Beth-Guvrin im Wandel der Zeit

Historisches

Städte und Krieg

Aus vorchristlicher Zeit

Man weiß durch historische Quellen und Ausgrabungen, daß Jochanan Horkanus I. Marescha im Jahre 112-113 v. Chr. eroberte; die ganze Stadt trat zum Judentum über. Bei der Eroberung durch die Hasmonäer wurden fast alle Bauten in der Oberstadt und Unterstadt zerstört. Zwar wurde die Stadt wieder aufgebaut, doch sie blieb klein und 40 v. Chr. zerstörten sie die Parther.
Beth-Guvrin entstand anstelle von Marescha. Der Ort wird von Josephus Flavius 68 n. Chr. im „Judäischen Krieg" als einer der von Vespasian eroberten Städte erwähnt. Nach der Zerstörung des zweiten Tempels lebte bis zum Bar-Kochba-Aufstand (132-135 n. Chr.) eine jüdische Gemeinde in der Umgebung. Um 200 n. Chr. nennt Septimus Severus die Stadt „Eleutheropolis" (Stadt der Freien); das Gebiet reichte von der Küste bis zum Toten Meer und von Beth-Schemesch bis Be´er Shewa.

Die Bewohner wurden mit der nötigen Wassermenge durch zwei Wassertunnel aus weit entfernten Quellen versorgt. Fünf breite Straßen, mit Meilensteinen bezeichnet, führten von allen Richtungen zur Stadt. In hellenistischer Zeit wurde auch ein Amphitheater gebaut (eines der besterhaltenen: sogar die Gänge für die Raubtiere sind noch erhalten: die perfekte Kulisse für Sandalenfilme wie „Gladiator" oder „Spartakus"!). In byzantinischer Zeit war Beth-Guvrin ein wichtiges christliches Zentrum; es gibt eine Kirche (aus Teilen vom Amphitheater gebaut); auf einem Hang eine Apsis (in der Kreuzfahrerzeit renoviert); mehr ist von der Kirche nicht erhalten.
Das beeindruckendste Erlebnis waren für mich die „Glockenhöhlen" (die größte hat eine Höhe von 25 Metern) und das riesige Kolumbarium, mit Platz für 3000 Tauben. Wahrscheinlich hatte man Tauben zu kultischen Zwecken (Aphroditekult?)gezüchtet. - Inzwischen ist das „Taubenhaus" wieder bewohnt: als ich die Stufen hinabging, hörte ich unruhiges Gegurre; mit ratternden Flügeln eilten die Tauben bei meiner Annäherung ins Freie.

Aber auch im „British Park" gibt es eine „Glockenhöhle." Ich hatte sie eher zufällig bei einer Wanderung entdeckt. Sie ist weitaus kleiner als die „Glockenhöhlen" von Beth Guvrin, mit ihren verzweigten Gängen und verborgenen Eingängen. Was mich bei dieser kleinen Höhle (sie war vielleicht drei Meter hoch) am meisten beeindruckte, war die akustische Entsprechung ihres Namens: als ich mich dem winzigen Eingang (ich mußte in die Höhle kriechen) näherte, war lautes Gebrumm zu hören: wilde Bienen hatten sich im weichen Gestein ihre Behausungen gegraben.
Ich zögerte, belehrt durch meine Bekanntschaft mit aggressiven Honigbienen (Gadi hatte mir erzählt, daß wegen des Honigs Bienenstämme gestohlen wurden; seitdem ketteten die geschädigten Imker ihre Bienenstöcke fest und züchteten bewußt aggressive Bienenvölker - mit zornigem Gebrumm waren bei meiner Wanderung einige dieser Bienen in meinem Haar gelandet, wo sie zu stechen versuchten; an der Schulter erwischte mich dann eine, - ohne indes ihren Stachel einzubüßen:
waren diese wilden Völker Abkömmlinge von Wespen?), bald aber merkte ich, daß die goldpelzigen Bienen erst neugierig über meinem Kopf schwebten, um dann sanft brummelnd in ihren Erdhöhlen zu verschwinden. So war ich ohne weitere Störung in die Höhle eingedrungen, wo ich über die phantastische Akustik staunte: das Summen der Bienen klang wie der Brummton einer Glocke.