Gleichstellung der Frau
Als Frau im Kibbuz
Auch die Frau hat - jedenfalls dem Ideal nach - eine andere Stellung als in einer individualistisch-patriarchalen Gesellschaft. Der Kibbuz versuchte von Anfang an, die Voraussetzungen für eine völlige Gleichstellung der Frau zu schaffen. Äußere Voraussetzung dafür ist ihre Entlastung von der Kindererziehung. Anfangs war, wie schon berichtet, der Kibbuz gezwungen, Frauen zu jeder Art von Arbeit einzusetzen, sofern sie körperlich dazu in der Lage waren. Dieser Umstand begünstigte die Emanzipation in Bezug auf die Arbeit. Im weiteren Verlauf der Kibbuz-Geschichte wurden allerdings die materiellen Voraussetzungen geschaffen, die Frauen wiederum aus der gesamten Arbeitsplatzrotation herauszunehmen. Es war nicht mehr unbedingt nötig, dass etwa schwangere Frauen in sengender Hitze auf den Feldern arbeiteten.
Frau und Beruf
Ob nun der weiblicher Wille oder die schließlich doch durchschlagende Übermacht des Patriachats den Ausschlag gaben: die heutige Situation ist weit davon entfernt, den Idealvorstellungen der Pioniere zu entsprechen. Manche behaupten, die Frauen selbst hätten sich - vor die Wahl gestellt - eher für bestimmte Berufe entschieden (wie etwa Erzieherin oder Büroangestellte), andere sind der Meinung, dass sich hier eben doch wieder die Macht der Männer und die Ungleichheit der Geschlechter zeige. Tatsache ist, dass die Mehrzahl der Frauen in solchen Bereichen arbeiten, die mit der Kindererziehung, der Ernährung und der Kleidung zu tun haben. Zwar kann es ohne weiteres vorkommen, dass eine Frau in einem typischen Männerberuf arbeitet - aber nur vorübergehend. Eine Dauerstellung in einem Männerberuf wäre eine Ausnahme. Dennoch kann man den Kibbuzim nicht absprechen, dass sie große Anstrengungen zur Verbesserung der Lage der Frauen unternehmen, um ihnen auch faktisch jene Chancengleichheit zu verschaffen, die auf dem Papier schon länger als in jeder anderen westlichen Gesellschaft existiert. Als die Kibbuzfrauen der Pionierzeit bereits die vollständige Gleichberechtigung errungen hatten, gestand man ihnen in den meisten Ländern Europas noch nicht einmal das Wahlrecht zu!
Man muss den Kibbuzim zugute halten, dass aufgrund ihrer geschichtlichen Entwicklung Gleichberechtigung großgeschrieben wird.