Land pachten als Moschaw

Moschaw- Gesellschaft

Organisation und Verteilung

Jeder Moschaw pachtet sein Land für 49 Jahre von der nationalen Bodenbehörde, nach Ablauf wird der Pachtvertrag automatisch erneuert. Jede Familie erhält ihr Land zu den gleichen Bedingungen, Mann und Frau sind rechtlich gleichgestellt. Im Unterschied zu den Kibbuzim gilt, da jede Familie Privatbesitzer ist, das Erbrecht für die Kinder der Familie.

Die Größe des Grundbesitzes ist je nach Art der angebauten Kulturen und der Bewässerungsmöglichkeiten unterschiedlich. Besonders in der Erntezeit werden Lohnarbeiter und Volontäre eingesetzt.

Die Moschawim setzen moderne Anbaumethoden ein, etwa in der Geflügelzucht, der Milchwirtschaft, den Obstplantagen, den Gewächshäusern etc. Obwohl grundsätzlich jedes Moschawmitglied selbst entscheidet, wie es seine Felder bewirtschaftet, hängt der Anbau hauptsächlich von Marktanalysen und Vorhersagen von Angebot und Nachfrage ab.
Als Angestellte der Siedlungsgenossenschaft werden z.B. Lehrer, Traktorfahrer, Buchhalter oder medizinisches Personal eingesetzt; nach Möglichkeit sollen sie aus den Reihen der Moschawbewohner stammen.

Jeder Farmer liefert seine Erzeugnisse bei der zentralen Vermarktungsgesellschaft der Moschawim und Kibbuzim ab, wobei die Erträge den Mitgliedern durch die genossenschaftliche Buchhaltung gutgeschrieben werden. Die Waren oder Dienstleistungen, die ein Mitglied von der Kooperative zum Zweck der Produktion erhalten hat, werden diesem Guthaben gegengerechnet. Am Monatsende erfährt das Mitglied dann seinen Kontostand. Jedem Farmer steht unbegrenzter Kredit zur Verfügung, er hat auch bei zeitweiser Verschuldung einen Anspruch auf Versorgung.
Konsumartikel, Kleidung, Haushaltsartikel usw. werden von der Hamschbir Hamerkasi, der zentralen Konsumorganisation, zu Großhandelspreisen geliefert. Der Verkauf erfolgt in den örtlichen Läden.

Jeder Moschaw hat seinen eigenen Kindergarten. Schulen gibt es entweder im Moschaw oder in den Regionalzentren. Dort wurden auch landwirtschaftliche Hochschulen eingerichtet, deren Studenten von der Gemeinschaft finanziell unterstützt werden. Mittelpunkt des gemeinschaftlichen Lebens ist das Clubhaus, meist mit einer Synagoge, einer Bibliothek und einem Kino. Bisweilen werden hier Vorträge gehalten, Hochzeiten gefeiert, Konzerte gegeben. Die meisten Moschawim haben eine eigene Poliklinik, alle Mitglieder gehören einer Krankenkasse an.
Das höchste Entscheidungsgremium ist die Generalversammlung, die alle sechs bis acht Wochen zusammentritt. Auf der Jahresversammlung wählt man den Exekutivrat, der wirtschaftliche und verwaltungstechnische Angelegenheiten bearbeitet. Hier wird ebenso über die personelle Besetzung der Ausschüsse für Landwirtschaft, Gesundheit, Erziehung, Kultur und die Aufnahme neuer Mitglieder entschieden.
Zwei vollbezahlte Geschäftsführer - ein entscheidender Unterschied zur Kibbuzorganisation - sind für interne und externe Angelegenheiten des Moschaw verantwortlich.

Die Planung der Siedlungen und der landwirtschaftlichen Produktion wird heute, im Gegensatz zu früher, zentral, für die ganze Region durchgeführt. In einem bestimmten Gebiet werden zum Beispiel drei bis vier Moschawim mit je sechzig Familien angesiedelt. Jeder Moschaw erhält die für das öffentliche Leben notwendigen Einrichtungen und hat außerdem Zugang zu einem größeren Regionalzentrum. Früher wurden die meisten Höfe gemischt bewirtschaftet, heute wird die Spezialisierung vorangetrieben (z.B. Blumen, subtropische Früchte, Wintergemüse, Obst für den Export).

Es gibt insgesamt vier Dachverbände, die unterschiedlichen politischen Richtungen des Landes angehören. Die Dachverbände haben ein Koordinierungskomitee zur Vertretung der Moschawim gegenüber staatlichen und anderen Stellen gebildet. Die Moschawbewegungen betreiben auch landwirtschaftliche Versuchsstationen, Lehrerseminare, Berufsschulen und religiöse Einrichtungen. Moschawmitglieder sind in den politischen Parteien und der Histradut (Gewerkschaftsbewegung) tätig. Heute werden auch Erfahrungen mit Entwicklungsländern ausgetauscht. Einige Länder in Asien, Afrika und Lateinamerika sind sehr an dieser Form kooperativer Landwirtschaft interessiert.

Produktion

Die Statistik besagt, daß Moschawim rund vierzig Prozent aller von Israelis verbrauchten Lebensmittel erzeugen, bei einem Anteil am Gesamtexport landwirtschaftlicher Güter von fünfundfünfzig Prozent. Zielländer sind europäische Länder wie Deutschland oder Großbritannien, wobei das Gros der Ausfuhren im Winter getätigt wird. Gemüse, Obst und Schnittblumen werden sowohl für den heimischen Markt, als auch für den Export angebaut. Manche Moschawim haben sich auf Milch- und Fleischwirtschaft verlegt. Tomaten gedeihen in riesigen Teibhäusern unter Kunststoffplanen oder im Freiland. Dank ausgeklügelter Bewässerungsmethoden, z.B. der auf den Nährstoffhaushalt der Pflanzen optimal abgestimmten Tröpfchenbewässerung, wurde die Wüste im wahrsten Sinne des Wortes zum Blühen gebracht. Lebenswichtiges Wasser und Nährstoffe gelangen computergesteuert über perforierte Plastikröhrchen an die Wurzeln jeder einzelnen Pflanze. Die Anbaupalette reicht von grünen und roten Pfefferschoten über Auberginen bis hin zu in Warmhäusern kultivierten Gurken. Manche Moschawim erzeugen im Winter auch Erdbeeren und Zitrusfrüchte oder in der kalten Jahreszeit angepflanzte und im Frühjahr geernetete Melonen. Der Gemüseanbau setzt sich in der heißen Jahreszeit fort. Winters werden in Warmhäusern Schnittblumen wie Rosen oder Chrysanthemen geerntet, während Nelken im Süden des Landes ganzjährig draußen gedeihen. Schlußendlich kann jedes Mitglied anbauen was es will. Letzte Errungenschaft der Moschawim (und Kibbuzim) ist übrigens die Straußenzucht. Ihr wirtschaftliches Engagement erstreckt sich aber auch auch längst auf die Industrieproduktion, wobei teilweise mehrere Moschawim gemeinsam Fabriken betreiben.

Gesellschaft und Religion

Versuche, möglich Juden aus verschiedenen Kulturkreisen in einem Moschaw anzusiedeln, wurden wegen des Widerstands bestehender Gemeinschaften sehr bald wieder aufgegeben. Stattdessen wurde homogene Dörfer gegründet, zumindest für die erste Moschaw-Generation. Spätere Generationen bereitete die kulturelle Verschmelzung dann weniger Schwierigkeiten.

Etwa ein Fünftel der Moschwim gelten als »religiös« Das Gemeinschaftsleben des Dorfes richtet sich also nach den jüdischen Traditionen, etwa in Hinblick auf die Einhaltung der Sabbatruhe. Strenger gläubige Bewohner und Familien finden sich natürlich auch in den übrigen Moschawim.