Erfolg durch Psychopharmaka
Konzentriertes Lernen vor der Prüfung
Leistungsdruck und Lernstress beim Studium
Der Druck auf Studenten steigt. Immer häufiger werden gute Noten vorausgesetzt, z.B. für Stipendien oder einfach zur späteren Arbeitsplatzsuche. Daher möchten sie so gut wie möglich abschneiden, denn ihr beruflicher Erfolg könnte davon abhängen. Viele Studenten greifen vor wichtigen Prüfungen also zu "Gehirndopingmitteln": zu Medikamenten, die Konzentration und Durchhaltevermögen stärken. Dadurch kann nicht nur stundenlang gelernt werden, sondern man ist während der Prüfung auch hellwach und hoch konzentriert. Kann da noch etwas schiefgehen?
Leider wissen die wenigsten Prüflinge, was sie da eigentlich zu sich nehmen. Psychopharmaka zeigen oft schlimme Nebenwirkungen. Sie sind keinesfalls so harmlos, wie viele Bürger glauben.
Das Medikament "Ritalin" bspw. wird zur Behandlung von Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen benutzt, bei denen es horrende (von der Pharmaindustrie vertuschte) Nebenwirkungen anrichtet. Zum einen schadet es dem Gehirn, indem es wichtige Bestandteile zerstört, woraufhin die Leistungsfähigkeit im Laufe der Jahre sinkt. Zum anderen wirkt es auf die Psyche, so dass viele Behandelte ihren Charakter verändern, plötzlich wie abwesend erscheinen, lustlos sind oder aggressiv werden. Bei jahrelangem Konsum stellen sich bei vielen Patienten Krämpfe ein, bei denen sie plötzlich laute Flüche ausstoßen.
Neben der Frage zur körperlichen Beeinträchtigung stellt sich aber auch die zur moralischen Vertretbarkeit. Soll unsere Gesellschaft tatsächlich durch Doping funktionieren? Welche Aussagekraft hat eine Prüfung, die unter Medikamenteneinfluss abgelegt wurde?
Statistiken zum Gehirndoping gibt es kaum, denn nur wenige geben den gezielten Konsum von Medikamenten zur Leistungssteigerung zu. In Amerika sieht die Sache anders aus: Dort geben bis zu fünfzehn Prozent der Studenten zu, gelegentlich Pillen einzuwerfen. Manchmal treffen sie sich gar vor der Prüfung, um gemeinsam Medikamente zu schlucken.
Hierzulande trug die Einführung von Bachelor und Master dazu bei, den Leistungsdruck auf Studierende zu erhöhen. Hinzu kommen Schwierigkeiten beim Finden eines Arbeitsplatzes: Viele Studenten glauben, sie müssten künftigen Arbeitgebern perfekte Leistungen präsentieren. Außerdem drückt viele junge Leute die Geldnot. In dem Teufelskreis aus schwarzen Gedanken und Lernstress macht das Gehirn irgendwann nicht mehr mit.
Es ist ein Zusammentreffen von Leistungsdruck und der Angst vor dem Versagen. Wenn man nur noch eine bestimmte Stundenzahl Zeit hat, aber einen Berg von Arbeit (z.B. Lernstoff) vor sich sieht, blockiert einen die Angst manchmal so sehr, dass man nichts mehr zustande bringt. Da ist eine Tablette für viele der Rettungsanker. Sie ermöglich stundenlanges Lernen, hoch konzentriert.
Doch Lernen lässt sich üben, und die Angst vor dem Versagen kann man sich auf andere Art viel besser abgewöhnen. Der Umgang mit Leistungsdruck lässt sich ebenfalls trainieren. Das dauert zwar ein wenig länger als mit Medikamenten, aber die Folgen sind anhaltender und deutlich gesünder.
Zunächst einmal mache man sich klar, dass man eben keine Maschine ist. Lässt die Konzentration nach zwei Stunden Lernen nach, so ist das völlig normal. Dann zwinge man sich nicht, weiter zu machen, sondern gönne sich eine Pause, in der man etwas trinkt oder eine Kleinigkeit isst.
Hat man fleißig gelernt, ist auch eine Belohnung angesagt: ein Stück Schokolade, ein leckerer Tee, ein Spaziergang oder - bei größeren Leistungen - z.B. ein Besuch im Theater oder in der Sauna. Solche Anreize können unglaublich motivierend sein.
Nur selten schafft man es, am Tag mehr als sechs bis acht Stunden konzentriert zu lernen. Daher beginne man rechtzeitig damit und teile sich die Zeit vor der Prüfung ein. Eine gute Planung der Arbeits-, aber auch der Freizeit hilft oft weiter. Entspannung und Sport sind wichtig, zum psychischen Ausgleich und zum körperlichen. Außerdem verschaffen sie neue Energie. Bewegung hilft zudem beim Lernen, indem es Kreislauf und Gehirn ankurbelt und glücklich macht. Vielleicht kann man Sport und Lernen ja verbinden.
An manchen Hochschulen helfen Fachleute den Studenten weiter. Sie sprechen mit ihnen über den Leistungsdruck und versuchen sie von Gedanken wie "Ich muss perfekt sein" oder "Ich muss alles wissen" zu lösen. Dabei geht es auch um die Frage, wer oder was denn eigentlich zum Prüfungserfolg beitrug: das Medikament oder man selbst. Letztlich gebühren einem die Lorbeeren nämlich selbst.