Europaweite Hochschulreform

Studienabschlüsse in Europa

Studiengänge Bachelor und Master

Europäische Einheit an den Hochschulen

Gleichheit war schon zur Zeit der französischen Revolution ein Ideal der Menschheit. Damals freilich in einem anderen Zusammenhang, glich man sie unlängst auch in den europäischen Staaten an. Ziel ist eine Einheit, nicht nur in der Währung oder in einer - möglicherweise - gleichen Verfassung sondern auch an den Hochschulen.
Die europaweit eingeführten Studiengänge mit den Abschlüssen Bachelor und Master sollen eine europäische Angleichung der Hochschulen ermöglichen: Studenten haben die Chance, während ihres Studiums auch mal ein paar Semester im Ausland zu absolvieren, die dann im Heimatland anerkannt werden, heißt es. Mag sein, das sie nun anerkannt werden würden, was vorher ein Problem war, aber die Zahl der Studenten, die diese Angebote wahrnehmen, ist wegen der Regelstudienzeit und des allgemeinen Druck gesunken, s. auch weiter unten.
Nicht nur das Studium läuft nach Wunsch europaweit ab, sondern die Akademiker können danach auch in ganz Europa einen Arbeitsplatz finden.
Beschlossen wurde diese geistige Verschmelzung im Jahre 1999, durchgesetzt wurde sie im Jahr 2010.

Die Reform sorgte für eine Umkremplung der Hochschulen. Bereits die Studiengebühren legten ausschweifenden Studien Steine in den Weg, nun geht die Regierung noch einen Schritt weiter.
Studenten, die bislang nur zum Studienende geprüft wurden, absolvieren nun zu jedem Semesterende eine Prüfung. Dies sorgt nicht nur für einen höheren Zug sondern auch für eine andere Lernart.
Trat oftmals zu Ende des Studiums Prüfungsangst auf den Plan, fielen die Studenten durchs Examen oder brachen kurz vorher das Studium ab, so sind sie nun durch die vorangehenden Prüfungen auf den Abschluss vorbereitet.
Doch vielerorts hört man Klagen, denn gerade wenn der angehende Akademiker sich neben dem Studium noch sein Brot verdienen muss, spürt er die größere Anstrengung. Arbeiten, studieren und pauken zugleich zehrt eben an den Kräften.
Den Erfolg haben sie nach der schweren Arbeit rasch in der Tasche, dauert das Bachelor-Studium doch nur sechs Semester, so dass das Durchschnittsalter der Absolventen sinkt. Vor zwei Jahren beendete man noch mit achtundzwanzigeinhalb Jahren das Studium; heute haben die Bachelor-Absolventen nur noch sechsundzwanzig Jahre auf dem Buckel.

Auch die Professoren stehen nun vor einer Änderung, denn an ihnen liegt es, sich um ihre Schützlinge zu kümmern und Sorge zu tragen, dass sie ihre Prüfungen bestehen. Larifari-Unterricht ist nicht mehr angesagt sondern vielmehr das Gedeihen ihrer Schüler.
Freie Arbeitseinteilung und lange Korrekturzeiten, wenn die Forschung eben doch mal wieder wichtiger war, sind passé; nun müssen sich auch saumseligere Professoren den vorbildlichen anpassen und das Wohl ihrer Zöglinge an erster Stelle stellen.

Struktur und Durchsichtigkeit sollen die neuen Studiengänge schaffen; geprüft werden sie durch externe Agenturen, denen die Hochschulleitungen Rechenschaft schuldig sind über hohe Abbruchszahlen oder lange Studienzeiten.

Die noblen Ideen der EU wurden jedoch nicht immer Wirklichkeit, so z.B. die Möglichkeit eines Auslandssemesters. Die enorme Strukturierung sorgt für ein längeres Studium bei einem Auslandsaufenthalt, was jedoch der neuen Mentalität der Studenten widerspricht, die möglichst rasch das Studium hinter sich haben möchten.
Wen wundert´s da, dass zwanzig Prozent weniger Bachelorstudenten ins Ausland gehen als Magisterstudenten?

Es gibt viele kritische Stimmen zu Bachelor und Master, ja manch eine Branche wehrt sich mit Händen und Füßen gegen eine Änderung ihrer Studiengänge.
Starrheit und Gleichförmigkeit sind zwei Wörter, die man der Reform gerne vorwirft, und die oftmals auch zutreffen.
So hat manch eine Hochschule die Wahlmöglichkeiten des Magisterstudiums, durch die eine Kombination mehrerer Fächer offen stand, über Bord geworfen. Bachelors mit nur noch einem Studienfach sind gang und gäbe, auch wenn diese im Plan der EU nicht vorkamen. Begründung ist teilweise, dass man zwei volle Fächer in drei Jahren unmöglich meistern kann. Alternative ist teilweise der Ein-Fach-Bachelor plus Zusatzfach.
Die Hochschulen fürchten sich eben, ihren Studenten in der kurzen Zeit nur Stückwerk beizubringen - nun raubt diese Furcht den Studierenden ihre breite Fächerwahl.

Vielleicht ist das einer der Gründe, warum der Bachelor noch immer das Image eines Schmalspur-Diploms hat: Die wenigsten Studierenden empfinden ihn als vollwertiger Abschluss.

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