Bildungsrepublik Deutschland

Bildungspolitik in Deutschland

Nichtabiturient als Mensch zweiter Klasse?

Oft wird bei Diskussionen über die deutsche Bildungspolitik erwähnt, dass nur vierzig bis fünfzig Prozent eines Jahrgangs studieren. Eine "erschreckende" Zahl, die die Politik sofort bekämpfen sollte. Mehr Geld für Hochschulen!, so plädieren viele. Dies fordern sie von einer guten Bildungsrepublik.

Doch merkwürdig, dass sich niemand die Frage stellt, warum eigentlich die Mehrheit der Bevölkerung studieren sollte. Sicher ist Bildung ein kostbares Gut, doch lässt sie sich nur auf diesem Weg erringen? Viele weisen handwerkliche Talente auf, die an einer Hochschule verkümmerten. Ihnen hilft eine praktische Berufsausbildung viel weiter, womit sie der Gesellschaft auch mehr nützen. Denn wozu erlernt man einen Beruf? Um anschließend gebildet zu sein, oder um den Mitmenschen (und natürlich sich selbst) zu nützen?
Gerade Berufe ohne Studium sichern unseren Alltag. Was fängt ein Verkäufer mit einem Studium der Betriebswirtschaftslehre an? Was ein Maurer mit einem Ingenieursstudium? Kein Arbeitgeber wird einen Mitarbeiter für hohe Bildung höher bezahlen, sofern dieser nur einfache Tätigkeiten verrichtet.
Ein Witz ist die grade erfolgte Akademisierung der Berufs der Hebamme. Was soll das?
Vor in den Siebziger un Achtziger Jahren noch lag die Abiquote bei 25 %, dann 30 %. Folge: Manuelle Tätigkeiten werden abgewertet. An den Hochschulen tummeln sich Studenten und Studentinnen, die dort nicht hingehören. Vielfach steckt einfach nur eine Aufwertung zwecks besserer Heiratschancen dahinter, darf man vermuten.
Die fehlenden Handwerker und Arbeiter aber fehlen. Sie werden "importiert", als "Gastarbeiter", Migranten oder wie auch immer.

Förderung von Berufsausbildung statt Hochschule

Ein Studium ist oft überflüssig und lange keine Garantie für einen Arbeitsplatz. Was soll Deutschland mit einem Heer Akademiker machen, die sich für einfache Arbeiten (putzen, pflegen, bauen …) zu schade sind? Werden Eingewanderte künftig Dienstleistungen erledigen, während Studierte unter Arbeitslosigkeit leiden?

Bildungspolitik sollte dahin zielen, das Ansehen einfacher Berufe zu heben und berufsbegleitende Schulen zu fördern. Damit sei nicht gesagt, Jugendliche vom Studium abzuhalten oder das Ansehen eines Akademikers zu ruinieren. Bürger benötigen jedoch auch die Möglichkeit, ohne Abitur oder Hochschulabschluss einen Beruf zu ergreifen, ohne dafür als Mensch zweiter Klasse angesehen zu werden.

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