Als Volontär im Kibbuz Kinnereth
Volontärsarbeit in der Landwirtschaft
Obstanbau und Gemüse
Genießerisch atme ich den Duft der großen Frucht ein, wiege sie prüfend in der Hand. In der Plantage gibt es zwar noch größere: - rote, goldgelbe oder in allen Farben des Regenbogens gefleckte. Aber diese - vorsichtig schneide ich mit dem Messer an den Seiten je ein großes Stück ab, das ich, ohne es zu schälen, auslöffele. Dann kommt die Mitte an die Reihe: etwas mühsam, das Ganze, weil der große faserige Kern darin steckt. Nach der Mahlzeit reibe ich mir behaglich den Bauch. Das ist die beste Mango meines Lebens! Ich bedaure diejenigen, die in Deutschland oder anderswo in Geschäfte gehen müssen, um steinharte, dunkelgrüne und übelriechende, einfach unreife Mangos zu kaufen.
Das hier war die richtige Mango:
„Vorbild aller Süße, gezuckerte Wolke, Sieger gegen jeden Pfirsich, Rosenduft und Alabasterfleisch, Barren grünen Goldes" (Pablo Neruda)
Arbeitspause in einer Mangoplantage des Kibbuz Kinnereth, im Jordantal, am Südwestufer des Sees Genezareth gelegen. Das ist der Kibbuz, in dem die Kibbuzbewegung geboren wurde.
Ich hatte mich im Sommer für vier Wochen als Volontärin angemeldet, und zwar zu allen landwirtschaftlichen Arbeitsbereichen: Zur Arbeit in Obstgärten wie jener in Blumengärten und zur Mithilfe am Strand von Yardenit, wo einst Jesus getauft wurde; heute ist dort ein Picknickplatz, man darf dort sogar in (mitzubringenden) Zelten übernachten.
Wir quälen uns früh aus den Betten. Die Mangoernte z. B. beginnt schon um 5 Uhr. Wir sammeln zuerst die noch dunkelgrünen steinharten Mangos. Eine Woche später würden wir dann, mit langen, hakenbewehrten Stangen bewaffnet, die letzten, fast reifen Früchte von den Ästen ziehen; andere Kameraden würden sie in Eimern sammeln und zum Traktor bringen. Die Früchte müssen unreif sein (wie die Bananen auch; sie werden ungefähr acht Wochen „zu früh" gepflückt), denn nur so können sie ausgeführt werden. Die vollreifen, prachtvoll bunten, verschlingen wir natürlich selbst.
Leider ist da noch ein Problem, unter dem, wie ich später höre, rund 70 Prozent der Plantagenarbeiter leiden: der „Mango ruji", eine schwere allergische Reaktion auf den Milchsaft, der aus den Stengeln der unreifen Früchte tritt (ich hatte mich bereits über die philippinischen Arbeiter gewundert, die trotz der Hitze wie Astronauten verhüllt sind). Ich nehme es, zugegeben, nicht sonderlich ernst, besprühe zwar die ersten Tage meine Hände mit einem Schutzspray, denke aber: Wie soll ich eine Allergie gegen mein Lieblingsessen entwickeln?
Der Gedankengang hat seine Logik, der Körper jedoch keine: drei Wochen nach Beginn meiner Arbeit und eine Woche, nachdem ich die Arbeit im Mangogarten bereits beendet hatte, erwischte es mich, und selbst „geballte" Munition an Antihistaminen, Kortison und Antibiotika in Israel und in Deutschland halfen vorerst nicht. Fast ein Jahr habe ich dann mit der Allergie zu tun gehabt. Wer also mit Allergien Probleme hat, sollte wissen: Die Liebe zur Mango könnte eine „riskante Beziehung" werden ...