er ein Vorstellungsgespräch, oder gibt die Adresse raus, wenn eine schriftliche Bewerbung verlangt wird.
Tipps für ein erfolgreiches Interview
Wer einen Vorstellungstermin erhält, sollte sich gut darauf vorbereiten. Hier sind acht Tipps für ein erfolgreiches Interview:
1) Know what you want. Du mußt immer wissen was Du willst.
2) Informationen über die Firma besorgen - es macht keinen guten Eindruck, wenn man nicht Bescheid weiß.
3) Darauf vorbereitet sein, Fragen wie diese zu beantworten:
- Warum möchtest Du für diese Firma arbeiten?
- Warum möchtest Du diesen Job?
- Welche Qualifikationen hast Du für diese Position?
- Warum glaubst Du das Du Erfolg in diesem Job haben wirst?
4) Zieh Dich entsprechend an für das Interview (sauber und ordentlich)
5) Am besten 10 MInuten vor dem vereinbarten Termin erscheinen
6) Aus der Masse herausstechen. Ehrlich sein, lächeln, die Initative ergreifen
7) Möglichst viele Fragen stellen.
8) Eine positive Einstellung haben.
Ich habe mich einige Male über das Jobcentre beworben. Eine Stelle in einem Kino war auch dabei, da hatte ich noch mal einen Funken Hoffnung. Ich habe mich schriftlich beworben wie es verlangt wurde, aber da das Electric Cinema sich nicht bei mir meldete, rief ich dort an. Zu meiner Überraschung wurde mir gesagt, dass zur Zeit niemand gesucht wurde. Das fand ich äußerst merkwürdig, da eine offene Stelle im Jobcentre ausgeschrieben war.
Es waren noch andere Stellen dabei, die ebenfalls im Sand verliefen. Schließlich, als Notlösung, habe ich mich als Crew Member bei McDonald´s beworben. Sandra, die Mitarbeiterin des Jobcentres, vereinbarte sofort ein Interview für mich.
Es war das kürzeste in meiner bisherigen Karriere. Es dauerte nicht länger als zwei Minuten. Der Assistant Manager fragte mich, während er einige Burger in eine Tüte stopfte, wie ich heiße, wo ich herkomme, zu welchen Zeiten ich arbeiten wollte und ob ich in den Ferien Überstunden machen könnte. Das war schon alles, am nächsten Montag sollte ich um 3 Uhr wiederkommen. Die Interview-Tipps waren in diesem Fall total überflüssig.
Vor dem Montag hatte ich noch ein anderes Interview für eine Stelle als Box-Office Assistant in einem Theater, das zu der Zeit noch ein Baustelle war. Ich sollte dort einen Tag zur Probe arbeiten, nachdem alles fertig war. Ich vermute, es ist nicht fertig geworden ...
Es blieb nur noch der Termin bei McDonald´s. Mein Traumjob war´s zwar nicht, aber immerhin besser als nichts, oder?
Außer mir waren noch vier andere Bewerber da, alle wurden eingestellt, ohne das weitere Fragen gestellt wurden. Wir wurden in die Kantine geführt und mussten (wieder mal) einen Bewerbungsbogen ausfüllen. Dann fing auch schon die Orientation an, eine Art "Einführungsseminar", das ca. fünf Stunden dauerte. Yvette, sie war zu dem Zeitpunkt Trainee Manager, "leitete" diese Einführung. Sie hatte gar keine Lust zu dieser Orientation, wie sie immer und immer wieder betonte; das Einzige, was ihr daran gefiel, war, dass sie keine Uniform tragen musste. Nachdem wir die Bewerbungs-bogen ausgefüllt hatten, es war teilweise sogar egal was wir ankreuzten solange es keine ausgelassen Fragen auf dem Bogen gab, haben wir alle ein vorgedrucktes Schreiben bekommen, dass wir eingestellt waren.
Die andere Bewerber
Einer der Bewerber hat gleich eine Schwalbe aus dem Vordruck gebastelt. Er ging mir ganz schön auf die Nerven, und nicht nur mir. Die ganzen fünf Stunden, die dieses Seminar dauerte, hat er nur blöde Fragen gestellt, z.B. warum wir nur eine Uniform kriegen, und nicht zwei, ob es was zu essen gibt und warum nicht. Dazu kam, dass sein Englisch so undeutlich war, dass man ihn die halbe Zeit sowieso nicht verstehen konnte. Daran sieht man: bei McDonald´s in London wird jeder eingestellt, um das zu vermasseln, muss man mehr als beknackt sein.
Yvette begann drei Seiten Lückentexte zu verteilen, die wir ausfüllen mussten, zum Thema Feuer, Hygiene und Sicherheit. Die Antworten hat sie uns diktiert. Einen Durchschlag bekamen wir, der andere kam in die Akten, die Yvette gerade neu angelegt hatte. Nach dem Lückentext brachte der Assistant Manager noch etwas Neues, 22 Fragen über Essenshygiene. Yvette protestierte, sie hatte keine Lust, noch mehr zu diktieren, deshalb legte sie den Lösungszettel auf den Tisch, damit wir alles abschreiben konnten. Da das Ganze in der Crew Kantine stattfand, kamen zwischendurch immer einige Mitarbeiter zum Essen rein, um ihre Burger zu verspeisen. Einige konnten sich Kommentare wie: "Warum nur?" oder "Ihr werdet es noch bereuen wenn ihr hier anfangt" nicht verkneifen. Als wir endlich mit den Fragen fertig waren, meinte Yvette, wir hätten Glück, dass nebenan die Manager eine Konferenz haben. Sonst hätten wir uns noch einen Film ansehen müssen, aber so hatten wir eine Stunde gespart und konnten nach ungefähr vier Stunden endlich gehen. Am Anfang der kommenden Woche sollten wir anrufen, um zu erfahren, wann wir eingeteilt waren. Ich hoffte immer noch, dass in dieser Woche ein Wunder geschehen würde.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass dieses Orientation-Seminar für die Katz war. Diese Fragebögen, die wir ausfüllen mussten, waren ziemlich bescheuert. Beispiel: Um ein Feuer zu löschen oder stoppen, benutzt man am besten ... - einen Feuerlöscher. Richtig! Auf diese geniale Idee wäre ohne die vorgegebenen Antworten bestimmt niemand gekommen. Unter der Überschrift "Hygiene" musste man auflisten, nach welchen Tätigkeiten man sich die Hände waschen musste. In der Praxis hat aber niemand darauf geachtet, ob man sich die Hände auch wirklich gewaschen hat, nachdem man den Müllbeutel gewechselt und den Müllbehälter ausgewaschen hat.
Die Bezahlung als Crew Member ist bei jedem McDonald´s Restaurant verschieden. Ich habe 3,40 Pfund die Stunde bekommen - das war nicht viel, aber es gab McDonald´s Restaurants, die noch weniger zahlten. Die untere Grenze lag ungefähr bei 3,15 Pfund.
Die britischen Restaurants, McDonald´s U.K. Limited, sind keine Franchise-Betriebe wie die Restaurants in Deutschland und in anderen Ländern.