Internationalität im Studium

Semester im europäischen Ausland

Zu viel Wissen in zu kurzer Zeit

Auslandsaufenthalte bei den Studiengängen Bachelor und Master

Die neuen europäischen Studiengänge Bachelor und Master sind eigentlich als Anstoß zur Internationalität gedacht. Die in ganz Europa ähnlichen Studiengänge sollen Auslandsaufenthalte ermöglichen.
Die Wirklichkeit sieht leider anders aus, zumindest im Moment. Noch kämpfen die Studiengänge mit Kinderkrankheiten, die genau das verhindern, was das Projekt eigentlich bewirken möchte: Bachelor-Studenten berichten von vollgestopften Stundenplänen, die das Auslandssemester unmöglich machen.

Im Gegensatz zu 34 Prozent der Magisterstudenten besuchen nur elf Prozent der Bachelor-Akademiker das Ausland.
Für den Bachelor-Studiengang planen die meisten Hochschulen drei Jahre ein. Um in dieser kurzen Zeit den kompletten Stoff beizubringen, benötigen sie ein straffes Programm aus Prüfungen und Seminaren. Dieses lässt den Studierenden einfach keine Zeit, mal für ein oder zwei Semester im Ausland zu verbringen.

Am fehlenden Wunsch nach einer anderen Kultur können die wenigen Reisen nicht liegen, denn seit im Jahre 1999 in Bologna die neuen Studiengänge beschlossen wurden, ist ein Auslandssemester für viele Studenten beinahe selbstverständlich. Vierzig Prozent der Bachelor-Studenten spielen mit der Idee eines Auslandsaufenthaltes, wohingegen es bei den anderen Studiengängen nur 34 Prozent sind.
Hindernis bei der Verwirklichung ihrer Träume ist für die meisten Studenten vielmehr die mangelnde Unterstützung.

Masterstudenten reisen wesentlich öfter als ihre Bachelor-, Diplom- und Magisterkollegen. Dies stimmt nicht unbedingt mit den Regierungszielen überein, denn zumindest der deutsche Staat wünscht sich von den Studenten, dass die meisten bereits nach dem Bachelorabschluss einen Broterwerb beginnen.
Andererseits wiederum sollen die europäischen Studiengänge die Internationalität fördern - beendete ein Großteil der Studenten tatsächlich bereits nach dem Bachelor sein Studium, so verhinderte dies die gewünschte Massenbewegung ins Ausland.

Nicht einmal die Aufenthaltsdauer ist der Rede wert. Experten empfehlen mindestens ein Semester, um ernsthafte Entwicklungen der Persönlichkeit und des Fachwissens zu erzielen, doch bleibt selbst bei Studiengängen mit Auslandsaufenthaltspflicht diese Untergrenze vielmehr Obergrenze: Zwei Drittel dieser Studenten besuchen das unbekannte Land für höchstens ein Semester. Viele bleiben nur einen Monat in der Fremde.

Ohne die Unterstützung der Hochschulen wird das Ziel der Massenbewegung ins Ausland kaum erreicht. Manche setzen sich bereits verstärkt für ihre Studenten ein, indem sie beispielsweise den Bachelor-Studiengang um ein Semester verlängerten. Diese kleine Änderung bewirkt Großes, gibt sie den Studenten doch mehr Luft zum Atmen.
Andere Alternativen sind z.B. feste Mobilitätsfenster, die der eigenen Planung der Studenten Platz geben, oder die enge Zusammenarbeit mit ausländischen Hochschulen.
Experten zufolge brauchen die Hochschulen einfach ein wenig Zeit, denn noch sind sie vollends damit beschäftigt, die Reformen allein am Heimatort umzusetzen. Haben sie diese Hürde erst einmal bewältigt, wird die des Auslandsaufenthaltes genommen. Warten wir also ab.

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